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04/18 PERSONALquarterly
-innen umgesetzt (65-100%; Abb. 3). Bei zwei Kriterien erga
ben sich geringere Werte: Nur 43.3% informierten über ihren
Familienstand und nur 45.7% dachten daran, den Lebenslauf
mit einer Unterschrift zu versehen. Mehr als ein Viertel (28.3%)
der Lebensläufe wies zudem Tippfehler auf. Die durchschnitt
liche Fehleranzahl lag bei einem Tippfehler (1.02). Signifikante
Unterschiede zwischen Praktikums- und Traineestellen ließen
sich nur bei zwei Kriterien finden. Hier verhielten sich die
Traineebewerber/-innen in stärkerem Maße ratgeberkonform,
indem sie signifikant häufiger ihre derzeitigen Tätigkeiten be
schrieben (
Chi
2
= 19.37
p
<.001) und häufiger darauf achteten,
eine einheitliche Schrifttype zu verwenden (
Chi
2
= 4.59
p
<.05).
In einem zweiten Schritt wurde die kriterienbezogene
Validität überprüft. Hierzu wurden die Ausprägungen aller
Kriterien aus den Bewerbungsunterlagen mit den sieben Per
sönlichkeitsmerkmalen korreliert. Aufgrund der Vielzahl der
Korrelationen (sieben Persönlichkeitsmerkmale korreliert mit
26 Kriterien = 182 Korrelationen) bestand die Gefahr einer
Alphafehler-Inflation
1
. Um diesem Problem zu begegnen, wur
de das Alpha-Niveau auf 1% festgesetzt. Die Ergebnisse waren
sehr eindeutig. Bezogen auf das Anschreiben ergaben sich le
1 Werden sehr viele Signifikanztests durchgeführt, so besteht die Gefahr, dass einige signifikante Er-
gebnisse per Zufall signifikant werden. Bei einem Alpha-Niveau von 1% ist diese Gefahr sehr gering,
sie liegt bei gerade einmal 1%.
diglich drei signifikante Zusammenhänge (Abb. 4). Die explizi
te Darlegung der eigenen Passung zur ausgeschriebenen Stelle
ging mit einer höheren Extraversion einher (
r
=.27). Je stärker
die sozial-externale Kontrollüberzeugung der Bewerber/-innen
ausgeprägt war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit,
dass sie im Anschreiben ihre Bewerbungsmotivation offenbar
ten (
r
=-.32) und das Unternehmen als besonders attraktiven
Arbeitgeber lobpreisten (
r
=-.39). Bezogen auf den Lebenslauf
ließ sich in keinem einzigen Fall ein signifikanter Zusammen
hang zu einem Persönlichkeitsmerkmal belegen (Abb. 5).
Diskussion
In Deutschland ist es eine weit verbreitete Praxis, Bewer
bungsunterlagen nach primär formalen Kriterien, wie etwa
der übersichtlichen Gestaltung des Lebenslaufes oder der Häu
figkeit von Tippfehlern, zu bewerten (Kanning, 2016a). Welche
konkreten Interpretationen Arbeitgeber damit verbinden, ist
einstweilen unbekannt. Hierzu stehen weitere Studien noch
Abb. 5:
Validität der formalen Kriterien im Lebenslauf
Kriterium
Zusammenhang zu
Neurotizismus Extraversion
Offenheit
Gewissenhaft.
Verträglichkeit
Leistungsmoti.
Externalität
Foto
.00
.00
.07
.06
-.07
.01
-.02
Hobbys
-.05
-.08
.10
.11
.15
.11
-.16
Familienstand
.13
.00
.02
-.08
-.04
-.09
.17
Geburtsdatum
.18
-.09
-.10
-.14
.08
-.10
-17
Tippfehler
.00
.05
-.03
-.03
-.03
.08
-19
Datum
.07
-.02
.00
-.07
.06
.02
-.00
Unterschrift
.03
.05
.12
.07
-.05
.06
-.20
Tätigkeitsbeschreibung
-.13
.07
.04
-.04
-.09
.03
-.06
einheitliche Schrifttype
.07
.03
-.02
-.02
-.06
-.04
-.05
einheitliche Schriftgröße
-10
.08
-.11
-.07
-.05
-.13
.05
zeitl.-inhaltl. Chronologie
–
–
–
–
–
–
–
sonstige Fähigkeiten
.00
.07
-.05
.06
.00
-.03
.03
Anmerkung: Dargestellt sind Korrelationskoeffizienten nach Pearson bei der Anzahl der Tippfehler, ansonsten nach Spearman, ** p < .01
Quelle: Eigene Darstellung