PERSONALquarterly 4/2018 - page 39

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04/18 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Erstmals wird der Frage nachgegangen, inwieweit formale Kriterien der
Gestaltung von Bewerbungsunterlagen valide Aussagen im Hinblick auf Persönlichkeits-
merkmale ermöglichen.
Methodik:
Die Anschreiben und Lebensläufe von 127 realen Bewerbern/-innen werden
hinsichtlich formaler Kriterien analysiert und anschließend der Zusammenhang zu sieben Per-
sönlichkeitsmerkmalen berechnet. Nur vereinzelt fanden sich signifikante Zusammenhänge.
Praktische Implikationen:
Es erscheint nicht sinnvoll, die regelkonforme Gestaltung von
Bewerbungsunterlagen bei Auswahlentscheidungen zu berücksichtigen.
Ansprechpartner imUnternehmen mit Namen ansprechen und
nicht mit „Sehr geehrte Damen und Herren“.
Ob derartige Kriterien bei der Sichtung der Bewerbungsun­
terlagen Zusammenhänge zu stabilen Persönlichkeitsmerkma­
len oder Indikatoren der beruflichen Leistung am Arbeitsplatz
aufweisen, ist bislang völlig unbekannt, da keine entspre­
chenden Studien vorliegen. An dieser Stelle setzt unsere Un­
tersuchung an. Die vorliegende Studie ist ein erster Schritt zur
Exploration der möglichen Validität primär formaler Kriterien
der Gestaltung von Bewerbungsunterlagen, wie sie einerseits
aus der Perspektive der Ratgeberliteratur als regelkonform
erscheint und andererseits aus der Perspektive der Arbeit­
geber häufig auch Berücksichtigung findet. Untersucht wird
in starkem Maße auf die Einhaltung formaler Regeln achten:
Bspw. bewerten knapp 40% der Befragten ein Anschreiben
positiv, wenn es nicht länger oder kürzer als eine Seite ist.
Inhaltlich erwarten mehr als 80%, dass die Kandidaten/-innen
im Anschreiben explizit darlegen, warum sie sich bewerben
und weshalb sie glauben, besonders gut für die Stelle geeignet
zu sein. Mehr als 90% bewerten Tipp- bzw. Grammatikfehler
negativ und erwarten eine übersichtliche Darstellung des Le­
benslaufs. Mehr als 50% der befragten Personen wünschen ein
Bewerbungsfoto, das sie anschließend interpretieren können.
Zudem schauen mehr als 40%, ob der Lebenslauf mit Datum
und Unterschrift versehen ist. Ebenso viele interessieren sich
dafür, ob die Bewerber/-innen im Anschreiben den konkreten
Abb. 1:
Angaben zu den eingesetzten Persönlichkeitsskalen
Skala
Beispiel-Item
Anzahl der Items
Mittelwert (Skalenstufen) Standardabweichung
Neurotizismus
Ich sehe mich selbst als jemand, der
sich viele Sorgen macht.
7
2.41
(1-5)
.66
Offenheit
Ich sehe mich selbst als jemand, der
vielseitig interessiert ist.
10
3.76
(1-5)
.62
Extraversion
Ich sehe mich selbst als jemand, der,
voller Energie und Tatendrang ist.
8
3.93
(1-5)
.62
Gewissenhaftigkeit
Ich sehe mich selbst als jemand, der
Aufgaben gründlich erledigt.
9
4.14
(1-5)
.51
Verträglichkeit
Ich sehe mich selbst als jemand,
der hilfsbereit und selbstlos anderen
gegenüber ist.
8
3.79
(1-5)
.55
Leistungsmotivation Ich empfinde Genugtuung dabei, mit
meinen Kräften bis an meine Grenzen
zu gehen.
14
3.55
(1-6)
.51
externale
Kontrollüberzeugung
Ob ich ein Problem löse oder nicht,
hängt häufig von anderen Leuten ab.
8
2.60
(1-6)
.57
Quelle: Eigene Darstellung
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