PERSONALquarterly 4/2018 - page 35

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04/18 PERSONALquarterly
nicht-türkischstämmigen Automobilverkaufsberater betreut.
Kundenbindung an den Automobilhersteller: Zur Erfas-
sung der Kundenbindung an den Automobilhersteller wurde ei-
ne von den Verfasserinnen modifizierte Form der sieben Items
verwendet, die nach Homburg und Fürst (2010) gebräuchliche
Formulierungen zur Erfassung der Kundenbindungsdimensi-
on Verhaltensabsichten darstellen. Im Rahmen der Modifizie-
rung wurden die Items von einer Frage- in eine Aussageform
umgewandelt und auf das Thema Automobil bezogen (Beispiel­
item: „Ich möchte langfristig ein Kunde von diesem Automo-
bilhersteller bleiben“; ursprüngliche Formulierung: „Wollen
Sie langfristig Kunde der Firma XYZ bleiben?“; 5-stufige Skala
von 1 = „Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 = „Stimme voll und
ganz zu“;
α
= .96).
Akkommodationsattribution: Zur Messung der Akkommo-
dationsattribution wurden sechs Items eingesetzt, die sich in
ihrer Formulierung an denen des Konstrukts „Accommodation
Attributions“ von Holland und Ball (1995) anlehnten. Anders
als die Originalitems bezogen sich die Items der vorliegenden
Untersuchung jedoch auf die türkischstämmige Minderheit
in Deutschland und einen Automobilhersteller (Beispielitem:
„Der Automobilhersteller schätzt die türkischstämmige Bevöl-
kerung“; ursprüngliche Formulierung: „This company has a
high regard for the [Hispanic/African-American] community“;
5-stufige Skala von 1 = „Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 =
„Stimme voll und ganz zu“;
α
= .95).
Stärke der türkischen Identität: Die Stärke der türkischen
Identität wurde mittels vier Items erhoben, die sich in ihrer
Formulierung an denen des Konstrukts „Strength of Ethnic
Identification“ von Holland und Ball (1995) anlehnten. Anders
als die Originalitems bezogen sich jedoch auch diese Items
wieder auf die türkischstämmige Minderheit in Deutschland
(Beispielitem: „Ich feiere sehr gerne türkische Feste“; ur-
sprüngliche Formulierung: „I enjoy celebrating [Hispanic/
African-American] cultural events“; 5-stufige Skala von 1 =
„Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5 = „Stimme voll und ganz
zu“;
α
= .88).
Als Kontrollvariablen wurden das Geschlecht und das Alter
verwendet.
Ergebnisse der Studie
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Hypothesentests be-
schrieben.
Einfluss der ethnischen Herkunft des Automobilver-
kaufsberaters auf die Kundenbindung an den Automobil-
hersteller (H1): Zur Prüfung der ersten Hypothese wurde eine
hierarchische Regressionsanalyse gerechnet. Die Ergebnisse
weisen darauf hin, dass die ethnische Herkunft des Automo-
bilverkaufsberaters einen signifikanten Einfluss auf die Kun-
denbindung an den Automobilhersteller hat (
B
= 0.37,
p
< .05)
und die Hypothese H1 somit angenommen werden kann. Dies
bedeutet, dass türkischstämmige Autokäufer, die ihr Fahrzeug
bei einem türkischstämmigen Automobilverkaufsberater ge-
kauft haben, eine höhere Kundenbindung an den Automobil-
hersteller aufweisen als türkischstämmige Autokäufer, die ihr
Fahrzeug bei einem nicht-türkischstämmigen Automobilver-
kaufsberater gekauft haben.
Indirekter Effekt der ethnischen Herkunft des Automobil-
verkaufsberaters über die Akkommodationsattribution auf
die Kundenbindung an den Automobilhersteller (H2): Die
Prüfung der zweiten Hypothese erfolgte unter Verwendung
des Bootstrap-Verfahrens. Im Rahmen der Hypothesenprüfung
zeigte sich, dass ein positiver indirekter Effekt vorliegt, da das
90%-bias-korrigierte-Bootstrap-Konfidenzintervall vollständig
über dem Wert 0 liegt (
B
= 0.41, 90 %
Bootstrap CI
BC [0.16,
0.66]). Das 90%-Konfidenzintervall entspricht einem einsei-
tigen Hypothesentest mit einem Signifikanzniveau von
α
=
.05 (Preacher, Zyphur & Zhang, 2010). Bei der vorliegenden
Mediation handelt es sich um eine vollständige Mediation, das
heißt nach statistischer Kontrolle des Effekts der Akkommo-
dationsattribution war der Effekt der ethnischen Herkunft des
Automobilverkaufsberaters auf die Kundenbindung an den Au-
tomobilhersteller nicht signifikant.
Die Hypothese H2, nach der der Einfluss der ethnischen
Herkunft des Automobilverkaufsberaters auf die Kundenbin-
dung an den Automobilhersteller durch die Akkommodations-
attribution vermittelt wird, kann somit angenommen werden.
Türkischstämmige Autokäufer, die ihr Fahrzeug bei einem
türkischstämmigen Automobilverkaufsberater gekauft haben,
weisen eine positivere Akkommodationsattribution auf als tür-
kischstämmige Autokäufer, die ihr Fahrzeug bei einem nicht-
türkischstämmigen Automobilverkaufsberater gekauft haben.
Eine positivere Akkommodationsattribution wiederum führt
zu einer höheren Kundenbindung an den Automobilhersteller.
Moderation des indirekten Effekts der ethnischen Her-
kunft des Automobilverkaufsberaters über die Akkom-
modationsattribution auf die Kundenbindung an den
Automobilhersteller durch die Stärke der türkischen Iden-
tität (H3): Die Prüfung der dritten Hypothese erfolgte unter
Verwendung des Bootstrap-Verfahrens. Im Rahmen der Hy-
pothesenprüfung zeigte sich, dass der indirekte Effekt der
ethnischen Herkunft des Automobilverkaufsberaters über die
Akkommodationsattribution auf die Kundenbindung an den
Automobilhersteller nicht von der Stärke der türkischen Identi-
tät abhängig ist und somit kein konditionaler indirekter Effekt
vorliegt, da das bias-korrigierte 90%-Konfidenzintervall den
Wert 0 beinhaltet (Index der moderierten Mediation = 0.21,
90 %
Bootstrap CI
BC = [-0.003, 0.54]). Die Hypothese H3 muss
somit abgelehnt werden. Dies bedeutet, dass die Stärke der
türkischen Identität keinen Einfluss auf den Effekt hat, dass
türkischstämmige Autokäufer, die ihr Fahrzeug bei einem
türkischstämmigen Automobilverkaufsberater gekauft haben,
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