PERSONALquarterly 4/2018 - page 27

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04/18 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Wie beeinflusst eine Behinderung die Arbeitsplatzerfahrungen von Mitar-
beitenden und was können Organisationen tun, um die negativen Effekte abzuschwächen?
Methodik:
Zwei große, quantitative Studien in Deutschland, in denen Multi-Ebenen, Analy-
sen und ein Regressions-Diskontinuitäts-Design zum Einsatz kommen
Praktische Implikationen:
Organisationen und Regierungen sollten die Wahl von Be-
zeichnungen (z. B. Schwerbehindertenausweis) überdenken und versuchen, faire
HR-Praktiken zu implementieren sowie ein positives Inklusionsklima zu schaffen.
Selbstachtung (Corrigan/Kerr/Knudsen, 2005).
Stigma durch Assoziierung beschreibt schließlich ein Phäno-
men, bei welchem das Stigma von der betroffenen Person auf
andere Individuen „überspringt“, die mit dem Träger sozial
interagieren. Dabei begegnen sie den gleichen Vorurteilen, Zu-
rückweisungen und Diskriminierungen wie die ursprünglich
Betroffenen (Kulik/Bainbridge/Cregan, 2008). Solche Effekte
von Stigma durch Assoziierung wurden für verschiedene Stig-
mata nachgewiesen, u. a. für Angehörige von Drogenabhän-
gigen oder für Bezugspersonen von Menschen mit psychischer
Erkrankung. Kulik und Kollegen (2008) haben darüber hinaus
argumentiert, dass solche Prozesse gerade auch in Unterneh-
men auftreten und Kollegen vom Stigma eines Mitarbeitenden
mitbetroffen werden können, was wiederum ihr Verhalten be-
einflusst (z. B. durch aktive Distanzierung).
keit, Inkompetenz oder Charakterschwäche der Betroffenen
(Corrigan/Kerr/Knudsen, 2005). Gesellschaftliche Stigma-
tisierung wurde mit einer Reihe negativer Auswirkungen in
Zusammenhang gebracht, zu welchen im Fall von psychischen
Erkrankungen vermehrte Schwierigkeiten auf dem Arbeits-
und Wohnungsmarkt gehören, ein reduzierter Zugang zum
Gesundheitssystem sowie vermehrte Auseinandersetzungen
mit dem Justizsystem (Corrigan/Kerr/Knudsen, 2005).
Selbststigmatisierung setzt auf der gesellschaftlichen Stig-
matisierung auf und beschreibt einen Prozess, bei welchem
Individuen öffentliche Vorurteile übernehmen und auf sich
selbst beziehen. Dabei verinnerlichen sie die Stereotype, be-
fürchten soziale Zurückweisung auf Basis ihres Stigmas und
zeigen negative emotionale Reaktionen wie Scham, Demorali-
sierung sowie reduzierte Selbstwirksamkeitsüberzeugung und
20 %
Behinderung von 50 %
100 %
Abb. 1:
Das RDD-Studiendesign
Schweregrad der Behinderung
Nichtbesitzer eines
Schwerbehindertenausweises
Besitzer eines
Schwerbehindertenausweises
>=50 %
<50 %
Quelle: Eigene Darstellung
1...,17,18,19,20,21,22,23,24,25,26 28,29,30,31,32,33,34,35,36,37,...60
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