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an persönlicher Sicherheit im Umgang mit Risiken vermitteln
werden konnte, während die N-TN im parallel dazu stattfin-
denden regulären Semesterunterricht keine bzw. kaum Lern-
fortschritte in diesen Bereichen machten.
Der größere Lernerfolg der TN, der nach ihren Aussagen
in einer wesentlich verbesserten Rezeption des Umgangs mit
Risiken bestand, lässt sich damit auf die Teilnahme an der
WWP-Exkursion zurückführen. Hierbei spielte vor allem die
veränderte Lernumgebung eine entscheidende Rolle, die die
TN außerhalb des Hörsaals mit einer ungewissen Umgebung
auf demWildwasser konfrontierte. Durch diese Outdoorsituati-
on wurde ein wesentlich größerer Lernerfolg als durch die üb-
liche Unterrichtssituation imHörsaal erreicht. Studierende von
Technikstudiengängen profitieren noch mehr als Wirtschafts-
studenten, Frauen noch deutlich mehr als Männer.
Das hier vorgestellte Konzept lässt sich problemlos auch zur
Schulung von (angehenden) Führungskräften in den Unter-
nehmen anwenden. Als wichtiges Instrument im Bereich der
Personalentwicklung kann es bspw. zur Vorbereitung für ein
darauf folgendes unternehmensinternes Training-on-the-Job
eingesetzt werden, bei dem sich Aspiranten mit einer übertra-
genen Projektverantwortung beweisen können. Das vorgeschal-
tete WWP-Training hat den Vorteil, Nachwuchskräfte gezielt in
der Beurteilung von Risiken zu schulen, ohne dass hierbei
Unternehmensverluste drohen. Da das WWP-Training außer
ausreichend guten Schwimmkenntnissen keine speziellen An-
forderungen an die Teilnehmer stellt, ist es praktisch universell
einsetzbar. Es empfiehlt sich insbesondere für weibliche (an-
gehende) Führungskräfte sowie (angehende) Führungskräfte
aus dem technischen Bereich, die hierdurch theoretisch und
praktisch einen selbstbewussteren, sicheren Umgang mit Ri-
siken erlernen können. Zudem konnte mit diesem experimen-
tellen Forschungsdesign erstmals gezeigt werden, dass sich
bei richtig geplanten und gut durchdachten Outdoortrainings
durchaus Effekte im Hinblick auf die geplanten Ziele der Maß-
nahme nachweisen lassen. Das Vorurteil, es handele sich bei
Outdoortrainigsmaßnahmen um bloße „Pfadfinderromantik“,
konnte damit eindeutig widerlegt werden.
SUMMARY
Research question:
Within an academic outdoor-course, students
were taught risk management contents, which they later practiced
on a whitewater river. An intervention study should determine the
learning success of the participants.
Methodology:
Therefore a standardized questionnaire was created.
Parallel to the course participants (TN) non-participating students
were interviewed (N-TN).
Practical implications:
TN had significantly more learning progress,
e.g. an increase in risk awareness, in assessment of risks and in the
ability to say “no”. In particular, female TN benefited from the course.
PROF. DR. GERRIT HORSTMEIER
Fakultät Wirtschaft, Hochschule Furtwangen
E-Mail:
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MARKUS KIENLECHNER
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LAILAH MAKLOUF
Fakultät Wirtschaft, Hochschule Furtwangen
DR. MED. LOTTE HABERMANN-HORSTMEIER, MPH
Villingen Institute of Public Health
Steinbeis-Hochschule Berlin
1...,43,44,45,46,47,48,49,50,51,52 54,55,56,57,58,59,60,61,62,63,...68
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