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01/17 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Sind Outdoor-Wildwasserseminare geeignet, um Studierenden Risk-Ma-
nagement-Inhalte zu vermitteln? Im Rahmen eines Outdoor-Wildwasserseminars wurden Stu-
dierenden Risk-Management-Inhalte vermittelt, die sie auf einem Wildwasserfluss praktisch
erprobten. Eine Interventionsstudie sollte nun den Lernerfolg der Kursteilnehmer ermitteln.
Methodik:
Es wurde ein standardisierter Fragebogen erstellt. Parallel zu den Kursteilneh-
mern (TN) wurden nicht-teilnehmende Studierende (N-TN) befragt.
Praktische Implikationen:
Die TN konnten im gleichen Zeitraum größere Lernfortschritte
machen als die N-TN, v.a. im bewussteren Umgang mit Risiken, der Einschätzung von Risiken
und der Fähigkeit, „Nein“ sagen zu können. Insbesondere weibliche TN profitierten vom Kurs.
Die Kursteilnehmer erhalten einige Wochen vor dem Kurs
ein Skript mit Literaturhinweisen. Darin werden die Manage-
mentaufgaben und die dafür nötigen sozialen, methodischen
und fachlichen Voraussetzungen erläutert. Während der Ver-
anstaltung findet morgens ein theoretischer Vertiefungsunter-
richt statt. Dann wird das Gelernte auf (anfängergeeignetem)
Wildwasser in die Praxis umgesetzt. Abends werden Gesamt-
und Einzelfeedbackrunden durchgeführt.
Die HFU-Lehrevaluationen der Teilnehmer/-innen an den
ersten WWP-Veranstaltungen fielen sehr positiv aus, gaben
aber keine Antworten auf die Fragen, ob ein Transfer der Lern-
inhalte in die eigene Handlungskompetenz der Studierenden
gelingt. Eine wissenschaftliche Studie sollte daher untersu-
chen, ob die WWP-Veranstaltung ein geeignetes Tool für die
Managementausbildung ist. Die hier vorgelegte Ausarbeitung
konzentriert sich dabei auf die Hypothese, dass die WWP-Teil-
nehmer mehr Sicherheit im Umgang mit Risiken erlernen und
gewinnen konnten als Nichtteilnehmer im selben Zeitraum.
Methode und Ergebnisse
Die vorliegende Studie wurde über fünf Semester (Sommer
2013 bis Sommer 2015) durchgeführt. Pro Semester wurden
zwei Gruppen gebildet. Die erste Gruppe (Teilnehmer = TN)
bildeten Studierende, die zusätzlich zum üblichen Curricu-
lum an der WWP-Veranstaltung teilnahmen. Die zweite Grup-
pe (Nicht-Teilnehmer = N-TN) waren Studierende, die nicht an
der Veranstaltung teilnahmen, sondern ihr normales Curricu-
lum absolvierten. Beide Gruppen bestanden aus Studierenden
unterschiedlicher Fakultäten (Wirtschaft, Engineering, Infor-
matik) und unterschiedlicher Studiengänge (überwiegend Ba-
chelor-Studiengänge) der HFU. Für die N-TN-Gruppe wurden
Probanden gewonnen, die hinsichtlich der Verteilung von Ge-
schlecht, Studiengang, Semesterzahl und Alter der TN-Gruppe
vergleichbar waren. Die Akquisition der N-TN geschah über die
TN. Jeder TN war aufgefordert, zwei N-TN zu gewinnen, die ihm
in Hinblick auf die zuvor genannten Kriterien entsprachen und
Interesse am der WWP-Veranstaltung hatten. Die N-TN-Gruppe
war im Vergleich zur TN-Gruppe daher mehr als doppelt so groß.
Es wurde ein strukturierter Fragebogen mit 35 überwiegend
geschlossenen Fragen ausgearbeitet. Der Fragebogen enthielt
allgemeine Fragen u.a. zu Alter, Geschlecht und Studienfach
der Studierenden. Der spezielle Teil war in die fünf Manage-
mentbereiche „Entscheidungsfindung“, „Reflektions- und
Selbstmanagement“, „Team Management“, „Strategie und
Planung“ sowie „Risk Management“ (Risikobeurteilung) ge-
gliedert. Diese Themenbereiche waren zuvor Gegenstand des
Unterrichts der WWP-Veranstaltung. Jeder Bereich umfasste
vier bis sechs Items. Die Probanden waren bei jedem Item
aufgefordert, auf einer 5-stufigen Ratingskala den Grad ihrer
Zustimmung zu einer Aussage anzugeben.
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit dem The-
ma „Beurteilen von Risiken“ (Risk Management). In Item 1 die-
ses Themenbereichs geht es um den selbstbewussten Umgang
mit Risiken. Item 2 beschäftigt sich mit der Einschätzung von
Risiken. Die Inhalte von Item 3 und 4 sind das Eingehen von
Risiken in einer unsicheren Umgebung und die Fähigkeit, bei
unkalkulierbaren Risiken „Nein“ sagen zu können. Die Studie
geht dabei von der Hypothese aus, dass die WWP-TN mehr
Sicherheit im Umgang mit Risiken erlernen und gewinnen
konnten als die N-TN im selben Zeitraum.
Der Fragebogen wurde von den TN und N-TN sowohl vor als
auch nach dem Kurs ausgefüllt. Die zweite Befragung erfolgte
einige Wochen nach Ende der 6-tägigen Exkursion.
Die Daten der anonymisierten Fragebögen wurden zur Vali-
dierung doppelt erfasst und anschließend statistisch ausgewer-
tet. Um eine mögliche Altersabhängigkeit bei den Antworten
sichtbar zu machen, wurden Altersgruppen gebildet. Wir gin-
gen dabei davon aus, dass die überwiegende Mehrzahl der Stu-
dierenden ≤ 25 Jahre alt ist und dass die über 25-Jährigen durch
Berufserfahrung und/oder eine zusätzliche Aus- bzw. Weiterbil-
dung möglicherweise schon mehr Sicherheit imUmgang mit Ri-
siken erworben haben. Anschließend wurden uni- und bivariate
Analysen durchgeführt, sowie jeweils ein Chi
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-Test (Pearson)
und/oder Fisher‘s exact-Test berechnet.
Alle 60 TN nahmen an der Befragung teil. Die NT-Gruppe um-
fasste 141 Studierende. Es wurde angestrebt, dass alle TN und N-
TN den Fragebogen jeweils vor und nach der WWP-Veranstaltung
ausfüllen. Insgesamt wurden 370 Fragebögen ausgewertet. 362
Fragebögen (97,8%) waren vollständig ausgefüllt. Die TN waren
im Schnitt etwas älter als die N-TN (p = 0.000). Unter den TN