PERSONALquarterly 1/2017 - page 51

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01/17 PERSONALquarterly
Diskussion der Ergebnisse
Nach der WWP-Veranstaltung stiegen Risikobewusstsein und
selbstbewusster Umgang mit Risiken bei den TN nach ihrer
eigenen Einschätzung erheblich und weit über das Niveau der
N-TN hinaus an. Die Lernfortschritte bei den TN sind insge-
samt signifikant höher als bei den N-TN. Der subjektive Lern­
erfolg kann auf die Teilnahme an der WWP-Veranstaltung
zurückgeführt werden, da die TN im Umgang mit Risiken in
einer für sie unbekannten Umgebung trainiert wurden.
Aussage 2 beschäftigte sich mit der Beurteilungsfähigkeit
von Risiken in unsicheren Situationen. Auch hier zeigten sich
die TN vor dem Kurs wesentlich zögerlicher als die N-TN. Eine
Situation, die sich nachher umkehrte: Der Anteil der TN, die
angaben, sie hätten Risiken besser einzuschätzen gelernt, stieg
von 31,7% auf 82,5% (p = 0,0001). Bei den N-TN änderte sich
hingegen kaum etwas. Insgesamt antworteten die TN bei der
2. Befragung wesentlich entschiedener als die N-TN. Nur noch
10,5% der TN konnten sich nicht entscheiden, ob sie hier etwas
gelernt hatten. Keiner der TN kreuzte nun die Antwortkatego-
rie „strongly disagree“ an. Der Lernzuwachs der TN-Gruppe
dürfte v.a. darauf zurückzuführen sein, dass sie praktische
Instrumente (z.B. 3x3-Reduktionsmethode, spezifische Fragen-
kataloge zu Risikoeinschätzung) kennengelernt haben. Eine
falsche Risikoeinschätzung hätte eine negative Konsequenz
gehabt (z.B. eine Kenterung). Als Ergebnis gaben die meisten
TN danach an, Risiken nun zutreffend einschätzen zu können.
Bei der Risikoeinschätzung zeigten sich keine signifikanten
Unterschiede zwischen Frauen und Männern sowie zwischen
den beiden Altersgruppen ≤ 25 Jahre.
Auch im Hinblick auf das Eingehen von Risiken hatten die TN
durch die Wildwasserpraxis mehr Erfahrungen sammeln können
als die N-TN imHörsaal. Vor der Veranstaltung hatten die TN hier
weniger Erfahrungen angegeben („strongly disagree/disagree“
28,3%; N-TN: 19,8%). Der Zuwachs von 42,4% bei denen, die anga-
ben, nun gelernt zu haben, kalkulierte Risiken einzugehen, kann
als Lernerfolg durch den Kurs interpretiert werden. Auch hier
war der Anteil derjenigen ohne Lernerfolg (7%) entsprechend
gering. Bei den N-TN änderte sich dagegen kaum etwas. Ein
Grund für den Lernerfolg der TN könnte die praktische Übung
sein, wie man objektive Risiken einschätzt und wie diese sich
durch konkrete Maßnahmen minimieren lassen. Während des
Kurses wurden diese praktischen Erfahrungen mit der Theorie
verknüpft. Die Verbindung von handlungsorientiertem Ansatz
in der Wildwasserpraxis mit der Vermittlung von theoretischem
Hintergrund lässt die TN Risiken besser beurteilen und sicherere
Entscheidungen treffen. Überraschend waren die deutlichen
Unterschiede im Lernfortschritt zwischen den Geschlechtern
(Zustimmungszuwachs: Männer 24,9%, Frauen 60,9%) sowie
zwischen TN-Frauen und N-TN-Frauen (Zustimmung 2. Befra-
gung: TN-Frauen: 96,8% vs. N-TN-Frauen: 48,0%). Der selbst
eingeschätzte Lerneffekt war bei Frauen also erheblich größer
als bei Männern. Dieses Ergebnis scheint Untersuchungen zu
bestätigen, dass es geschlechterunterschiedliches Risikoverhal-
ten gibt und dieses bei Frauen durch äußere Umstände stärker
beeinflussbar ist (Booth/Nolen 2012). Bei den N-TN fand sich bei
der 2. Befragung keine Veränderung im Zustimmungsverhalten.
Im Hinblick auf das Alter der TN konnten nur die beiden Alters-
gruppen bis 25 Jahre betrachtet werden. Es ließ sich kein signi-
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
0 strongly
disagree
disagree
neither nor
agree
strongly agree
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Ergebnisse zur Item 2 – Einschätzung von
Risiken – vor und nach der WWP-Veranstaltung
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
0 strongly
disagree
disagree
neither nor
agree
strongly agree
TN
N-TN
a.
b.
5 Differenz „agree/strongly agree“, Nachher - Vorher, Teilnehmer: 69,3 % - 44,4 % = 24,9 Prozentpunkte
Differenz „agree/strongly agree“, Nachher - Vorher, Nicht-Teilnehmer: 64,2 % - 59,3 % = 4,9
Prozentpunkte
Zustimmungszuwachs: 24,9 Prozentpunkte - 4, 9 Prozentpunkte = 20,0 Prozentpunkte
6 Differenz „agree/strongly agree“, Nachher - Vorher, Teilnehmerinnen: 96,8 % - 36,3 % = 60,5
Prozentpunkte
Differenz „agree/strongly agree“, Nachher - Vorher, Nicht-Teilnehmerinnen: 48,0 % - 56,3 % =
-8,3 Prozentpunkte
Zustimmungszuwachs: -8,3 Prozentpunkte - 60,5 Prozentpunkte = 68,8 Prozentpunkte
1...,41,42,43,44,45,46,47,48,49,50 52,53,54,55,56,57,58,59,60,61,...68
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