PERSONALquarterly 1/2017 - page 52

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PERSONALquarterly 01/17
NEUE FORSCHUNG
_PERSONALENTWICKLUNG
fikanter Unterschied nachweisen, wohl weil sich beide Gruppen
z.B. hinsichtlich ihrer Vorerfahrungen stark ähnelten. Erstaunli-
cherweise war der Lernerfolg der TN aus Technikstudiengängen
hier geringer als der aus Wirtschaftsstudiengängen. Dies hängt
wahrscheinlich damit zusammen, dass der Männeranteil dort
höher war (Technik 44,7%, Wirtschaft 32,3%) und der Lernerfolg
bei den Männern geringer ausfiel.
Bei den TNwar – anders als bei den N-TN - nach demKurs ein
deutlicher Lernzuwachs hinsichtlich der Aussage zu verzeich-
nen, gelernt haben, an erforderlicher Stelle „Nein“ zu sagen.
Die TN waren im Wildwasser ständig mit Herausforderungen
konfrontiert, die ihnen eine Entscheidung abverlangten. Dies
kann z.B. auch bedeuten, eine schwierige Stelle eben nicht zu
fahren („Nein“ zu sagen) und zu umtragen
7
. Für die TN war das
eine sehr wichtige Erfahrung. Die N-TN haben im regulären
Hochschulunterricht in dieser Hinsicht nichts dazugelernt.
Beachtlich ist besonders der Lernfortschritt der weiblichen
TN, der – von einer annähernd gleichen Zustimmungsrate
ausgehend – erheblich über dem der männlichen TN liegt.
Und dies, obwohl gerade während einer solchen Veranstaltung
gruppendynamische Prozesse ablaufen, die besonders hohen
Druck aufbauen, Bedenken hintanzustellen. Für die Frauen
waren solche konkreten Erfahrungen offensichtlich besonders
wichtig (vgl. O’Brien, 2014) und führten bei vielen weiblichen
TN dazu, ihre Fähigkeit „Nein“ zu sagen, auszubauen.
Da der Lernerfolg der TN aus Technikstudiengängen trotz
höherem Männeranteil größer war als der der TN aus Wirt-
schaftsstudiengängen, ist anzunehmen, dass die Differenz
zwischen beiden Gruppen bei gleicher Verteilung noch größer
gewesen wäre. Allerdings ist der erreichte Endzustand bei bei-
den Studienrichtungen etwa gleich (Zustimmung: Wirtschaft
78,4%, Technik: 78,6%), während der Ausgangspunkt bei den
TN aus Technikstudiengängen tiefer liegt. Hier gab es also noch
erheblichen Nachholbedarf.
Fazit
Unternehmen agieren in einer ähnlich unsicheren Umgebung
wie der Paddler auf einemWildwasserfluss. Sie haben es mit im-
mer komplexeren Technologien und immer sensiblerem Know-
how zu tun. Viele bewegen sich zudem auf internationalem, un-
sicherem Parkett. Unternehmerisches Handeln ist daher immer
mit Risiken verbunden. Das Risikomanagement gehört deshalb
zu Recht zum Ausbildungskanon der Betriebswirtschaftslehre.
Risiken beurteilen zu können, ist ein wichtiger Aspekt hierbei.
Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung eines formalen Proce-
deres, sondern auch um die praktische Einübung, wie es den TN
im Rahmen der WWP-Veranstaltungen möglich war.
Die vorliegende Studie konnte einen hohen Lernerfolg der
Veranstaltungs-TN im Managementbereich „Beurteilen von
Risiken“ nachweisen. Die TN fühlten sich nach dem Kurs im
Umgang mit Risiken wesentlich sicherer als die im Vergleich
dazu befragten N-TN. Dies gilt insbesondere für
3
den selbstbewussten Umgang mit Risiken,
3
die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen,
3
ein höheres Zutrauen im Eingehen von Risiken,
3
die Fähigkeit, nach Abwägung bei unkalkulierbaren Risiken
auch „Nein“ sagen zu können.
Das Ergebnis bestätigte damit die Ausgangshypothese, dass
den TN durch die Veranstaltung ein erheblich höheres Maß
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vorher
nachher
vorher
nachher
TN
N-TN
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 2:
Ergebnisse bei Item 3 (Eingehen von Risiken
in unsicherer Umgebung) vorher/nachher
neither nor
agree/strongly agree
Situation bei den männlichen TN und N-TN
Situation bei den weiblichen TN und N-TN
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nachher
vorher
nachher
TN
N-TN
strongly disagree/disagree
7 Damit ist die Portage (= das Über-Land-Transportieren) des Kajaks um ein Hindernis oder einen zu
schwierigen Katarakt herum gemeint.
1...,42,43,44,45,46,47,48,49,50,51 53,54,55,56,57,58,59,60,61,62,...68
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