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01/17 PERSONALquarterly
Wirkung der Maßnahmen auf die Arbeitsfähigkeit
Es ist zu vermuten, dass mit einem stärkeren Einsatz von Maßnah-
men eine höhere Arbeitsfähigkeit der Berufskraftfahrer einhergeht
(vgl. Ilmarinen, 2011). Konform mit dieser Annahme zeigt eine
korrelative Überprüfung für das Ausmaß an „Derzeitigen Maßnah-
men“ signifikant positive Zusammenhänge mit der Gesamtarbeits-
fähigkeit (r = .19, p = .043) sowie der körperlichen (r = .22, p = .022)
und der psychischen Arbeitsfähigkeit (r = .41, p = .000).
Die Stärke des Einflusses derzeitiger Arbeitgebermaßnah-
men auf die Arbeitsfähigkeit lässt sich regressionsanalytisch
für alle fünf Themenbereiche prüfen. Für die körperliche Ar-
beitsfähigkeit ist R
2
= .097
2
(p = .059) signifikant, wobei le-
diglich die Variablen zur Motivierung und Qualifizierung zur
Erklärung beitragen. Der Effekt ist mit f
2
= 0.11
3
klein. Auch
zur Erklärung der psychischen Arbeitsfähigkeit leisten die der-
zeitigen Arbeitgebermaßnahmen einen Beitrag (R
2
= .196, p =
.000). Der Effekt geht auf die Items zur Führung zurück und
ist von mittlerer Stärke (f
2
= 0.24). Demnach gibt es einen Zu-
sammenhang des Ausmaßes an realisierten Maßnahmen und
den verschiedenen Formen der Arbeitsfähigkeit. Um sinnvolle
Fördermaßnahmen ergreifen zu können, bieten die Bereiche
Führung, Motivierung und Qualifizierung Ansatzpunkte.
Abb. 4:
Bewertung der Maßnahmen im Hinblick auf Handlungsbedarf
Quelle: Eigene Darstellung
1,0
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
1,5
2,0
2,5
Als förderlich eingeschätzte Maßnahmen
Fehlinvestitionen
Derzeitige Maßnahmen
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
Sinnvolles bisheriges
Engagement
Berechtigterweise nicht
verfolgte Maßnahmen
Handlungsbedarf
Arbeitsbedingungen
Arbeitsorganisation
Führung
Motivierung/Qualifizierung
Gesundheit
Implikationen für die Praxis
Vor dem Hintergrund des beständigen Personalmangels im
Transportgewerbe wurde in der Studie der Zusammenhang
zwischen der Arbeitssituation von Berufskraftfahrern und
ihrer Arbeitsfähigkeit untersucht. Erkenntnisse darüber sind
bedeutsam, weil sie dem Personalmanagement eine Grund-
lage bieten, die Tätigkeit als Berufskraftfahrer attraktiver zu
gestalten und die Wahrscheinlichkeit für einen gesundheits-
bedingten Ausstieg aus dem Beruf zu verringern. Einige der
Befunde sind für andere der o.g. Tätigkeiten, die durch Perso-
nalknappheit gekennzeichnet sind, ebenso interessant.
Konsistent mit früheren Studienergebnissen (Ilmarinen,
2011) hat sich gezeigt, dass Führung einen Einfluss auf die
psychische Arbeitsfähigkeit hat und Motivierung und Quali-
fizierung im Zusammenhang mit physischer Arbeitsfähigkeit
stehen. Eine Verbesserung der Mitarbeiterführung ist mit re-
lativ geringen finanziellen Investitionen erreichbar und kann
auch in wettbewerbsintensiven Branchen umgesetzt werden.
Führungskräftetrainings, die die Bedeutung der Kommunika-
tion mit Mitarbeitern thematisieren, sind in diesem Zusam-
menhang zu empfehlen. Regelmäßiges leistungsbezogenes
Feedback und die Weitergabe von Informationen über die Situ-
ation des Unternehmens kosten zwar Zeit, sind aber eine gute
Investition in die psychische Arbeitsfähigkeit von Mitarbei-
tern. Ebenso wie ein respektvoller Umgang und die Förderung
von Handlungsspielraum und Initiative sind sie eine Frage
2 R
2
ist der Anteil der abhängigen Variablen (hier die drei Formen der Arbeitsfähigkeit), der durch die
unabhängige Variable (hier die Arbeitgebermaßnahmen) bedingt ist. Das Maß kann zwischen 0 (kein
Zusammenhang) und 1 (perfekter Zusammenhang) liegen.
3 f
2
ist ebenfalls ein Effektstärkemaß, das angibt, ob ein statistisch ermittelter Wert auch praktisch be-
deutsam ist. Es wird im Zusammenhang mit Regressionsanalysen genutzt. Nach Cohen zeigt ein Wert
von 0,02 einen kleinen Effekt, 0,15 einen mittleren und ab 0,35 einen starken Effekt an.