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PERSONALquarterly 01/17
NEUE FORSCHUNG
_ARBEITSFÄHIGKEIT
Ermüdungserscheinungen sowie Beeinträchtigungen des Mus-
kel-Skelett-Systems sind typische Gesundheitsbeschwerden
(Bruder/Rademacher, 2009). Dazu passt auch, dass das durch-
schnittliche Renteneintrittsalter bei Personen aus Verkehrsbe-
rufen unter dem gesetzlichen Renteneintrittsalter liegt.
Nach den Erkenntnissen zumHaus der Arbeitsfähigkeit sollte
durch eine Verbesserung der Arbeitssituation (Stockwerk 4)
und durch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (Stockwerk
1) die Arbeitsfähigkeit aktueller Kraftfahrer erhalten werden
können. Außerdem sollte die Tätigkeit des Berufskraftfahrers
durch derartige Initiativen auch für jüngere Arbeitnehmer in-
teressanter werden. Bei Überlegungen zu möglichen Maßnah-
men ist zu beachten, dass in der Branche starke Vorbehalte
gegenüber kostenintensiven Investitionen in diesem Bereich
bestehen, da höhere Personalkosten in Frachtpreisverhand-
lungen nur bedingt an Kunden weitergegeben werden können.
Vergleichbares gilt auch für die o.g. anderen Tätigkeitsbereiche
mit Personalmangel.
Einflussgrößen und Maßnahmen zur Sicherung
der Arbeitsfähigkeit von Berufskraftfahrern
Eine Bestandsaufnahme der Maßnahmen zu Gesundheits-
schutz und -förderung im Gütertransportgewerbe zeigte für das
Jahr 2008, dass derartige Maßnahmen in Unternehmen kaum
umgesetzt waren (Michaelis, 2008). Lediglich jeder Fünfte be-
fragte Beschäftigte hatte bereits Erfahrungen mit Maßnahmen
des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und nur ein
Drittel berichtete von der Anwendung mindestens einer BGM-
Maßnahme. Die Untersuchung ergab allerdings, dass viele Un-
ternehmen und Beschäftigte BGM-Maßnahmen für die Zukunft
erwogen, sich dazu informiert oder bereits die konkrete Absicht
hatten, BGM-Maßnahmen in ihrem Betrieb umzusetzen.
Die Ergebnisse der im Folgenden dargestellten Studie bieten
eine aktuelle Bestandsaufnahme arbeitgeberseitiger Maßnah-
men zur Sicherung der Arbeitsfähigkeit. Ziel der Studie ist
die Identifizierung von Ansatzpunkten, die Arbeitgeber des
Gütertransportgewerbes, speziell deren Personalmanagement,
im Rahmen von Gesundheitsmanagement, Anreizgestaltung,
Qualifizierung von Mitarbeitern und Entwicklung von Füh-
rungskräften nutzen können, um die Arbeitsfähigkeit von Be-
rufskraftfahrern zu erhalten bzw. zu verbessern und so die
Attraktivität dieser Tätigkeit zu steigern.
Studiendesign
Dazu wurde eine web-basierte Befragung zu Arbeitsfähigkeit
und Arbeitsbedingungen von Berufskraftfahrern durchgeführt.
Wegen des Augenmerks auf Arbeitgebermaßnahmen wurden
nur angestellte Berufskraftfahrer einbezogen. Das Untersu-
chungssample umfasste 464 Berufskraftfahrer einer vorherigen
Umfrage, die per E-Mail zur Teilnahme eingeladen wurden. Die
Befragung fand im Frühjahr 2014 statt. Die Angaben von 124
Abb. 2:
Vom Arbeitgeber realisierte und wünschens-
werte Maßnahmen aus Sicht der Befragten
Maßnahmen in Bezug auf ...
sind umge-
setzt (Ist)
wären förder-
lich (Soll)
Delta
Soll-Ist
M* SD M** SD M***
Arbeitsumgebung
umgehende Instanthaltung des LKW
4,06 1,12 4,09 1,11 0,03
ein komfortables Fahrerhaus
3,10 1,24 4,29 1,12 1,19
Minimierung der körperlichen Anstrengung 2,88 1,10 3,86 1,41 0,98
lärmmindernde Maßnahmen
2,69 1,28 3,71 1,36 1,02
Nutzung technischer Unterstützung beim
Fahren
3,00 1,47 4,11 1,30 1,11
Arbeitseinsatz möglichst im gleichen
Fahrzeug
4,33 1,04 4,35 1,26 0,02
Arbeitsorganisation
gute Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf 2,99 1,34 4,21 1,38 1,22
korrekte Erfassung der gesamten Arbeitszeit 3,47 1,49 4,14 1,44 0,66
Planung des Arbeitseinsatzes nach individu-
eller Leistungsfähigkeit
2,57 1,23 3,74 1,54 1,17
Arbeitseinsatz bei unterschiedlichen Touren 2,64 1,29 3,11 1,62 0,48
vermehrte Organisation der Transporte als
Begegnungsverkehre
2,02 1,33 2,33 1,60 0,31
Führung
regelmäßige Rückmeldung zur Arbeitsleis
tung durch Vorgesetzten
2,24 1,29 3,87 1,43 1,63
respektvoller Umgang durch den Vorgesetz-
ten bzw. Disponenten
3,20 1,38 4,22 1,35 1,03
Förderung von eigenverantwortlichem
Handeln und Eigeninitiative
2,71 1,38 4,01 1,41 1,30
Förderung von Kontakt unter den Mitarbeitern 2,51 1,40 3,68 1,39 1,17
organisierte Informationsvermittlung
2,32 1,30 3,85 1,43 1,53
Motivierung und Qualifizierung
Unterstützung bei der Erlangung von Zusatz-
qualifikationen
3,65 1,47 4,37 1,22 0,73
Vermittlung von fachübergreifenden Inhalten 2,23 1,38 3,89 1,40 1,66
Übernahme von Strafgeldern für Verstöße
gegen Lenk- u. Ruhezeiten
3,04 1,66 3,77 1,58 0,73
leistungsgerechte Bezahlung der Arbeit
2,54 1,28 4,46 1,27 1,93
Prämien für eine kostengünstige Fahrweise 1,99 1,44 4,23 1,35 2,24
Entlohnung der Arbeit mit nicht monetären
Anreizen
1,81 1,31 3,50 1,51 1,70
Gesundheit
Maßnahmen gegen den Bewegungsmangel
1,28 0,85 3,50 1,51 2,22
Schulung im Umgang mit Gesundheitsge-
fährdungen
1,76 1,25 3,73 1,43 1,97
(arbeits-)medizinische Betreuung
1,79 1,20 4,01 1,33 2,22
Quelle: Eigene Darstellung
* N = 103-121, ** N = 98-115
*** Die Unterschiede in den Einschätzungen der beiden Skalen werden als Indikator dafür
interpretiert, wie stark förderliche Maßnahmen (Soll) von bereits umgesetzten Maßnah-
men (Ist) abweichen, um daraus auf Handlungsbedarf bzw. mögliche Ansatzpunkte für
Maßnahmen zu schließen.