PERSONALquarterly 1/2017 - page 63

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Produktivität hoch und was lenkt ab? „Mit dieser App regen
wir die Menschen an, nach sich zu schauen und mit sich in
Kontakt zu kommen“, beschreibt Apelojg. Unternehmen, die
offensiv mit der Gefühlsebene bei Lernprozessen umgehen
die Befragung per App verknüpft mit Puls, Blutdruck und dem
Hautleitwert, kann das die Achtsamkeit sich selbst gegenüber
steigern.“
Barbara Sieben, die heute die Professur für Personalpolitik
an der Helmut-Schmidt-Universität innehat, beschäftigte sich
schon Anfang dieses Jahrhunderts mit dem Wortpaar Manage­
ment und Emotionen. Für ihr Buch „Management und Emo­
tionen“ (Campus Forschung, 2007) wählte sie den Untertitel
„Analyse einer ambivalenten Verknüpfung“. Die Kapitel be­
handeln ein breites Spektrum von Geschlecht und Emotionen,
über emotionale Intelligenz bis zur Emotionsarbeit. Auch bei
ihren gegenwärtigen Forschungen rund um Diversity schwin­
gen emotionale Momente mit. Frauen in der Wirtschaft und
Menschen mit Migrationshintergrund erleben Emotionen in
Organisationen und lösen ebenso unterschiedlichste Gefühle
aus. In einer Präsentation verweist Sieben auf „zahlreiche blin­
de Flecken im Hinblick auf die Verwobenheit und Komplexität
emotionaler Komponenten von Arbeit“. Die Professorin an der
Universität der Bundeswehr Hamburg sagt: „Emotionen sind
aus Organisationen und damit aus dem Management nicht
wegzudenken.“ Und: „Die Managementforschung tut somit gut
daran, sie zu berücksichtigen.“
Emotionsregulierung begrenzt möglich
Zu denen, die sich Emotionen in Unternehmen gründlich an­
schauen, gehört Professor Jürgen Weibler. Der Personalfüh­
rungsspezialist an der Fernuniversität in Hagen und Kopf der
V.l.n.r.: Dr. rer. pol. Benjamin Apelojg (Universität Potsdam), Prof. Dr. Barbara Sieben (Helmut-Schmidt-Universität/Uni-
versität der Bundeswehr Hamburg) und Prof. Dr. Jürgen Weibler (Fernuniversität Hagen)
Internetplattform
gt schlicht:
„Wo es umEntscheidungen geht, geht es immer umEmotionen.“
So auch bei Entwicklungsgesprächen. Sein jüngstes Beispiel ist
die Analyse des „Fremdkörpers Frau imManagement“. Die Stu­
die zeigt plastisch die Emotionen von betroffenen Frauen auf
ihren Karrierepfaden. Dort treffen sie auf der Managerseite auf
Stereotype und tradierte Handlungsmuster. Das Unwohlsein
bei der Entscheidung für eine Frau – auch hier äußert sich ein
Bauchgefühl – steht bei den Männern für Furcht vor Konkur­
renz, davor, einem fremd-ungewissen Muster zu folgen und vor
der Angst, bei Misserfolg zur Verantwortung gezogen zu wer­
den. Der Wirtschaftswissenschaftler und Psychologe Weibler
hält Emotionsregulierung für möglich, allerdings für begrenzt.
Manager können an der Sensibilität arbeiten, damit sie ihren
Gefühlen anderen gegenüber nicht unkontrolliert ihren Lauf
lassen. Menschen arbeiten an sich, um ihre Umgebung besser
zu verstehen. Und bei Teams ist es manchmal notwendig, eine
Metaposition einzunehmen, um zu verstehen, welche Dynamik
im Teamprozess abläuft. Manche körperlichen Reaktionen, be­
schreibt Jürgen Weibler, „wie Mimik und Gestik entziehen sich
der vollständigen Kontrolle“. Automatische Körperreaktionen
wie verkrampfende Hände oder Schweißbildung signalisieren
Emotionen, die Entscheidungsstress begleiten. Da wird das
Unwohlsein für das Gegenüber oder für die Entscheidungssi­
tuation an sich offensichtlich.
Obwohl die verschiedenen Forschungsideen zu Emotionen
als Entscheidungstreiber noch längst keine abgesicherten oder
gar eindeutigen Ergebnisse zeigen, ist John Coates überzeugt
von der Zwangsläufigkeit, mit der das Bauchgefühl den Erfolg
von Entscheidungen bestimmt. Er hat Cambridge verlassen und
arbeitet künftig gemeinsammit einem Technologie-Start-up an
einem Neuprodukt, das mit seiner medizinwissenschaftlichen
Studie in Verbindung steht. Ob Coates das richtige Bauchgefühl
hat, wird die Zukunft zeigen – für ihn wie für das Start-up.
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