PERSONALquarterly 1/2017 - page 65

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01/17 PERSONALquarterly
PROF. DR. PATRICK KAMPKÖTTER
Lehrstuhl für Managerial Accounting
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Eberhard Karls Universität Tübingen
die Messbarkeit machen, erst dann kann man Beurteilungs-
systeme so gestalten, dass sie zum gewünschten Erfolg füh-
ren“, schließt Patrick Kampkötter aus den Einzelergebnissen
seiner Untersuchungen.
Sein Methodenspektrum hat der Wissenschaftler inzwi-
schen stark erweitert. Randomisierte Feldexperimente, in de-
nen so auf einzelne Faktoren Einfluss genommen wird, dass
Kausalität bewiesen werden kann, sind im Personalsektor
noch selten. Der Forscher wirbt für Pilotstudien mit klaren
Fragestellungen in einzelnen Unternehmen. Doch auch große
Datenmengen können nah an den „Goldstandard der Laborsi-
tuation“ herankommen, so Kampkötter. Die Erkenntnisse aus
der Personalökonomik, der qualitativen Forschung und auch
der Arbeitspsychologie ergänzen sich. Mitarbeiterbefragungen
tragen Aspekte bei, die in Unternehmen anders nicht erfassbar
sind. Ein interdisziplinärer Mix bringt runde Ergebnisse, weil
der Untersuchungsgegenstand aus verschiedenen Perspekti-
ven erforscht wird. Der Professor betont: „Fundierte Forschung
braucht eine saubere theoretische Basis, gute Empirie und
sollte in Handlungsempfehlungen münden, damit Personal-
praktiker etwas damit anfangen können.“ Selektionsprobleme
müssen offengelegt und Ergebnisse entsprechend vorsichtig
interpretiert werden. Für eine knackige Schlagzeile mag Pro-
fessor Kampkötter seine Forschung nicht glattbügeln.
Forschung kostet Firmen weder Zeit noch Geld
Vielmehr möchte er Personalmanager und mittelständische
Geschäftsführer davon überzeugen, dass Bauchentscheidun-
gen, die immer noch überwiegen, ausgesprochen unsicher in
ihrer Wirkung sind und dass Firmen von gesicherten Analy-
sen profitieren. In Unternehmen lagern seiner Meinung nach
„Riesenschätze, aber es fehlt die Zeit zur Datenaufbereitung“.
Genau die bietet der 37-Jährige. Der Wissenschaftler geht auf
Kongresse und erklärt seinen Forschungsansatz dort, wo die
Praktiker sind. Kampkötter hat ein schlagendes Argument:
Seine Forschung kostet die Unternehmen weder Zeit noch
Geld. Was der Hochschullehrer benötigt, sind Daten oder die
Bereitschaft zu Pilotstudien – und die Offenheit für Ergebnis-
se, die auch mal unbequeme Wahrheiten ans Licht befördern.
Denn beim Start einer empirischen Studie ist das Ergebnis of-
fen. Seine Währung sind (anonymisierte) Publikationen, dafür
liefern er und sein Team fundierte Analysen.
Seit 2012 ist Patrick Kampkötter an dem Großprojekt „Ar-
beitsqualität in deutschen Betrieben“ beteiligt, das vom Bun-
desministerium für Arbeit und Soziales, von BDA und DGB
unterstützt wird. Der Tübinger Forscher betrachtet in meh-
reren Untersuchungswellen unter anderem das Zusammen-
spiel von Anreizsystemen und Mitarbeiterwahrnehmung. Hier
werden große Datenmengen bewegt – Mitarbeiterdaten, Daten
aus der Sozialversicherung – und mit Firmendaten zusam-
mengeführt.
Der Lehrstuhlinhaber hat sich zwar mit allen Varianten von
Anreizsystemen in derWirtschaft einenNamen gemacht – ganz
besonders im Bankensektor. Aber beschränken lässt er sich
nicht auf diesen Schwerpunkt. Gerade hat Professor Kampköt-
ter ein Papier zu Eliteuniversitäten veröffentlicht. Und künftig
will er sich stärker mit der Mitarbeiterbindung beschäftigen.
Seit diesem Jahr ist er Mitglied der DFG-Forschungsgruppe,
die den deutschen Arbeitsmarkt in der globalisierten Welt un-
ter die wissenschaftliche Lupe nimmt. Sein Schwerpunkt: die
empirische Analyse von Bindungsinstrumenten. Patrick Kamp-
kötter will Unternehmen, die sich generell überlegen müssen,
wie sie begehrte Fachkräfte halten, Hinweise zur Wirksamkeit
von Bindungsinstrumenten geben. Ob mit Sozialleistungen
oder Gehalt, ob mit Führungskultur oder Freistellungen, ob
mit flexiblen Arbeitszeiten oder Gesundheitsmanagement:
Was Mitarbeiter wirklich hält, ist noch nicht ausgemacht. Pa-
trick Kampkötter sieht da Bedarf an evidenzbasierten Unter-
suchungen. Der Wissenschaftler und Hochschullehrer bleibt
also am Puls der Zeit und nahe an den Fachkräftesorgen der
Unternehmen, die – das ist schon sicher – Mitarbeitern künftig
einiges werden bieten müssen.
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