PERSONALquarterly 1/2016 - page 21

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01/16 PERSONALquarterly
Persönliches Treffen
Video-Konferenz
Video-Chat
Telefonkonferenz
Telefongespräch
Shared Documents
E-Mail
Briefpost
Text-Chat/SMS
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 7:
Einsetzbarkeit von Kommunikationsmedien in
virtuellen Teams
Unpersönlichkeit des
Kommunikationsmediums
Einsetzbarkeit von Medien
in virtuellen Teams
ungünstig
hoch
Deeskalations­
wirkung
günstig
niedrig
niedrig
hoch
Kommunikation bleibt somit der kritischste Erfolgsfaktor in
virtuellen Strukturen. Allerdings wird der persönliche Bezie-
hungsaufbau niemals wegfallen, da er die Voraussetzung zum
Vertrauensaufbau und zur Teamführung und -partizipation ist
(Sarker et al., 2011).
Fazit
Virtuelles Führen ist und wird die größte Herausforderung
für Führungskräfte in der Zukunft sein. Folgende dynamische
Treiber lassen das virtuelle Team nicht mehr als Ausnahme
erscheinen sondern zum Regelfall werden:
1. Globalisierung der Geschäfte: Eine Internationalisierung
ist selbst bei Familien- und kleineren Mittelstandsunter-
nehmen inzwischen die Regel. Die Internationalisierung
des Arbeitsmarkts (internationales Rekrutieren von Talen-
ten) und weltweite Produktverfügbarkeit/-vertrieb (E-Com-
merce) sind zu beobachten.
2. Industry 4.0: Eine verstärkte Automatisierung und ein er-
höhter Technologisierungsgrad unterstützen die freiere
Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und -zeiten. Auch natio-
nale oder bisherige lokale Teams kommunizieren anders als
früher, nämlich mit virtuellen Kommunikationsformen: Das
Kommunikationsverhalten wird sich zwangsläufig noch
stärker verändern, wenn man die Anwendungen im Bereich
Holografie und Neuroengineering betrachtet.
3. Diversifizierung von Teams: Durch verstärkte Internationa-
lisierung, globalisierte Märkte und Generationsverschmel-
zungen in Teams, bedingt durch starke demografische
Dynamiken (starke junge Generationen in Afrika, Latein-
amerika und Indien gegenüber überalternden Gesellschaf-
ten in den westlichen Industrieländern, Japan und China),
wird es in Mitteleuropa sehr heterogene Teams hinsichtlich
nationaler Kultur und Generationen geben.
Welche Hausaufgaben müssen Personaler vor diesem Hinter-
grund bis 2020 erfüllen?
Personaler sollten
1. beim Rekrutieren von Mitarbeitern und Führungskräften in
das Kompetenzprofil virtuelle Kommunikationsformen und
Erfahrung in virtuellen Teamstrukturen aufnehmen,
2. bei der Beurteilung von Mitarbeitern, zum Beispiel im jähr-
lichen Mitarbeitergespräch, eine Evaluierung durchführen
und die Befähigung zum virtuellen Führen und Mitwirken
in virtuellen Teams erfassen,
3. Führungskräfte bezüglich virtuellen Arbeitens stärker
schulen beziehungsweise durch Experten schulen lassen,
4. einen größeren Erfahrungsaustausch in und zwischen Pro-
jektleitern und -teams als neue Plattform anbieten,
5. Teamleiter und Teammitglieder innerhalb virtueller Team-
strukturen zu einem persönlichen Treffen pro Jahr ermutigen.
Ausblick: Virtual Team Extended
Da zukünftig eine flexible Zusammensetzung von Teams noch
stärker notwendig sein wird, wird die nächste Dimension, das
Virtual Team Extended (Virtual Team XT), erforderlich werden.
Das bedeutet, dass jedes Teammitglied selbstständig seinen
Aufgabenbereich bearbeitet und dass das Schnittstellenma-
nagement unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöp-
fungskette des Projekts aktiv gestaltet wird. Bei erfahrenen
virtuellen Teams könnte man prinzipiell auf eine durchgehen-
de Teamleitung verzichten.
Trotzdemwird es einen Primus inter Pares geben, der für das
Anstoßen und Abschließen des Projekts sowie für die Entschei-
dungsfindung in kritischen Situationen verantwortlich ist.
Folgende Rahmenbedingungen sind jedoch unabdingbar: Eine
eindeutige Unterstützung seitens der Organisation, aber vor
allem eine Zertifizierung von Teammitgliedern beziehungswei-
se Teamleitern basierend auf einem standardisierten Kompe-
tenzprofil. Große Organisationen haben sogar die Möglichkeit,
mehrere „Virtuelle Teams“ vorzuhalten beziehungsweise ad
hoc zusammenzustellen. Dies erfordert aber ein kompetenz-
basiertes Management und eine kontinuierliche Schulung im
interkulturellen Management, Projektmanagement sowie Trai-
nings in Soft Skills und Teamkompatibilität. Ein einheitlicher
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