PERSONALquarterly 1/2016 - page 25

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arbeit. Aufgrund dieser Basis können dann Kontakte auch
darüber hinaus genutzt werden. Das Flugtagunglück 1988 in
Ramstein, bei dem es 70 Todesopfer und unzählige Schwer-
verletzte gab, hat gezeigt, dass interorganisationale Kontakte
und gegenseitiges Verständnis im Ernstfall extrem wichtig
sein können. Dies lässt sich u.a. damit begründen, dass da-
mals kaum Kontakte zwischen den Behörden existierten und
die Zusammenarbeit aufgrund der kulturellen und organisa-
tionalen Unterschiede schwierig war. Die negativen Folgen
des Unglücks hätten sich laut Aussage der Befragten mildern
lassen, wenn – wie heutzutage – eine vergleichsweise enge
Verzahnung zwischen den Organisationen existiert hätte.
Geteilte Nutzung von Ressourcen
Organisationen können voneinander profitieren, indem sie
Ressourcen von anderen Organisation nutzen, und diese nicht
selbst kostspielig besorgen müssen. Jedoch gilt es auch hier
zu bedenken, dass es nicht ausreicht, dass andere Organisa-
tionen eventuell Ressourcen besitzen, die einem selbst nicht
zur Verfügung stehen, sondern man muss auch wissen, wer
sie besitzt. Hier haben mehrere Interviewpartner berichtet,
dass sie in beide Richtungen vermitteln konnten, wenn es
um das Nutzen von Ressourcen ging. Da gerade z.B. die Mit-
arbeiter, die für die U.S. Army arbeiten und zeitgleich für die
Freiwillige Feuerwehr, in einem sehr ähnlichen Umfeld tätig
sind, können sie davon profitieren, genau zu wissen, welche
Ressourcen beiden Organisationen zur Verfügung stehen, und
können so im Ernstfall schnell rückmelden, wie der Zugang zu
kritischen Ressourcen möglich ist, wodurch viel Zeit gespart
werden kann. Z.B. besitzt die Feuerwehr der U.S. Army Wär-
mebildkameras, die vielen Freiwilligen Feuerwehren nicht
zur Verfügung stehen. Umgekehrt profitiert die Feuerwehr
Bildung eines interpersonellen Netzwerkes
„Das Wichtigste ist, dass sich die Leute aus der Freiwilligen Feuerwehr und unsere Teams gegenseitig kennen.“
„Es gab hier bei uns, ich glaube 2011 war das, einen Brand bei einem Auto-Recyclingunternehmen mit 450 Fahrzeugen. Da
wurden auch Kräfte der Army miteingesetzt. Ich sage mal, was es ein bisschen einfacher für uns gemacht hat […], dass man
die Kontakte an dieser Stelle besser kennt. Man weiß, welche Telefonnummern man wählen muss und solche Dinge. Dadurch
hat man bestimmte Vorteile ...
Geteilte Nutzung von Ressourcen
„… Wenn man die Leute von der Freiwilligen Feuerwehr dabei hat, wissen die ja auch, was die Freiwilligen Feuerwehren
vorhalten.“
„Alleine das Wissen und die Vorkenntnisse über die Liegenschaften, die dort sind; Wissen über die Gebäude, die Brandmel-
deanlage; das ist beruflich mein Gebiet. Bei diesen Dingen kenne ich mich dann aus und habe es dadurch im Einsatz bei der
Freiwilligen Feuerwehr einfacher.“
Gegenseitiges Lernen
„… jetzt so frisch vom Lehrgang wollte ich nächste Woche mal mit meinem Zugführer sprechen in der Freiwilligen und werde
dem das ein oder andere, das ich gelernt habe, mal nahebringen …“
„... hat er mich irgendwann angesprochen, dass wir eine große Übung machen sollen, ob ich nicht bei der Vorbereitung
unterstützen kann, da ich ja das gesamte Netzwerk in Deutschland und Kaiserslautern und Umgebung kenne, also […] auch
Kontakte habe. Und jetzt bin ich da eigentlich bei jeder Besprechung mit dabei.“
Steigerung der Motivation von Mitarbeitern
„Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass ich nicht so gut wäre – als Führungskraft oder als Logistiker – wenn ich nicht die
Einflüsse von beiden Seiten hätte. Sowohl vom Ehrenamt als auch vom Arbeitgeber.“
„Man kann auch bei uns Gruppenführer werden, wenn man die Ausbildung nicht bei uns gemacht hat, sondern bei der
Freiwilligen Feuerwehr.“
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 2:
Exemplarische Evidenz aus den Interviews
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