PERSONALquarterly 1/2016 - page 24

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PERSONALquarterly 01/16
SCHWERPUNKT
_HRM-TRANSFORMATION
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Wie lassen sich multiple Rollen durch die Zugehörigkeit in mehreren Or-
ganisationen aus Unternehmenssicht nutzen, um die organisationale Resilienz abzusichern?
Methodik:
Qualitative Case Study (Interviews, teilnehmende Beobachtungen, Dokumente).
Praktische Implikationen:
Multiple Rollen- und Organisationszugehörigkeiten können
von Organisationen zielgerichtet eingesetzt werden zur (1) intra- und interorganisationalen
Vernetzung, (2) interorganisationalen Nutzung von Ressourcen, (3) interorganisationalem
Lernen sowie zur (4) Erhöhung der Mitarbeitermotivation.
Daten erfolgte mit der Auswertungssoftware MAXQDA, mit
deren Hilfe Codes und Kategorien gebildet wurden.
Im Rahmen unserer Datenanalyse wurden durch Datentri-
angulation die Interviewtranskripte und Mitschriften aus Mee-
tings sowie die relevanten Passagen in den uns vorliegenden
Dokumenten sukzessive in abstrakte Kategorien überführt. Mit
diesem Vorgehen konnten abgeleitet aus Originalzitaten durch
mehrere Analyse-Iterationen letztlich vier zentrale Mechanis-
men identifiziert werden, die die organisationale Resilienz
durch multiple Rollen stärken: (1) Bildung eines interperso-
nellen Netzwerkes, (2) geteilte Nutzung von Ressourcen, (3)
gegenseitiges Lernen und (4) Steigerung der Motivation von
Mitarbeitern (vgl. Abb. 2). Diese können die Arbeit jeweils ei-
ner Organisation unterstützen, aber auch die Zusammenarbeit
der Organisationen vereinfachen.
Bildung eines interpersonellen Netzwerks
Zur Bildung eines interpersonellen Netzwerks, das die orga-
nisationale Resilienz untermauert, reicht es mitunter nicht
aus, den jeweils anderen Partner lediglich zu kennen. Viel
entscheidender ist es, dass diese auch die gleiche Sprache
sprechen und sich gegenseitig verstehen. Jede Organisation
hat ihre eigene Kultur und Gepflogenheiten (Abkürzungen,
„Kriegsgeschichten“ usw.), die für Außenstehende nicht im-
mer leicht zu verstehen sind. Deshalb greifen einfache Tref-
fen und Meetings oft zu kurz, wie die Vorbereitung zu einer
groß angelegten Übung mit mehreren Kooperationspartnern
gezeigt hat. Obwohl hier Vertreter der einzelnen Teilnehmer
zusammengekommen sind, war es notwendig, dass Mitglie-
der, welche in mehreren Organisationen arbeiten, vermittelt
haben. So ist die Kultur in der Army sowie deren Arbeitswei-
sen im Gegensatz zum System von vielen Freiwilligenorga-
nisationen sehr verschieden, was dazu geführt hat, dass die
Teilnehmer den anderen schlicht nicht verstanden haben. Erst
als zwei Mitglieder, die beide für die Army und zusätzlich ent-
weder in der Freiwilligen Feuerwehr oder beim THW arbeiten,
eingeschritten sind und die kulturellen Unterschiede erklärt
haben, war eine weitere Besprechung möglich. Dies sorgt im
Umkehrschluss zu einer Steigerung von Vertrauen in den je-
weils anderen Partner und verbessert somit die Zusammen-
Während frühere OCB-Studien auf einzelne Linienorganisa-
tionen abzielten, wird das Betrachtungsspektrum jüngst zu-
nehmend für interorganisationale Zusammenhänge geöffnet
(Autry et al., 2008; Braun et al., 2012; Braun, 2013). Die letztge-
nannten Studien weisen den Weg in Richtung eines Verständ-
nisses multipler Rollen über Organisationsgrenzen hinaus.
Allerdings wird vor allem auf berufliche Kontexte abgestellt,
weniger auf Aktivitäten in Freiwilligenorganisationen.
Studiendesign und Ergebnisse
Um zu untersuchen, inwieweit multiple Rollen in verschie-
denen Organisationen einen Beitrag zu organisationaler Re-
silienz liefern können, haben wir eine qualitative Studie in
Kooperation mit der U.S. Air Base in Rheinland-Pfalz durchge-
führt. Für unser Anliegen ist es hervorhebenswert, dass dort
vor allem im Bereich der Ordnungs- und Sicherheitsdienste ca.
98% der Mitarbeiter in ihrer Freizeit in einer Freiwilligenorga-
nisation tätig sind.
Zur Untersuchung unserer Forschungsfrage stützen wir uns
auf mehrere Datenquellen (vgl. Abb. 1). Die Auswertung der
Daten
Dauer insgesamt
Seiten
Interviews 5 Interviews
239 Min. (durch-
schnittlich 45 Min.)
102 Seiten
Meetings
BOS-Stammtisch
Übungsvorbereitung
Symposium
330 Min.
600 Min.
240 Min.
5 Seiten
20 Seiten
10 Seiten
Dokumente
(Artefakte)
Newsletter, Präsen­
tationen, Übungs­
unterlagen
451 Seiten
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 1:
Datentriangulation
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...60
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