wirtschaft und weiterbildung 7-8/2016 - page 33

wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
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„Halbjährliche Mitarbeitergespräche sind ein Meilenstein“
Wie schaffen Sie es, Ihr Unternehmen permanent im
Fluss zu halten, sodass auch die Mitarbeiter den
Wandlungsprozess langfristig mitgehen?
Rosemarie Amos-Ziegler:
Das funktioniert vor allem
durch unser erstklassiges Führungsteam. Alle ziehen an
einem Strang und stehen hinter dem Leitbild unserer Firma.
Das überträgt sich auf die Mitarbeiter, egal ob Altenpfle-
gekraft oder Reinigungshilfe. Bis hierhin war es ein weiter
Weg. Wir mussten lernen, die richtigen Mitarbeiter zu fin-
den und ihnen die Chance zu geben, sich weiterzuentwi-
ckeln. Ein Meilenstein war sicherlich, dass wir halbjährliche
Mitarbeitergespräche einführten. Durch das regelmäßige
Feedback entstehen weniger Missverständnisse und wir
bekommen ein Gefühl dafür, wo der Einzelne hinwill und
was ihm wichtig ist. Die Fluktuation sinkt. Außerdem hat
uns der Kontakt zu anderen Geschäftsführern unterschied-
lichster Branchen geholfen. Inzwischen sind wir lange Jahre
Mitglied im Sprinter-Club, einer Austauschgruppe für Unter-
nehmer. Wir besprechen konkrete Probleme und Herausfor-
derungen im Betrieb und profitieren jeweils von den Erfah-
rungen des anderen.
Was ist momentan die größte Herausforderung für Sie
und Ihr Unternehmen?
Amos-Ziegler:
Ab 2020 muss per Gesetz jeder Pflegebe-
dürftige in Baden-Württemberg im Einzelzimmer wohnen.
In unserer aktuellen Immobilie würde das bedeuten, dass
40 Prozent der Pflegeplätze wegfielen. Wir könnten nicht
mehr wirtschaftlich arbeiten. Deshalb – und weil wir uns
vergrößern wollen – sind wir auf der Suche nach einem
geeigneten Baugrund oder Mietobjekt in Filderstadt und
Umgebung, wo wir eine moderne Seniorenresidenz verwirk-
lichen können. Allerdings machen uns Bauvorschriften und
Genehmigungen das Leben schwer. Ist ein Grundstück etwa
als Gewerbefläche vorgesehen aber unbenutzt, darf kein
Altenpflegeheim darauf gebaut werden. Zweimal haben
wir es in die Finalrunde geschafft. Letztlich bekamen aber
kirchliche Pflegeträger den Zuschlag. Das ist schade, aber
wir lassen uns nicht entmutigen und suchen weiter.
Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten fünf Jahre
gesetzt?
Amos-Ziegler:
Vor allem wollen wir den hohen Standard
halten. Ziele kurzfristig zu erreichen ist meist leichter, als
Interview.
Rosemarie Amos-Ziegler leitet als Geschäftsführerin des Pflegedienstleisters
Wohngemeinschaft für Senioren (WGFS) einen anerkannten Ausbildungsbetrieb mit 200
Mitarbeitern. Im Gespräch verrät sie, warum Kommunikation in der Zusammenarbeit zentral
ist und wie Unternehmenswerte durch Bildungskonzepte langfristig etabliert werden können.
diese dauerhaft im Unternehmen zu verankern. An erster
Stelle steht deshalb nach wie vor, beste Bedingungen für
Klienten und Mitarbeiter zu schaffen und zu sichern. Wir
entwickeln unser Bildungskonzept weiter und bauen das
betriebliche Gesundheitsmanagement aus. Gleichzeitig
arbeiten wir daran, den Erfolg einzelner Kurse und Maß-
nahmen über die neue Software transparent zu machen.
Künftig werden etwa Feedbackbögen direkt ins System
eingespeist. Wir erfahren zeitnah, welche Dozenten beliebt
sind, welche Seminare den größten Lernerfolg erzielen oder
welche Maßnahmen nachhaltig gegen Rückenprobleme
helfen. Ein weiteres Ziel in diesem Rahmen: Die Erstplat-
zierung beim „Corporate Health Award 2017“. Die WGFS
war bereits 2015 Finalist und unter den besten fünf im
Bereich Gesundheit und Sozialwesen. Mithilfe der Anregun-
gen der Jury konnte unser Team die Gesundheitsangebote
weiterentwickeln sowie Prozesse und Abläufe optimieren.
Schon deshalb hat sich die Teilnahme gelohnt. Den „Health
Award“ werden wir hoffentlich im Jahr 2017 mit nach Hause
nehmen.
Interview: Ronja Gysin
Klaus Ziegler und Rosemarie Amos-Ziegler.
Die Ehepart-
ner sind Träger des „Deutschen Bildungspreises 2016“.
Foto: Christian Lietzmann
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