wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
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Trumpfkarte.
Freizeitaktivitäten bringen Bewohner und Beleg-
schaft zusammen – das fördert den interkulturellen Austausch.
Besiegelt.
Alle zwei Jahre lässt sich das Haus extern daraufhin
zertifizieren, dass alle Prozesse auf die Bewohner abgestimmt sind.
Bisher umfasst das Informationssystem
rund 2.000 Artikel, die schon 28.000 Mal
aufgerufen wurden. Mitarbeiter können
selbst Themen verfassen und helfen so
mit, dass kollektives Wissen nicht verlo-
ren geht. Zusätzlich finden Pflegende im
Firmenwiki Formulare, Schulungsunterla-
gen und fachliche E-Books.
2015 wurde die Bildungssoftware Easy
soft eingeführt: Jeder Mitarbeiter ist dort
mit seinen Qualifikationen und Anfor-
derungsprofilen hinterlegt. Mit Easysoft
optimieren Rosemarie Amos-Ziegler und
ihr Team das betriebliche Gesundheits-
management. Seit acht Jahren baut die
WGFS ihr Angebot an Bewegungs- und
Präventionsprogrammen aus.
Fehltage haben sich drastisch
reduziert
„Gesundheit und Energie des Personals
sind unsere wichtigsten Ressourcen“,
sagt Amos-Ziegler. Zwölf Arbeitsstunden
pro Jahr kann jeder Mitarbeiter deshalb
an Yoga-, Achtsamkeits- oder Gymnas-
tikkursen teilnehmen. Die Chefin: „Wir
wollen in den Köpfen ein Bewusstsein
schaffen und bei vielen bleibt die Verän-
derung dauerhaft.“ Kollegen sollen ler-
nen, Verantwortung für ihr Wohlbefinden
zu übernehmen. „Dazu gehört es auch,
sich genügend Ruhe zu gönnen“, findet
die 55-Jährige.
Dass die Maßnahmen wirken, spiegeln
blanke Zahlen wider: Waren Mitarbei-
ter 2013 noch 3.118 Tage krank, fehlten
sie 2014 nur noch an 2.300 Arbeitstagen
– ein Krankenstand, der mit 4,9 Prozent
deutlich unter dem Branchendurchschnitt
von sieben Prozent liegt.
Easysoft umfasst zudem alle Bildungs-
angebote sowie Stammdaten von Do-
zenten und Stellenprofile. Das erleichtert
die Administration und unterstützt Kol-
legen gleichzeitig, ihre beruflichen Ziele
zu überwachen. „Will eine Mitarbeiterin
etwa Praxisanleiterin werden, zeigt die
Software, welche Weiterbildungen sie
dafür absolvieren muss“, erklärt Amos-
Ziegler. Dazu nutzt das Programm ein
einfaches Ampelsystem. Steht die An-
zeige auf Rot, fehlen dem Mitarbeiter die
Voraussetzungen für seine Traumstelle.
Bei grüner Ampel sind alle Anforderun-
gen erfüllt. „Das Lichtchen umspringen
zu sehen, motiviert zum Weitermachen“,
sagt Amos-Ziegler.
Weiterbildung als entscheiden-
des Argument für Bewerber
Bis Herbst 2016 sollen im Haus Albblick
14 neue Pflegeplätze entstehen. Dafür
braucht die WGFS fünf zusätzliche Fach-
kräfte. Mithilfe der neuen Datenbank
identifiziert Bildungsbeauftragte Glock
schon heute Mitarbeiter, die für die Stel-
len infrage kommen oder sich durch Wei-
terbildungen qualifizieren können. Das
spart bares Geld. Denn die Kosten für
Ausschreibung, Bewerbungsprozess, Ein-
stellen und Einlernen pro offener Stelle
beziffert Personalvermittler Alexander
Bier auf durchschnittlich 20.000 Euro.
„Ein zufriedener Mitarbeiter, der sich
weiterentwickeln will und anschließend
bleibt, ist günstiger als jede Neuanstel-
lung“, weiß auch Amos-Ziegler.
Mit ihrer Personalentwicklungsstrategie
treffen die Profis aus Süddeutschland
ins Schwarze. „In Zeiten des Fachkräfte-
mangels ist Weiterbildung das entschei-
dende Argument für viele Bewerber“,
weiß Alexander Bier, Geschäftsführer
der Personalberatung Score Personal. Mit
seinem sechsköpfigen Team betreut der
Personalberater bundesweit 250 Pflege-
unternehmen und vermittelt jährlich 200
Alten- und Gesundheitspfleger in Festan-
stellungen. „Mitarbeiter wollen wertge-
schätzt sein“, meint der Personalexperte.
Betriebe, die Perspektiven und Aufstiegs-
chancen bieten, leiden dem Vermittler zu-
folge seltener unter Personalengpässen.
Das Filderstädter Beispiel untermauert
Biers These. Meist übersteigt das Haus die
Fachkräftequote deutlich, sodass in jeder
Schicht Spezialisten vor Ort sind. Dies
wirkt sich auch positiv auf die Außenwir-
kung des Unternehmens aus: 150 Bewer-
bungen landeten vergangenes Jahr auf
Amos-Zieglers Schreibtisch. Derzeit bildet
die WGFS 34 Azubis aus. Sind Stellen va-
kant, gilt folgender Grundsatz: „Zunächst
schöpfen wir Entwicklungspotenziale des
Kollegiums aus, erst dann suchen wir ex-
tern“, so Amos-Ziegler.
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