wirtschaft und weiterbildung 7-8/2016 - page 22

titelthema
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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
R
Wir sind erst am Anfang
Wer im letzten Jahr all die Tagungen und
Messen wie die „Learntec“ oder die „Zu-
kunft Personal“ verpasst hat, auf denen
über die Folgen der Digitalisierung gere-
det wurde, kann jetzt die Botschaften der
wichtigsten Keynote-Speaker zum Thema
„Digital Leadership“ nachlesen. Das
Buch ist ein Reader mit 14 Hintergrund-
beiträgen unterschiedlicher Autoren und
sieben Fallbeispielen, die zeigen, wie Un-
ternehmen wie SAP, Bahn oder Telekom
im „Zeitalter der Beschleunigung“ über-
leben. Alle Beiträge sensibilisieren für die
Herausforderungen der Digitalisierung.
Im Wesentlichen muss alles „agiler“ wer-
den. Außerdem liegt den Autoren zufolge
die Zukunft in der Demokratisierung von
Entscheidungen, der Dezentralisierung
von Organisationen und in selbstorgani-
sierten Netzwerken. Petry liefert auf den
ersten 82 Seiten eine kompakte, kluge
Einführung ins Thema. Danach dreht
sich vieles um moderne Kollaborations-
tools und die damit verbundene (Bei-
nah-)Entmachtung von Führungskräften.
Im Endeffekt aber läuft es darauf hinaus,
dass ein Unternehmen sowohl klassisch-
effizient (wegen des Profits) als auch ver-
netzt und agil (wegen der Innovationen)
arbeiten können muss.
Alltägliche Tragödien
Warum verwunden uns ein Vorwurf, eine
unbedachte Kritik, zu wenig Rücksicht-
nahme oder Aufmerksamkeit manchmal
so tief, dass wir glauben, aggressiv zu-
rückschlagen oder gleich die Beziehung
abbrechen zu müssen? Der Autor unter-
sucht sehr genau die Dynamik von Krän-
kungen und erklärt für Nicht-Psycholo-
gen leicht nachvollziehbar die dahinter
stehenden Denkmuster, denen wir oft
automatisch verfallen. Er zeigt aber auch
ganz praktisch, wie wir andere weniger
kränken können. Als wichtigste Erkennt-
nis darf der Leser mitnehmen, dass es
darauf ankommt, die eigene Kränkbarkeit
zu reduzieren, indem man zum Beispiel
unverarbeitete negative Erfahrungen
mit Kränkungen mit einem Coach oder
Therapeuten bespricht. Es empfiehlt sich
auch, die eigenen Denk- und Gefühls-
muster unter den Aspekten „Narziss-
mus“ und „Bindungsstil“ zu überprü-
fen. Manchmal lohnt es sich zudem, die
Dringlichkeit eigener Wünsche und die
Ansprüche an andere zu reduzieren. Au-
ßerdem hat es schon vielen geholfen, auf
spirituellem Weg Demut einzuüben, um
die eigene Selbstbezogenheit zu relativie-
ren. Dr. Frank-M. Staemmler arbeitet als
Gestalttherapeut in Würzburg.
Innovation ist Kombination
Trainer haben ein Problem: Selbst die
besten können an einem bestimmten Tag
immer nur ein Seminar durchführen. So
wird das nie etwas mit dem „nächsten
großen Ding“, denn das ist ein Produkt
oder eine Dienstleistung, die viel Geld
abwirft, weil sie „multipliziert“ werden
kann. Zwar hat der Autor eine „Vazzula“-
Technik entwickelt, um aus personen-
gebundenen Ideen ein „System“ zu ma-
chen, aber diese Technik dürfte nur bei
den wenigsten Trainern zu einem großen
Wurf führen. Immerhin geht es um ihre
Ersetzbarkeit.
Einfacher klappt es damit, „Ideen aus
dem Nichts“ zu entwickeln (Buchunter-
titel). Der Trick: In fünf Minuten muss
man 50 Einfälle zu einer Problemstellung
aufschreiben und dann durch deren Kom-
bination 50 weitere Ideen entwickeln.
Das 5/50/50-System zeigt: Innovation ist
Kombination. Und es hebelt die Vorstel-
lung aus, von Anfang an perfekt sein zu
müssen. Matthew Mockridge stammt aus
einer Schauspielerfamilie und hat sich
mit der Event-Idee „Neonsplash-Paint-
Party“ erfolgreich selbstständig gemacht.
Sein Buch „Dein Nächstes großes Ding“
ist nicht zu Unrecht der Verkaufserfolg
des Gabal-Frühjahrsprogramms.
Thorsten Petry (Herausgeber):
Digital Leadership: Erfolgreiches
Führen in Zeiten der Digital Economy,
Verlag Haufe-Lexware GmbH & Co.KG,
Freiburg im Breisgau, April 2016,
472 Seiten, 49,95 Euro
Frank-M. Staemmler:
Kränkungen: Verständnis und
Bewältigung alltäglicher Tragödien,
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart,
Februar 2016, 203 Seiten,
19,95 Euro
Matthew Mockridge:
Dein nächstes großes Ding: Gute
Ideen aus dem Nichts entwickeln,
Gabal Verlag, Offenbach,
Februar 2016, 264 Seiten,
24,90 Euro
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