wirtschaft und weiterbildung 7-8/2016 - page 26

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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2016
Der Hype rund um Agilität zeigt aber zum
aktuellen Zeitpunkt auch noch eine ge-
wisse Definitionsunsicherheit: Während
für den einen „agil“ einfach gleichbedeu-
tend ist mit „flexibel“, verstehen andere
darunter die Fähigkeit, mit Wandel umzu-
gehen, und wieder andere die Tatsache,
dass die Mitarbeiter entscheiden und ihre
Arbeit selbstorganisiert verrichten. Eine
aktuelle Studie im Auftrag von Haufe-Lex-
ware etwa zeigt deutliche Unterschiede
im Agilitätsverständnis von Mitarbeitern
und Führungskräften: Während die be-
fragten Mitarbeiter darunter hauptsäch-
lich Wahlmöglichkeiten von Arbeitszeit
und -ort verstehen, halten die Führungs-
kräfte es vor allem für agil, die Mitar-
beiter in Unternehmensentscheidungen
einzubinden. In jeder dieser Definitionen
steckt ein Fünkchen Wahrheit. So bein-
haltet das Agilitätskonzept tatsächlich
mehr Beteiligung der Mitarbeiter und
eine Flexibilisierung der Arbeit. Im Kern
geht es aber darum, das Unternehmen
oder einen Bereich so aufzustellen, dass
er schneller auf sich ändernde (Markt-)
Anforderungen reagieren kann. Die Agi-
litätsberater von HR Pioneers nennen als
weitere Merkmale „kurze, überschaubare
Planungs- und Umsetzungszyklen mit
konkreten Ergebnissen („prototyping“),
sodass sofortiges Anpassen auf verän-
derte Rahmenbedingungen möglich wird
(„inspect and adapt“). Fehler werden
frühzeitig sichtbar und können bereits im
Frühstadium korrigiert werden, Prioritä-
ten werden regelmäßig hinterfragt und
neu ausgerichtet. Agilität steht für iterati-
ves Vorgehen, laterales Führen, interdiszi-
plinäre und cross-funktionale Teamarbeit
sowie organisierte Selbstverantwortung“.
Studie zum Status quo in
deutschen Unternehmen
Doch wie verbreitet sind solche Organi-
sationsformen bislang wirklich, und als
wie zukunftsfähig werden sie bewertet?
Diesen Fragen ist die Haufe Akademie
zusammen mit der ESCP Europe in der
Studie „Smart Workforce – Arbeitswelten
der Zukunft“ nachgegangen. Die Studi-
enautoren befragten 270 Teilnehmer zum
aktuellen und künftig gewünschten Or-
Die Zeiten, in denen starre, hierarchi-
sche Organisationsformen in deutschen
Unternehmen der Normalfall waren,
scheinen vorbei zu sein. Immer mehr
Unternehmen experimentieren – zumin-
dest bereichsweise – mit neuen Organi-
sationsformen. Dabei scheint Agilität der
Trend des Moments zu sein: Was in der
IT bereits seit den 90er-Jahren praktiziert
und seit einigen Jahren auch außerhalb
der IT erprobt wird, findet hierzulande
immer mehr Anhänger. Längst experi-
mentieren nicht mehr nur Start-ups oder
Spin-offs wie die Daimler-Tochter Moovel
mit agiler Arbeit. Auch die Großen, wie
etwa Audi, tun es in einigen Unterneh-
mensbereichen. Der Trend zum agilen Ex-
periment spiegelt sich auch im Beratungs-
und Weiterbildungsmarkt rund um die
Organisationsentwicklung: Mittlerweile
gibt es dazu zahlreiche Publikationen,
Weiterbildungsangebote und spezielle
Veranstaltungen, und auch in den etab-
lierten Veranstaltungen und Kongressen
wie der Kienbaum Jahrestagung wird
bereits mit solchen Methoden experimen-
tiert (mehr dazu lesen Sie ab Seite 58).
Mitarbeiter
ans Steuer
ORGANISATIONSENTWICKLUNG.
Viele
Führungskräfte wünschen sich, dass ihre
Organisation künftig mehr von Mitarbeitern
gesteuert wird, so eine Studie. Allerdings
fehlen bei vielen Mitarbeitern noch die
nötigen Voraussetzungen dafür – und auch
in der Personalentwicklung gibt es To-dos.
Foto: Cara-Foto / AdobeStock
personal- und organisationsentwicklung
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