wirtschaft und weiterbildung 11-12/2016 - page 44

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
ments besinnen. Management bedeutet,
Menschen zu führen und dafür muss ich
auch etwas von Kultur, Psychologie, Poli-
tik, Kunst und Religion verstehen. Ein Ri-
sikomanager aus der Finanzbranche, der
in der Beobachtungsfähigkeit eines Archi-
tekten geschult wird, erwirbt so eine zu-
sätzliche Kompetenz, die ihm auch hilft,
bessere Finanzentscheidungen zu treffen.
Verliert der MBA nicht sein Profil, wenn
immer mehr Inhalte aus anderen
Fächern integriert werden?
Iñiguez:
Nein, der MBA soll natürlich kein
Studium Generale werden. Aber Business
Schools, die an eine Uni angeschlossen
sind, werden in den nächsten Jahren
vor allem von Doppelabschlüssen profi-
tieren. Selbst in Harvard gibt es bereits
eine erhebliche Zahl von Studiengän-
gen, die man mit dem MBA kombinie-
ren kann und der Uni-Präsident hat die
Business School auch aufgefordert, die
Synergien mit der Universität stärker zu
nutzen. Auch in Oxford oder Rotterdam
nutzt man das. Die Teilnehmer bekom-
men dann meist in einem Jahr zwei Ab-
schlüsse. Das erhöht nicht nur ihre Be-
schäftigungsfähigkeit, sondern macht sie
auch fitter für ihren Job.
Viele sehen Moocs, kostenlose Online-
Kurse, als eine Bedrohung für die Busi-
ness Schools. Wie groß ist die Gefahr?
Iñiguez:
Moocs werden die formale Aus-
bildung nicht ersetzen, so wie es Ana-
lysten vor ein paar Jahren prognostiziert
haben. Aber sie sind eine gute Ergänzung
und so was wie „Wissenspillen“, die man
in den Programmen sehr sinnvoll einset-
zen kann. Die Teilnehmer können sich
online bestimmte Inhalte aneignen und
im Unterricht bleibt dann mehr Zeit für
Diskussionen. Aber es wird weiter MBA-
Studenten an den Schulen geben, zumal
die Credits für die Kurse – wenn es sie
überhaupt gibt – von den Arbeitgebern
bisher noch nicht anerkannt werden. Die
Zukunft gehört dem Blended Learning
mit kurzen Präsenzphasen und hochqua-
litativen Online-Angeboten.
R
Wer akkreditiert die Top Business Schools?
AACSB.
Die AACSB International (Association to Advance
Collegiate Schools of Business) wurde 1916 von 17 füh­
renden US-Hochschulen ins Leben gerufen und akkreditiert
heute Business Schools weltweit. Zwecks Akkreditierung
begutachtet die AACSB
ts die gesamte
Business School (was in Deutschland der wirtschaftswis­
senschaftlichen Fakultät entspricht) mit all ihren Studien­
gängen. Ende September hatte die AACSB genau 1.478
akademische Mitglieder, darunter 639 US-Institutionen.
Es gibt 775 akkreditierte Business Schools in 52 Ländern,
515 davon sind US-Schulen, 119 liegen in Europa, Afrika
und demMittleren Osten, 100 in Asien. In Deutschland sind
es neun Business Schools: die ESMT (Berlin), die Frankfurt
School of Finance & Management, die Goethe Universität
Frankfurt, die HHL Leipzig Graduate School of Manage­
ment, die Hochschule Pforzheim, die RWTH Aachen, die
Mannheim Business School, die Westfälische Wilhelms-
Universität Münster und die WHU - Otto Beisheim School
of Management. Kernstück der Qualitätsprüfung ist die
sogenannte Mission einer Schule, also ihre Zielsetzung. Hat
sich eine Schule zum Ziel gesetzt, das beste Programm für
die regionale Wirtschaft anzubieten, ist eine internationale
Ausrichtung nicht unbedingt notwendig. Zudem geht es vor
allem darum, dass die Hochschule Prozesse installiert hat,
die den AACSB-Standards entsprechen.
EFMD.
Als Gegenpol führte die European Foundation for
Management Development (EFMD) in Brüssel
Hintergrund.
Der MBA-Titel ist nicht geschützt. Hinweise auf die Qualität eines MBA-Programms
gibt die Akkreditierung durch eine internationale Akkreditierungsorganisation. Die drei international
relevanten Organisationen heißen AACSB, EFMD und AMBA.
Jahr 1997 ihr eigenes Gütesiegel EQUIS (European
Quality Improvement System) ein. Auch EQUIS bewertet
stets die gesamte Business School. Dabei wird vor allem
Wert auf die Internationalität der Schule gelegt. EQUIS
gilt eher als ein von den Hochschulen selbst gesteuerter
Prozess als ein Monitoring über die Erfüllung von bestimm­
ten Standards wie bei der AACSB. Zudem berücksichtigt
EQUIS die Europäischen MBA-Leitlinien, wonach ein MBA-
Programm eine General-Management-Ausbildung und kein
spezialisierter Master sein sollte. Derzeit sind 163 Schulen
in 40 Ländern akkreditiert. In Deutschland sind es derzeit
sechs Schulen: EBS Business School, ESMT, Frankfurt
School of Finance & Management, Universität zu Köln,
Mannheim Business School und WHU.
AMBA.
Die Dritte im Bunde der internationalen Akkreditie­
rungen ist die AMBA
ie britische
Association of MBAs (AMBA) wurde 1967 als Interessen­
vertretung der britischen MBA-Absolventen gegründet.
Inzwischen akkreditiert sie zwar weltweit MBA-Programme,
der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten liegt aber noch immer
in Großbritannien. Sie begutachtet jeweils alle MBA-Pro­
gramme einer Schule. Erfüllt also ein Programm die Krite­
rien nicht, gibt es kein Gütesiegel. Insgesamt sind mehr als
200 Schulen in 70 Ländern akkreditiert. In Deutschland
haben die ESMT, die Hochschule für Wirtschaft und Recht
Berlin, die Gisma, die Mannheim Business School und die
TUM School of Management in München das AMBA-Siegel.
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