wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
45
An der IE Business School richten Sie
gerade neue Klassenzimmer ein, in
denen die Professoren als eine Art
Hologramm gleichzeitig an mehreren
Orten unterrichten können? Liegt hier die
Zukunft?
Iñiguez:
Die Technologie ermöglicht es
uns inzwischen, attraktivere Formen von
Video-Konferenzen anzubieten und einen
besseren Austausch der Teilnehmer zu
ermöglichen. Die „erweiterte Realität“
wird dabei eine Rolle spielen. Auch Eye
tracking oder die Analyse des Gesichts-
ausdrucks könnten eingesetzt werden,
um zu erkennen, ob die Studenten dem
Unterricht aktiv folgen. Ausbildung wird
damit personalisierter. Auch die Rolle
der Professoren wird sich verändern.
Das alles wird auch den Wettbewerb der
Schulen untereinander erhöhen.
Und Business Schools, die nicht
mitmachen, werden verschwinden?
Iñiguez:
Einige werden wohl tatsächlich
verschwinden. Die Topschulen sind auf-
grund ihrer hohen Reputation noch bes-
ser geschützt, aber gerade die zweite Liga
wird langfristig leiden.
Business Schools bieten ja nicht nur
Studiengänge, sondern auch kürzere
Seminare für Manager (Executive
Education) an. Wo liegen hier die Trends?
Iñiguez:
Executive Education wird das
wichtigste Segment in der Bildung der
Zukunft werden. Immer mehr Menschen
werden nach ihrem Masterstudium alle
paar Jahre zurück ins Klassenzimmer
kommen, um ihr Wissen aufzufrischen.
Daher werden die Business Schools sehr
aktiv werden in diesem Bereich und ge-
rade die Angebote für Senior Manager
werden boomen. Allerdings müssen
wir erst noch herausfinden, wie Kurse
für ältere Menschen am besten gestaltet
werden, also welche Formate, welche
Lerngeschwindigkeit und welche Art der
Lernprozesse sich besonders eignen. Hier
brauchen die Business Schools auch Un-
terstützung von anderen Fachbereichen
wie Medizinern und Biologen. Und viel-
leicht wird es in den neuen Programmen
dann auch medizinische Assistenten oder
spezielle Lern-Coachs geben. Und natür-
lich brauchen wir auch andere Inhalte.
Zum Beispiel?
Iñiguez:
Die IE Business School bietet ab
2017 zusammen mit dem New College
of the Humanities (NCH) in London ein
ganz neues Programm für Manager über
55 Jahre an, die sich nach ihrer Karriere
für gesellschaftliche und soziale Themen
engagieren möchten. Das ist das erste
Programm dieser Art in Europa. Es dauert
zehn Monate und soll Manager dabei un-
terstützen, herauszufinden, wie sie ihre
Expertise zur Lösung komplexer, globaler
Probleme einsetzen können. Dazu entwi-
ckeln sie unter anderem ein persönliches
Projekt und arbeiten in Johannesburg mit
einer lokalen Community zusammen, um
zu lernen, wie sich auch unter extremen
Bedingungen soziale Verbesserungen er-
reichen lassen.
Bärbel Schwertfeger
IE-Zentrale.
Hier in Madrid entstehen neue Weiterbildungskonzepte – zum
Beispiel eine Entwicklungsbegleitung für Manager über 55 Jahren.
Foto: www.ie.edu