wirtschaft und weiterbildung 11-12/2016 - page 41

Literaturstudium die Bearbeitung von Ar-
beitsaufgaben sowie oftmals Projektarbei-
ten im virtuellen Team. Wer seinen Chef
nicht informiert, setzt sich daher selbst
unter Druck. Was tun, wenn gerade eine
Hausaufgabe im Studium abgeschlossen
werden muss und der Chef darauf dringt,
ein Projekt schnell abzuschließen oder
ins Ausland zu reisen?
„Ich würde es definitiv nicht raten, das
MBA-Studium zu verschweigen“, sagt
WHU-Professor Weigand. „Sonst ist das
Verhältnis automatisch gestört.“ Bei der
WHU unterscheidet man zwischen dem
Part-time MBA und dem Executive MBA.
Während es beim Part-time MBA nicht
unbedingt notwendig ist, dass der Ar-
beitgeber Bescheid weiß, weil sich das
Studium mit dem Unterricht am Samstag
und Sonntag auch gut mit dem Job ver-
einbaren lässt, fordert die Schule beim
Executive MBA eine Erklärung des Unter-
nehmens, dass es den Teilnehmer für die
Präsenzzeiten freistellt. Denn hier findet
der Unterricht in Modulen von Donners-
tag bis Dienstag und damit an vier Ar-
beitstagen statt. Dabei müsse man sich
natürlich fragen, ob man das wirklich re-
glementieren müsse oder die Teilnehmer
nicht mündig genug seien, das selbst zu
regeln, erklärt Professor Weigand.
Ein Grund dafür, dass viele Mitarbeiter
ihr MBA-Studium auf eigene Faust ma-
chen, liege auch in der deutlich gesunke-
nen Bereitschaft der Unternehmen, ihre
Mitarbeiter finanziell dabei zu unterstüt-
zen. An der WHU werden in der laufen-
den Executive-MBA-Klasse nur noch 20
Prozent finanziell unterstützt. 2002 waren
es noch 80 Prozent. An anderen Schulen
ist es ähnlich. Damit sparen die Unter-
nehmen zwar Geld, verringern aber auch
ihren Einfluss auf die Mitarbeiter. Wer
seinen Mitarbeiter finanziell unterstützt,
kann sich auch mit einer Bindeklausel
absichern, bei der die übernommenen
Studiengebühren zurückbezahlt werden
müssen, wenn der Mitarbeiter innerhalb
einer bestimmten Frist das Unternehmen
verlässt. Bei manchem Mitarbeiter erhöht
das die Loyalität gegenüber dem Arbeit-
geber, für andere ist es zumindest eine
psychologische Barriere für eine baldige
Kündigung. Wer seine Weiterbildung je-
doch selbst finanziert und den Arbeitge-
ber nicht informiert, der fühlt sich auch
nicht an das Unternehmen gebunden.
Bärbel Schwertfeger
„Die Personalentwicklung hat berufsbegleiten­
de Masterstudiengänge als Maßnahme vielfach
nicht auf dem Radar.“
Markus Vodosek
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