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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
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Business Schools.
Die MBA-
Schulen Mannheim Business
School (links), ESCP Europe
Berlin (Mitte oben), die IMD
Lausanne (Mitte unten) und die
WHU – Otto Beisheim School
of Management in Vallendar
(rechts).
tung konkreter Projekte im eigenen Un-
ternehmen im Vordergrund. Wohl kaum
eine Schule macht das so konsequent wie
das International Institute for Manage-
ment Development (IMD) in Lausanne,
eine der weltweiten Topschulen. Getreu
dem Leitsatz „Real World. Real Learning“
arbeiten die Teilnehmer dort an konkre-
ten Fragen aus ihrer täglichen Praxis zu
den sechs Themen „Strategie“, „Finan-
zen“, „Kundenorientierung“, „Organi-
sation“, „Digitale Transformation“ und
„Leadership“. „Diese vertiefte und von
den Professoren begleitete Exploration
und Reflexion bringt dem Unternehmen
einen direkten Mehrwert und rechtfertigt
auch die Abwesenheit der Teilnehmer
während des Studiums“, sagt Professor
Stefan Michel, Direktor des Executive-
MBA-Programms am IMD. Im Idealfall
entstehe so eine Win-win-Situation.
Die Zusammenarbeit mit dem Unterneh-
men beginne bereits bei der Anmeldung,
bei der man ein Empfehlungsschreiben
für den Kandidaten erwarte. Das enthalte
auch die Erwartungen an das Programm
und den Mitarbeiter. Während des Stu-
diums wird der unternehmensinterne
Unterstützer über alle Assignments in-
formiert, so Professor Michel. Bei Bedarf
tausche man sich direkt aus, insbeson-
dere bei Unklarheiten über Projektvorga-
ben oder wenn es um die Vertraulichkeit
oder Komplexität der Projekte geht.
Es gebe aber natürlich Ausnahmen:
Manchmal sei die eigene Organisation
nicht das ideale Lernumfeld und manch-
mal hätten sich die Teilnehmer bereits
entschieden, den Arbeitgeber vor, wäh-
rend oder nach dem Studium zu wech-
seln. In diesen Fällen suche die Schule
nach geeigneten Projekten. In der Regel
stellen Alumni, die selbst den Executive
MBA absolviert haben, geeignete Pro-
jekte bereit. „Erstens erhalten sie dadurch
einen echten Mehrwert und zweitens er-
innert sie das an ihre eigene Studienzeit“,
weiß der IMD-Professor.
Auch komme es mal vor, dass der Arbeit-
geber das Studium seines Mitarbeiters
ablehne. „Die MBA-Interessenten müssen
dann realistisch abschätzen, was ihnen
wichtiger ist“, sagt Professor Michel.
„Bleiben sie bei einem Arbeitgeber, der
sie nicht oder nur limitiert fördert, oder
nutzen sie die Gelegenheit für eine per-
sönliche Neuorientierung?“ Rein tech-
nisch habe das IMD als Business School
eine Vereinbarung mit dem Teilnehmer
und nicht mit dem Unternehmen.
Unterstützung gefordert
An der Mannheim Business School sieht
man das etwas anders. Dort ist es bei
allen berufsbegleitenden MBA-Program-
men Pflicht, dass eine zeitliche Unterstüt-
zungszusage vom Arbeitgeber vorliegt.
„Da machen wir keine Ausnahme“, er-
klärt Professor Jens Wüstemann. „Wir
verstehen uns nicht nur als Partner unse-
rer Teilnehmer, sondern auch als Partner
der Unternehmen und für uns ist es daher
eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit
allen Stakeholdern fair und offen kommu-
nizieren“, betont der Präsident der Mann-
heim Business School. Dabei stelle man
auch fest, dass einige Unternehmen den
Foto: Stefanie Eichler
Foto: Kai Myller / WHU – Otto Beisheim School of Management
Foto: ESCP Europe
Foto: Bärbel Schwertfeger