wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
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IE Business School.
Bald wird der traditionelle Hörsaal (zum Teil) durch einen virtuellen
Klassenraum ersetzt, der an das legendäre „Holodeck“ der Star-Trek-Serie erinnern soll.
Foto: www.ie.edu
versität der Programme erhöhen. Ich
glaube, dass es immer wichtiger ist,
dass Business Schools in einer Universi-
tät integriert sind, um von den anderen
Fakultäten profitieren zu können. In den
USA ist das traditionell häufiger der Fall
als in Europa, wo einige der führenden
Schulen wie Insead oder das IMD nicht
von Universitäten, sondern von der Wirt-
schaft gegründet wurden. Aber die zu-
nehmende Globalisierung stellt diese Un-
abhängigkeit infrage und ich sehe mehr
Business Schools, die mit Universitäten
kooperieren, um Synergien zu nutzen. Sei
es, dass sie Inhalte und neue Forschungs-
ergebnisse aus Bereichen wie Medizin,
Geschichte, Psychologie, Big Data oder
sogar Kunst in ihre MBA-Programme inte-
grieren oder Doppelabschlüsse anbieten.
Warum soll ein Finanzmanager sich mit
Kunst befassen?
Iñiguez:
Wir sollten uns wieder auf die
humanistischen Wurzeln des Manage-
R
die Teilnehmer jünger und die akademi-
sche Lehre steht mehr im Vordergrund.
Dementsprechend unterscheidet sich
auch das Profil der Professoren. So gibt
es in den USA mehr angestellte Professo-
ren und die Forschung spielt eine wich-
tigere Rolle. In Europa haben wir mehr
Dozenten aus der Praxis. Und wir haben
viel mehr Diversität, was die Studenten
angeht. In den USA kommen die meisten
Studenten selbst an den Topschulen noch
immer aus den USA.
Woran liegt das? Gerade Topschulen wie
Harvard und Stanford sind doch
international bekannt und bestimmt
auch international begehrt ...
Iñiguez:
Das hat sicher mehrere Gründe,
aber einer davon ist, dass Alumni aus
den USA mehr Geld für ihre Alma Mater
spenden. Also sehen es die Schulen gern,
wenn sie viele US-Studenten haben. Es
gibt eine Studie von Harvard, die heraus-
gefunden hat, dass US-Studenten deutlich
mehr dazu neigen, ihrer Schule später
Geld zurückzugeben, wenn sie beruflich
erfolgreich sind. Diese Spender-Mentalität
ist historisch und kulturell bedingt.
Wie fühlen Sie sich als Europäer bei der
AACSB?
Iñiguez:
Ich erlebe eine sehr große Kolle-
gialität und Offenheit für Innovationen.
Wir müssen uns einfach auch klarma-
chen, dass der MBA in den USA erfunden
wurde. Hier gibt es viel mehr Erfahrung
damit. Der MBA-Markt ist anspruchsvol-
ler und der Wettbewerb viel dynamischer.
Und die Standards der AACSB sind sehr
ausgefeilt und wurden intensiv geprüft.
Aber gerade über die Standards klagen
europäische Schulen immer wieder und
empfinden sie als zu US-fokussiert.
Iñiguez:
Die Standards sind keine festste-
henden Kriterien, sondern werden immer
entsprechend der Mission einer Schule –
also ihrer Zielsetzung – interpretiert. Na-
türlich gibt es aufgrund der langjährigen
Erfahrung bestimmte Regeln. Aber es ist
zum Beispiel nicht festgelegt, wie viele
Vollzeit-Professoren eine Schule haben
muss – auch wenn ein bestimmtes Mi-
nimum natürlich notwendig ist. Aber da
gibt es immer auch Raum für Interpreta-
tion. Das Gute am Akkreditierungspro-
zess ist, dass die Schulen in der Vorstufe
erst einmal testen können, wie sie bei den
Standards abschneiden.
Neben der AACSB gibt es als zweites
wichtiges internationales Gütesiegel die
europäische EQUIS-Akkreditierung.
Wo sehen Sie den Unterschied?
Iñiguez:
Das sind einfach unterschiedli-
che Ansätze. EQUIS hat vor allem zwei
Schwerpunkte: die internationale Ori-
entierung der Business School und die
starke Verbindung mit der Unterneh-
menswelt. AACSB hat wohl klarer de-
finierte Standards und Prinzipien. Das
macht es vielleicht etwas vorhersagbarer.
EQUIS hat mehr Nuancen. Aber beide
Akkreditierungen sind herausfordernd
und beide haben ihren Platz.
Welche Ziele haben Sie als AACSB-
Chairman?
Iñiguez:
Meine Amtszeit dauert ja nur
ein Jahr. Aber neben der Internationa-
lisierung möchte ich auch noch die Di-