wirtschaft und weiterbildung 11-12/2016 - page 46

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
gramm des IMD im Economist-Ranking
im vergangenen Jahr um elf Plätze auf
Platz 32 gefallen war, wollte Boscheck der
Sache auf den Grund gehen. Im Dezem-
ber flog er daher nach London und bat
den zuständigen Economist-Redakteur
William Ridgers darum, ihm doch zu er-
klären, wie die Ergebnisse des Rankings
zustande kommen. Doch das konnte die-
ser nicht, da die Erstellung der Rangliste
an einen Freelancer ausgelagert war. Aber
auch der konnte ihm keine zufriedenstel-
lende Auskunft geben.
Zurück in Lausanne setzte sich der MBA-
Direktor mit anderen Professoren und Ex-
perten am IMD zusammen. Gemeinsam
versuchte man die Bewertung zu ver-
stehen – was nicht gelang, schon allein
deshalb, weil der Economist seine Me-
thodologie und die Gewichtung einzelner
Faktoren nicht offenlegt. Boscheck sieht
in dem Ranking etliche logische Fehler
bei der Gewichtung der Kriterien, die das
IMD mit seinem kleinen MBA-Programm
mit 90 Teilnehmern per se benachteiligen.
Rund ein Drittel des Rankings sei „scale
sensitive“ – hänge also mit der Größe des
Programms zusammen.
Schulen, die gerankt werden wollen,
müssen bei zwei Umfragen mitmachen.
Der erste Fragebogen muss von den Schu-
len ausgefüllt werden, macht 80 Prozent
des Rankings aus und umfasst zum Bei-
spiel die „Zahl der registrierten Alumni“.
Die restlichen 20 Prozent stammen aus
einem Fragebogen, den Studenten und
Absolventen ausfüllen müssen. Nun hat
jedes MBA-Ranking seine Schwächen. So
zählt bei den Rankings der Tageszeitung
„Financial Times“ vor allem der Gehalts-
zuwachs. Je jünger die Studenten sind
und je mehr sie aus Schwellenländern
kommen, desto größer ist meist auch der
Gehaltsanstieg. Dazu kommt, dass das
Gehalt entsprechend der Kaufkraft des
Dollars umgerechnet (!) wird, was die
Programme chinesischer und indischer
Schulen regelmäßig nach oben katapul-
tiert. Beim Ranking des „Economist“ gibt
es vier Bewertungskategorien. 35 Prozent
der Bewertung macht die Eröffnung neuer
Karrieremöglichkeiten aus. Derselbe An-
teil entfällt auf die persönliche Entwick-
lung und die Bildungserfahrung (Qualität
der Professoren, GMAT-Wert und Diversi-
tät der Klasse), 20 Prozent macht der Ge-
haltsanstieg aus und 10 Prozent entfallen
auf das Netzwerk-Potenzial.
Professor Ralf Boscheck ist fassungslos.
Vor einigen Monaten informierte er das
britische Wirtschaftsmagazin „The Eco-
nomist“, dass das IMD (International In-
stitute for Management Development),
eine private Wirtschaftshochschule in
Lausanne, aufgrund der fragwürdigen
Methodologie in diesem Jahr nicht am
MBA-Ranking der Zeitschrift teilnimmt
und daher auch keine aktuellen Daten
liefert. Der Economist akzeptierte dies.
Doch dann bekam der MBA-Direktor am
IMD vor drei Wochen die Information,
dass der Economist die Schule trotzdem
rankt.
Für einige Fachleute war es schon oft
schwierig gewesen, das Ranking zu ver-
stehen. Nachdem das Vollzeit-MBA-Pro-
MBA-Bestenliste jetzt mit
Ranking-Zwang?
RANKING.
Schon seit Jahren gilt das Full-Time-MBA-Ranking des britischen Magazins
„Economist“ aufgrund der absurden Abstürze und Aufstiege etlicher Programme als
fragwürdig. Das IMD in Lausanne entschied sich daher, in diesem Jahr nicht mitzumachen
und keine Daten zu liefern. Gerankt hat das britische Wirtschaftsmagazin die Schule jetzt
trotzdem – auch ohne aktuelle Daten.
The Economist.
Das britische
Wirtschaftsmagazin veröffent-
lichte in der Ausgabe vom 15.
Oktober 2016 „The world‘s
best MBA programmes“. Die
Hitliste steht auch im Internet
unter
whichmba.
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