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Aber nicht alleine die Phasen im Transformationsprozess er-
klären unterschiedliche Wahrnehmungen der Relevanz kultu-
reller Diversität. Auch im internationalen Vergleich lassen sich
eindeutige Hinweise auf Unterschiede feststellen. Bspw. zeigen
Köppel et al. (2007) für deutsche Unternehmen zunächst über-
einstimmend mit einer internationalen Vergleichsstichprobe,
dass Argumentationen überwiegen, die entsprechend einer
Lern- & Effektivitätsperspektive vor allem Kreativitätspoten-
ziale und verbesserte Problemlösefähigkeiten durch kultu-
relle Perspektivvielfalt in den Vordergrund stellen. Während
deutsche Unternehmen danach aber vor allem die verbesserte
Kunden- und Marktorientierung im Sinne einer Marktzutritts-
perspektive sehen, betonen z.B. amerikanische Unternehmen
eher Aspekte der Arbeitszufriedenheit und Konfliktreduzie-
rung im Sinne einer (Anti-)Diskriminierungs- und Fairness-
perspektive. In der Folge werden Unterschiede im Umgang
mit kultureller Diversität standorttypisch deutlich und reprä-
sentieren damit letztlich auch gesellschaftspolitische sowie
kulturraumspezifische (Sepehri, 2002) Einflussfaktoren. Re-
gelmäßige Auswertungen von europäischen Studien zum Di-
versity-Business-Case decken außerdem sogar innerhalb eines
relativ homogenen Kulturraums noch bemerkenswerte Bin-
nendifferenzierungen auf (siehe auch Stuber in diesem Heft).
Wahrnehmungsdifferenzierungen bei international
agierenden Führungskräften
Kombiniert man die Überlegungen zur Wahrnehmung eines
kulturellen Transformationsprozesses mit den Forschungser-
gebnissen zu den Besonderheiten einzelner Kulturräume, dann
stellt sich für das Diversity Management international verfloch-
tener Unternehmen eine kritische Frage: Wie differenziert ist
die Wahrnehmung der Relevanz kultureller Diversität inner-
halb eines international verflochtenen Unternehmens, in dem
einerseits eine zentrale Personalpolitik und Diversity-Kommu-
nikation zu einer vereinheitlichten Sichtweise über Standorte
hinweg führen sollte, wo aber andererseits auch Standort-
typische Einflussfaktoren die Diversity-Wahrnehmung be-
einflussen? Eine solche Einzelfallbetrachtung hinterfragt das
allgemeine Aussagesystem der bekannten querschnittlichen
Studien über nationale und Kulturraum-bedingte Unterschiede.
Sie zeigt exemplarisch auf, inwieweit sich Unternehmen an
den international vergleichenden Benchmarking-Studien zur
ökonomischen Relevanz orientieren können und inwieweit eine
individualisiertere Betrachtung sinnvoll sein kann.
Schon Anfang des Jahrtausends stellte Sepheri hierzu die
Ergebnisse einer umfangreichen Befragung zur Wahrnehmung
der ökonomischen Relevanz von Diversität unter Führungskräf-
ten mit internationalem Führungskontext vor (Sepheri, 2002).
Bei der Auswertung wurde wie folgt vorgegangen: Die Daten-
grundlage lieferte eine Skala zur Relevanz von Diversität aus 24
fünfstufig Likert-skalierten Items, die die Zustimmung/Ableh-
nung gegenüber „Diversity Argumenten“ wie bspw. „erhöhtes
Kreativitätspotenzial, da kulturelle Vielfalt und Offenheit die
Kreativität fördern“ einforderten. Die vollständige Item-Liste
findet sich bei Sepehri (2002). Befragt wurden international
tätige Führungskräfte an fünf verschiedenen Standorten eines
global operierenden Unternehmensbereichs u.a. aus der Fer-
tigungs- und Elektrotechnikbranche. Für den Vergleich von
Standorten wurden die Mittelwerte aller Mitarbeiter eines
Standorts über die jeweiligen Mittelwerte der Items für jedes
der sechs Argumente ermittelt und gegenübergestellt. Auf die-
ser Basis leistete die Untersuchung mit über 500 Befragten
wissenschaftliche Pionierarbeit, indem die deskriptive Analyse
der durchschnittlichen wahrgenommen Relevanz von Diversi-
tätsargumenten nach Cox (1993) plausible Abweichungen als
Standortunterschiede aufdeckte und in Bezug auf Kulturraum-
besonderheiten interpretieren konnte (Sepehri, 2002).
Analyse der Skala „Ökonomische Relevanz von Diversität“
Im Folgenden werden die Originaldaten der Untersuchung
von Sepheri (2002) erneut aufgegriffen und unter veränderten
Fragestellungen statistisch analysiert (SPSS Version 24). Aus-
gangspunkt dazu ist die Sicherstellung der Belastbarkeit der
erhobenen Daten zur Wahrnehmung der ökonomischen Rele-
vanz für einen vertiefenden Standortvergleich. Eine Analyse
der eingesetzten Skala zur ökonomischen Relevanz von Diver-
sität liefert auf der Basis von 432 gültigen Fällen hierzu die
Grundlage. Abbildung 3 weist die wesentlichen Prüfergebnisse
aus und bestätigt die gute Reliabilität der Messungen aus der
Studie von Sepehri (2002).
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 3:
Reliabilitätseigenschaften der Skala zur
Erfassung der ökonomischen Relevanz
Anzahl Items
24
Cronbachs Alpha
0,807
Inter-Item Korrelation
0,148
Varianz
0,010
Anova Item-Mittelwertunterschiede QS 27,818; df 23; Mittel der Qua-
drate 1,209; F 5,731; Sig. ,000
Hotelling T-Quadrat-Verfahren
T-Quadrat 92,910; F 3,833; df1 23;
df2 409; Sig. 000
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...62
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