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PERSONALquarterly 01/18
SCHWERPUNKT
_DIVERSITY
Studien in den Folgejahren, die die Fragestellung internationa-
ler Unterschiede vertieften und die Analysen verfeinern sollten.
Europäische Blue Chips als (nicht) konsistente
Grundgesamtheit
Auf der Suche nach einer paneuropäischen Stichprobe gro­
ßer Unternehmen gelangt man gewissermaßen zwangsläufig
zu den Indizes, die z.B. von der Firma Stoxx anhand öffent-
lich zugänglicher Kriterien zusammengestellt werden. Da alle
„gelisteten“ Firmen z.B. eine gewisse Marktkapitalisierung
aufweisen, entsteht eine relativ homogene Gruppe. Da die pan-
europäischen Indizes wie Stoxx Europe 50 (für Gesamteuropa)
und Euro Stoxx 50 (für die Eurozone) keine geografische Ausge-
wogenheit anstreben und international die gleichen Maßstäbe
anlegen, verwundert es nicht, dass der ganz überwiegende
Teil der gelisteten Unternehmen aus den großen, international
vernetzten Volkswirtschaften stammt. Insofern ist die Aussa-
gekraft einer Analyse dieser Geschäftsberichte auf Großunter-
nehmen beschränkt, die ein Geschäftsmodell verfolgen, das in
dieser Finanzlogik gewisse Ergebnisse erzielt. Dasselbe Phäno-
men tritt imÜbrigen innerhalb eines Landes bei den jeweiligen
nationalen Leitindizes auf. Eine weitere Einschränkung zeigte
sich bei der erneuten Analyse der in einem Index gelisteten
Firmen nach zwei oder vier Jahren: Die Zusammensetzung
der Indizes wird regelmäßig überprüft, wodurch sich häufig
Veränderungen ergeben. Damit ist einerseits die direkte Ver-
gleichbarkeit unmöglich. Andererseits bleiben gesamtheitliche
Aussagen über die Gruppe der 50 größten Unternehmen (zu
verschiedenen Zeitpunkten) möglich.
Diversity in den Unternehmensberichten der 50 größten
Konzerne Europas
Für die erste europäische Inhaltsanalyse wertete Ungleich
Besser Diversity Consulting (2010) die Geschäftsberichte und
CSR- oder Nachhaltigkeitsberichte aller Stoxx-Europe-50-Unter-
nehmen für das Berichtsjahr 2009 in englischer Sprache aus.
Zunächst konzentrierten sich die Analysen darauf, das Vorhan-
densein von Diversity-Inhalten (Umfang, Terminologie) in den
Berichten zu identifizieren, um dann die Breite (z.B. Anzahl der
Dimensionen) oder den Informationsgehalt (Art der Diversity-
Information) der gefundenen Inhalte zu beurteilen. Die Daten
wurden teilweise nach Region und Branche aufgearbeitet.
In den fraglichen Geschäftsberichten thematisierten 80%
aller Stoxx-Europe-50-Unternehmen „Diversity“, 92% in ih-
ren CSR-Berichten. Ein internationaler Vergleich zeigte, dass
Diversity in allen Länderclustern zumindest in 65% der Jah-
resberichte präsent war. Die deutschen und schweizerischen
Konzerne rangieren mit einer Abdeckung von 75% im leicht
unterdurchschnittlichen Bereich. In den Länderclustern Be-
nelux sowie Großbritannien erwähnten alle Geschäftsberichte
das Thema Diversity. In ihren CSR-Berichten erwähnten 92%
aller Stoxx Europe 50 das Thema Diversity, wobei dies auf
alle britischen und alle skandinavischen Firmen zutraf. In der
Gruppe der deutschen und schweizerischen Firmen erwähnten
94% das Thema. In dieser Berichtsform untersuchte die Studie
auch, wie viele Unternehmen das Thema Diversity in einem
gesonderten Kapitel darstellten. Dies war in 22 Berichten der
Fall. Fünf Berichte enthielten zwar weniger als ein Kapitel, aber
dennoch mindestens eine ganze Seite. Die Studie untersuchte
auch die Art der dargestellten Information über Diversity Ma-
nagement, ob personalpolitische Grundsätze (als Widerspiege-
lung einer Überzeugung), programmatische Aktivitäten oder
konkrete (messbare) Erfolge bzw. Ergebnisse oder Effekte be-
schrieben werden. Diese und andere Auswertungen erfolgten
jedoch nicht getrennt nach Länderclustern.
Fokus auf den Top 50 in der Eurozone
Die Folgestudie im Jahr 2012 wählte einen leicht veränderten
Ansatz. Einerseits fokussierte European Diversity Research
& Consulting (2012) auf die 50 größten Unternehmen der
Eurozone, die im Euro Stoxx 50 gelistet waren. Andererseits
analysierten sie zusätzlich zu den Geschäftsberichten und
den CSR- bzw. Nachhaltigkeitsberichten für das Berichtsjahr
2011 auch noch die Internetauftritte dieser Unternehmen (auf
Konzernebene, zum Untersuchungszeitpunkt im Jahr 2012).
Diese Vorgehensweise zielte darauf ab, Art und Umfang der
Darstellung von Diversity im Rahmen der Unternehmens-
kommunikation inklusive des Employer Brandings bzw. der
Personal-Image-Werbung zu untersuchen. Die Daten wurden
teilweise nach Regionen und Branchen ausgewertet.
78% der untersuchten Unternehmen nahmen in ihren Jah-
resberichten auf das Thema „Diversity“ Bezug. Dafür stellten
das Thema jeweils 94% in ihren CSR-Berichten oder auf ihren
Websites dar. Detaillierte Auswertungen zeigten, dass die Be-
richterstattung zwischen den Berichtsarten stark schwankte.
Sieben der Jahresberichte enthielten eine Seite oder mehr In-
formation über Diversity, während 25 CSR-Reports diese In-
formationsmenge aufwiesen. Die internationalen Vergleiche
zeigten, dass bei den Jahresberichten nur das französische
Cluster überdurchschnittlich häufig Diversity-Inhalte aufwies
(94%). Die Ländergruppe Benelux, Finnland und Irland kam auf
den geringsten Wert (63%), was auch in der Auswertung der
CSR-Berichte der Fall war (dort mit 88%). Das Ländercluster
„Italien-Spanien“ erreichte hier als Einziges eine vollständige
Abdeckung, während es bei der Analyse der Webseiten mit 82%
den geringsten Wert erzielte. Hier kamen die größten Länder-
gruppen Deutschland und Frankreich auf 100%.
Umfassende Analyse der 50 größten Konzerne Europas
Das neue Format der Inhaltsanalyse aus dem Jahr 2012 wur-
de für die Studie European Diversity Research & Consulting
(2014) beibehalten, jedoch wählten die Forscherinnen und
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