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PERSONALquarterly 04/17
NEUE FORSCHUNG
_GENDER
ven Aufgaben. Damit kann eine zunehmende Notwendigkeit von
analytischen Fähigkeiten, hohem Durchsetzungsvermögen und
einer höheren Belastbarkeit einhergehen, die wiederum eher
maskuline Eigenschaften sind. Auf der anderen Seite sind im
Unternehmen angestellte Softwareentwickler heutzutage Dienst-
leister sowohl für die Beschäftigten im Unternehmen als auch
dessen Kunden. Zwar sind auch hier analytische Fähigkeiten
und Verhandlungskompetenzen möglicherweise typische Anfor-
derungen an SE, viel wichtiger könnte es jedoch sein, dass sich
Softwareentwickler in ein bestehendes Team integrieren und gut
mit anderen zusammenarbeiten können. Diese Eigenschaften
sind jedoch eher feminin.
Zuletzt bleibt die Frage, welche Kultur Unternehmen über
ihr Rekrutierungsinstrument „Stellenanzeige“ an den Bewer-
berpool signalisieren. Die Verwendung von als maskulin emp-
fundenen Eigenschaften signalisiert den Bewerberinnen und
Bewerbern eine maskuline Unternehmenskultur. Auch andere
Anteil
HR
Softwareentwicklung
analysefähig
analyt
belast
durchsetz
ehrgeiz
entscheid
stress
reisebereit
verhandlungs
logisch
analysefähig
analyt
belast
durchsetz
ehrgeiz
entscheid
stress
reisebereit
verhandlungs
logisch
Allianz SE
44% 38%
10%
3% 28%
40% 20% 14%
24%
10% 16%
BASF AG
23% 3%
14%
4% 4% 8%
Bayer AG
13% 10% 10%
2% 12%
BMW AG
39%
9%
4%
39%
20%
9%
5%
73%
Continental AG
12% 28% 16%
12%
44% 4% 2% 24% 5% 15%
6%
4% 6% 4%
Daimler AG
30% 24% 16% 1% 15% 1% 2% 29% 1%
57% 3% 15% 2% 10%
10% 32% 4%
Deutsche Bank AG
46%
21% 8%
46%
Deutsche Börse AG
53% 5%
Eon SE
5% 34% 32% 22%
18%
23% 22% 2%
Fresenius SE & Co. KGaA
32% 34% 18%
5% 2% 2% 16% 7%
8%
23% 15%
Infineon AG
13%
20%
21% 7%
11% 4%
14%
Linde AG
43%
7%
7% 7%
Deutsche Lufthansa AG
41% 29% 33%
23%
5% 35% 8%
14% 14% 14%
21%
36% 7% 14%
Münchner Rück AG
27% 7% 7%
13%
13%
27% 27%
7%
Deutsche Post AG
21% 57% 22%
21% 1% 3% 25%
Prosiebensat1 Media AG
13%
7%
40% 7%
SAP
Siemens AG
35% 9% 4% 13% 22% 26% 4%
35% 4% 26% 13% 0% 4% 2% 6%
5% 24% 4%
Deutsche Telekom AG
30% 20% 30%
10%
17% 13% 3%
26% 3% 1%
6%
12% 10% 3%
Thyssenkrupp AG
32% 14% 18%
13% 3% 14% 9% 1%
13% 41% 5%
5% 8% 5%
Volkswagen AG
25% 25%
8% 50%
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 5:
Häufigkeiten von maskulinen Wortstämmen in Dax-30-Unternehmen nach Funktionen (HR, Softwareentwicklung)
nur für Unternehmen >10 Stellen-
ausschreibungen in der Funktion
>35% der Stellenanzeigen in dieser Funktion
enthalten diese maskulin konnotierte Eigenschaft
>20% der Stellenanzeigen in dieser Funktion
enthalten diese maskulin konnotierte Eigenschaft
Erklärungsansätze könnten sein, dass HR- und SE-Bereich je-
weils das Gegenteil von denjenigen Eigenschaften suchen, über
die sie selbst verfügen. So listen Recruiter imHR-Bereich als eher
weiblich-dominierter Beruf möglicherweise mehr maskulin-do-
minierte Wortstämme in der Stellenausschreibung auf, ummehr
Personen zu attrahieren, die eher maskuline bzw. agentische
Eigenschaften aufweisen. Umgekehrt könnten Recruiter im eher
männlich-dominierten Bereich der Softwareentwicklung eher
weniger maskulin-konnotierte Wortstämme nutzen, da der eher
männliche Bewerberpool diese Eigenschaften bereits mitbringt.
Tatsächlich zeigt eine deskriptive Auswertung femininer Eigen-
schaften in Stellenausschreibungen, dass der SE-Bereich deut-
lich femininer ausschreibt, als zu erwarten wäre (Joblift, 2017).
Als weiterer Grund ist anzuführen, dass sich die Anforderun-
gen an die Stellen im HR- und SE-Bereich teilweise gewandelt
haben. Der HR-Bereich übernimmt zunehmend strategische Auf-
gaben und unterstützt das Linienmanagement in seinen operati-