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ren sie, dass Frauen durch ihre spezifischen Stile z.B. bei Füh­
rung und Entscheidungsfindung den Unternehmenserfolg
beeinflussen können („women’s unique contributions“). Hier
ist es also nicht das Klima, sondern die ganz eigenen Per­
spektiven und Fähigkeiten der Frauen werden genutzt, wo­
durch z.B. ein Wettbewerbsvorteil durch die bessere Nutzung
interner Ressourcen generiert werden kann und auch die
Legitimität gegenüber externen Stakeholdern erhöht wird.
Im Folgenden zeigen wir empirische Befunde, die zunächst
mit dem direkten Zusammenhang zwischen Geschlecht und
Unternehmenserfolg starten und dann etwas differenzierter
den Kontext berücksichtigen.
Das Beispiel Norwegen: Welche Wirkung hatte
die Einführung der Frauenquote?
In Norwegen wurde 2005 eine Frauenquote von 40 Prozent
für die Verwaltungsräte aller börsennotierten Unternehmen
eingeführt. Viele Forscher sahen in dieser Einführung ein
Feldexperiment, über das die Folgen von erhöhter Diversität
in der obersten Führungsetage untersucht werden kann. Ent­
sprechend liegen inzwischen verschiedene Studien vor, die
sich anhand dieses Beispiels den Einfluss erhöhter Diversität
auf die Unternehmensleistung anschauen. Eine erste wichtige
Studie wurde hierzu von Ahern und Dittmar (2012) veröffent­
licht, die einen negativen Einfluss des höheren Frauenanteils
auf die Unternehmensperformance (gemessen über Tobin’s
Q, ähnlich der Marktwert-Buchwert-Relation) konstatieren.
Sie stellen aber klar heraus, dass dieser Effekt vermutlich
nicht über das Geschlecht der Führungskräfte, sondern eher
über die als Folge der schnell umzusetzenden Frauenquote
Quelle: Angepasste Darstellung aus Adams, 2016, S. 374
Verfahren
Erklärende Variable Regressionskoeffizient
für Frauenanteil
Signifikanz/Irrtums-
wahrscheinlichkeit
Bestimmtheitsmaß
(adj. R
2
)
Lineare
Einfachregression
Frauenanteil im
Führungsgremium
+24,5
<0,01
0,01
Lineare
Mehrfachregression
Frauenanteil,
Unternehmensgröße
+6,2
insignifikant
0,06
(Firm) Fixed Effect
Frauenanteil,
Unternehmensgröße
-24,0
<0,01
0,01
Abb. 2:
Abhängigkeit der Ergebnisse von der Methodik der Datenauswertung
Abhängige Variable: Eigenkapitalrentabilität (ROE)
jüngeren und weniger erfahrenen Führungskräfte zu erklä­
ren sei. Ebenfalls einen negativen Einfluss finden Matsa und
Miller (2013), die allerdings als Grund Strategieänderungen
in den Unternehmen in den Vordergrund rücken, indem sie
zeigen, dass von der Frauenquote betroffene Unternehmen
weniger Mitarbeiter entlassen und stärker steigende Arbeits­
kosten haben als Unternehmen in der Vergleichsgruppe.
Bøhren und Staubo (2016) finden ebenfalls einen negativen
Zusammenhang zwischen Einführung der Frauenquote in
Norwegen und Unternehmensleistung, führen dies aber eher
auf die dadurch gestiegene Anzahl unabhängiger Mitglieder
in den betroffenen Aufsichtsgremien zurück. Gerade Frauen
waren „independent directors“, also Mitglieder, die nur über
ihre Funktion im Aufsichtsgremium mit dem Unternehmen
verbunden, nicht aber gleichzeitig z.B. Vorstandsmitglied wa­
ren, was letztlich zu einer verringerten Unternehmensleis­
tung geführt haben könnte.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen keinen positiven Effekt
der Frauenquote auf die Unternehmensleistung. Allerdings
konnten verschiedene Mechanismen zur Erklärung negativer
Folgen identifiziert werden. Ein Einfluss von Geschlecht oder
Geschlechterdiversität im Top-Managementteam auf die Un­
ternehmensleistung lässt sich also nicht direkt bestätigen,
kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Frauen und Unternehmenserfolg: Der direkte Effekt in
Metaanalysen
Post und Byron (2015) fassten insgesamt 140 Studien zum
Zusammenhang von Frauen in Vorstandspositionen und
Unternehmensleistung zusammen. Insgesamt sind die von
1...,39,40,41,42,43,44,45,46,47,48 50,51,52,53,54,55,56,57,58,59,...60
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