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04/17 PERSONALquarterly
PROF. DR. DÉSIRÉE LADWIG
Professur für HRM und Internationales Management
Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft
Fachhochschule Lübeck
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Bildungsweg, Elternsein oder Pflegeverpflichtungen, Behin-
derte, Migranten oder Transgender-Persönlichkeiten sollen
eine chancengerechte Teilhabe erhalten. Deshalb gab es Peer-
Tutoren schon im ersten Semester, die gegenseitige Unter-
stützung in Kompetenzclustern und vernetzten Lerngruppen
lebten. Dieses gesamtheitliche Konzept senkte nachweislich
die Abbruchquote und verbesserte sogar die Ergebnisse in
Angstfächern wie Mathe und Telematik um bis zu 1,5 Noten.
„Und“, so die Lehrende, „in Bewerbungen nutzt es schon, der-
art vernetzt gearbeitet zu haben.“ Ausprobieren wird an der
FH Lübeck honoriert. Dabei misstraut die Hochschullehrerin
starren Dogmen und überholten Paradigmen. Sie fordert Stu-
dierende, die Professorenschaft und Unternehmen auf, nicht
nur zu kopieren, schon gar nicht einfach alles, etwa Manage-
menttechniken und -tools, aus den USA zu übernehmen, son-
dern zu prüfen, was zu den eigenen Ideen und Zielen, zur
Struktur und Kultur passt.
Ladwig ist gereist – nicht nur zu Forschungszwecken, sie hat
in China, Jordanien und Lettland auch unterrichtet. Die Pro-
fessorin beteiligt sich voller Überzeugung daran, dass Hoch-
schullehrer sich aufmachen und mit internationalen Kollegen,
jungen Wissenschaftlern und Studierenden darüber diskutie-
ren, was sie bewegt: „Man kommt auf andere Ansätze, kann an
seinen interkulturellen Kompetenzen arbeiten und die eigenen
Denkpfade durch spannende Diskussionen und Projekte er-
gänzen und weiterentwickeln.“
Ab 1995 arbeitete die promovierte Ökonomin für zwei Jahre
im Rahmen eines Modellprojekts des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend in der Arbeitszeitbera-
tung. Im Projekt Mobilzeit ging es auch darum, die Vielfalt
möglicher Arbeitszeitmodelle aufzuzeigen und wegzukommen
von der traditionellen Hausfrauenteilzeit am Vormittag. Für
die EU koordinierte sie dann drei Jahre lang das Netzwerk
Work-Life-Balance, in dem sich Experten aller EU-Länder zum
Informations- und Erfahrungsaustausch trafen. Auch hier lebte
sie maximale Vielfalt mit Vertretern aller europäischen Länder,
die gemeinsam forschten. Die Ergebnisse flossen in Informa-
tionsbulletins, die EU-typisch in sieben Sprachen herausgege-
ben wurden.
Innovative Karrierekonzepte entwickeln
Parallel zu diesen Aufgaben wurde die energiegeladene Wis-
senschaftlerin und Organisatorin Unternehmensberaterin und
Personaltrainerin. Sie stieg in die F. G. H. Forschungsgruppe
Hamburg ein (2017 umbenannt in Van Delph Institute). Dort
übernahm sie mit den Jahren Positionen als Teamleiterin, als
stellvertretende Geschäftsleiterin und ist heute Mitglied im
wissenschaftlichen Beirat. Sie arbeitet in Unternehmen an
spannenden Themen wie Arbeit 4.0, digitale Kompetenzen,
innovative Karrierekonzepte, Work-Life-Balance und generati-
onendifferenzierte Personalarbeit.
Und so schließt sich der Kreis zwischen Wissenschaft und
Praxis, zwischen ursprünglichen und aktuellen Themen. 2000
kehrte Ladwig an die Helmut-Schmidt-Universität zurück und
forcierte wieder ihre wissenschaftliche Karriere. Sie wurde wis-
senschaftliche Assistentin, Projektkoordinatorin und -leiterin
am Institut für Personalwesen und Internationales Manage-
ment. Zwei Jahre später wurde Ladwig an die private, staatlich
anerkannte SRH Hochschule Berlin berufen und zur Professo-
rin ernannt. Nach Stationen als Geschäftsführerin des Manage-
ment Development Centers an der Helmut-Schmidt-Universität,
als Studiendekanin an der neu gegründeten ISS International
School of Service Management Hamburg und als Professorin für
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Personalmanagement und
Organisation an der privaten inzwischen geschlossenen UMC
Potsdam übernahm sie schließlich die Professur für Personal-
wirtschaft im Fachbereich Maschinenbau und Wirtschaft an der
Fachhochschule Lübeck. Hier lehrt und forscht Désirée Ladwig
nun schon seit fast zehn Jahren als bekennender Diversity-Fan.