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04/17 PERSONALquarterly
ABSTRACT
Forschungsfrage:
Welche Bedeutung haben individuelle Motive bei der Bewertung von
potenziellen Arbeitgebern?
Methodik:
Fragebogenstudie und hierarchische Regressionsanalysen
Praktische Implikationen:
Die Studie zeigt, dass Arbeitgeber bei der Ausschreibung
von Positionen, die ein hohes Maß an Teamfähigkeit fordern, ein kollegiales Miteinander
in den Vordergrund stellen sollten. Stark leistungs- und machtmotivierten Individuen sind
hingegen Karrieremöglichkeiten wichtig.
Machtmotiv zeigt sich in einem ausgeprägten Willen, andere
Individuen zu beeinflussen. Ein starkes Verlangen nach Zuge
hörigkeit hingegen wird durch das Affiliationsmotiv hervorge
rufen (vgl. McClelland, 1987). Unternehmen adressieren durch
spezifische Arbeitgebermerkmale unterschiedliche Motive
ihrer Bewerber und Mitarbeiter. Basierend auf der „Theory of
Needs“ kann davon ausgegangen werden, dass das Leistungs-,
Macht- oder Affiliationsmotiv jeweils die wahrgenommene
Wichtigkeit spezifischer Arbeitgebermerkmale beeinflusst.
Individuen mit einem ausgeprägten Affiliationsmotiv bevor
zugen Arbeitsumgebungen, in denen harmonische und freund
schaftliche Beziehungen von Arbeitnehmern untereinander im
Vordergrund stehen (vgl. McClelland, 1987). Es ist daher anzu
nehmen, dass ein ausgeprägtes Affiliationsmotiv dazu führt,
ein gutes Teamklima als bedeutsam einzustufen. Daraus resul
tiert folgende Hypothese:
H1: Je ausgeprägter das Affiliationsmotiv eines
Individuums, desto wichtiger ist das Teamklima, das
bei einem potenziellen Arbeitgeber herrscht.
Neben Motiven prägen auch Persönlichkeitsmerkmale das
Verhalten. Individuen mit einem ausgeprägten Maß an Ver
träglichkeit sind harmoniebedürftig, hilfsbereit und neigen zu
kooperativem Verhalten (vgl. Penney et al., 2011). Arbeitsum
gebungen mit einem guten Teamklima stehen für Harmonie,
Hilfsbereitschaft und Kooperation. Es kann daher ein Effekt
von Verträglichkeit auf die wahrgenommene Wichtigkeit des
Teamklimas antizipiert werden:
H2: Je ausgeprägter die Verträglichkeit eines Individuums
ist, desto wichtiger ist das Teamklima, das bei einem
potenziellen Arbeitgeber herrscht.
Studien zeigen, dass spezifische Persönlichkeitsmerkmale
mit Motiven interagieren und einen angenommenen Zusam
menhang verstärken können (vgl. z.B. Zeffane, 2013). Auch
in der vorliegenden Studie wird davon ausgegangen, dass das
Persönlichkeitsmerkmal Verträglichkeit den Zusammenhang
zwischen Affiliationsmotiv und Teamklima verstärkt:
H3: Das Persönlichkeitsmerkmal Verträglichkeit moderiert
den Zusammenhang zwischen dem Affiliationsmotiv eines
Individuums und der Wichtigkeit des Teamklimas, sodass
der positive Zusammenhang für Individuen mit starker
Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Verträglichkeit
stärker ausfällt.
Individuen mit einem stark ausgeprägten Leistungsmotiv ha
ben ein Bedürfnis nach herausfordernden Aufgaben und sind
bestrebt, ihre Arbeit schneller und besser zu erledigen als Kol
legen in ihrem Arbeitsumfeld (vgl. McClelland, 1987). Sie wün
schen regelmäßiges Feedback zu ihrer Performance, da dies
ermöglicht, die eigene Leistung zu bewerten. Arbeitgeber ad
ressieren durch Fach- und Führungslaufbahnen dieses Bedürf
nis. Karrieremöglichkeiten eines Arbeitgebers sind somit für
Individuen mit einem ausgeprägten Leistungsmotiv wichtig:
H4: Je ausgeprägter das Leistungsmotiv eines Individuums,
desto wichtiger sind die Karrieremöglichkeiten, die ein
potenzieller Arbeitgeber anbietet.
In der Literatur finden sich Hinweise darauf, dass Individuen
mit einem ausgeprägten Machtmotiv ein Arbeitsumfeld bevor
zugen, welches ihnen eine starke Einflussnahme auf Personen
und unternehmerische Aktivitäten ermöglicht. Daher streben
machtmotivorientierte Individuen nach der Übernahme von
Führungsfunktionen (vgl. Harrell/Stahl, 1984). Individuen mit
einem stark ausgeprägten Machtmotiv verfolgen den Wunsch,
hohe Positionen und besondere Leistungen zu erreichen. So
mit ist davon auszugehen, dass Individuen mit einem aus
geprägten Machtmotiv Karrieremöglichkeiten wichtig sind.
Arbeitgeberseitig angebotene Fach- und Führungslaufbahnen
adressieren eben jene machtmotivorientierten Motive:
H5: Je ausgeprägter das Machtmotiv eines Individuums,
desto wichtiger sind die Karrieremöglichkeiten, die ein
potenzieller Arbeitgeber anbietet.
Bei einem ausgeprägten Leistungsmotiv wird Geld nicht als Sta
tussymbol, sondern als zentraler Indikator für die eigene Leis
tung gesehen (vgl. McClelland, 1987). So streben leistungsmotiv
orientierte Unternehmer stets nach einer Verbesserung ihres
Einkommens, auch wenn bereits ein hoher wirtschaftlicher
Erfolg vorliegt und das Bedürfnis nach materieller Versorgung
befriedigt ist. Geld wird hierbei nicht als Zugang zu materiellen
Gütern gesehen, sondern als sozialer Maßstab und wiederholte
Bestätigung der persönlichen Leistungsfähigkeit. Folglich ist
davon auszugehen, dass Individuen mit einem ausgeprägten
Leistungsmotiv Gehalt und Benefits wichtig sind: