PERSONALquarterly 4/2015 - page 48

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PERSONALquarterly 04/15
NEUE FORSCHUNG
_ZUSAMMENARBEIT
mens festzulegen, wie lange es dauern würde, ein bestimmtes
Medikament von der Entwicklung bis zur Marktreife zu brin-
gen. Jedes der drei Teammitglieder war Experte oder Expertin
für einen Bereich der Medikamentenherstellung (Klinische
Leitung, Technische Leitung, Leitung Finanzen) und erhielt
die dem Aufgabengebiet entsprechenden Informationen. Am
Ende mussten sich die drei Teammitglieder auf eine genaue
Anzahl an Monaten von der Entwicklung bis zur Veröffentli-
chung einigen. Die Aufgabe wurde in zwei Teilaufgaben auf-
geteilt und während zweier Arbeitsphasen (je 15 Minuten) be-
arbeitet und konnte nur gelöst werden, wenn die Information
zwischen den Teammitgliedern geteilt und diskutiert wurde.
Kommunikation war einzig über E-Mail möglich.
Die beiden Arbeitsphasen wurden durch eine 15-minütige
Phase unterbrochen, in der die Teams je nach Bedingung kei-
ne STROTA-Intervention (Bedingung A: Kontrollgruppe), eine
unvollständige STROTA-Intervention (Bedingung B: Individual
Awareness und Bedingung C: Team Awareness) oder eine voll-
ständige STROTA-Intervention bekamen (Bedingung D: Plan
Development). Die Teams der Bedingung D formulierten in den
letzten 5 Minuten der Interventionsphase bis zu fünf konkrete
Strategien und Ziele für die kommende zweite Arbeitsphase.
Die Teams in den Bedingungen A, B und C lösten in der verblei-
benden Zeit der Interventionsphase Sudokus. Für die Gruppen-
diskussionen wurde das Programm Skype© genutzt.
363 Studierende (75% Frauen, M = 22.13 Jahre, SD = 3.04 Jah-
re, 45% Studiengang Psychologie) nahmen an der Untersuchung
teil. Die Teams wurden den vier Bedingungen zufällig zugeteilt.
Messmethode und Ergebnisse
Neben demografischen Informationen wurde die Qualität der
mentalen Modelle (TMM) nach der ersten Arbeitsphase (t1),
nach der Interventionsphase (t2) und nach der zweiten Ar-
beitsphase (t3) gemessen und die Übereinstimmung errech-
net. Die Qualität der mentalen Modelle wurde anhand einer
7-Item-Skala erhoben (z.B. „Die Strategien zum Bearbeiten der
Aufgabe sind mir klar.“) mit 5 Antwortmöglichkeiten zwischen
1 = ich stimme gar nicht zu bis 5 = ich stimme voll zu. Mithilfe
des Ansatzes von Ellwart et al. (2014) wurden anschließend
die Qualität und der Grad der Übereinstimmung dieses Wis-
sens zu einem Team Mental Model Score verbunden (d.h. die
Qualität minus Grad der Übereinstimmung).
Informationsüberflutung (IO) wurde sowohl objektiv (d.h.
Anzahl erhaltener E-Mails in der zweiten Arbeitsphase) als
auch subjektiv erfasst. Das subjektive Maß orientierte sich
an der Skala von Sperka (1996; 4 Items; z.B. „Ich habe bislang
zu viele Informationen von meinen Kollegen erhalten.”) und
wurde sowohl nach der ersten (t1) als auch nach der zweiten
Arbeitsphase (t3) erhoben. Teilnehmer konnten auch hier wie-
der auf einer 5-stufigen Rating-Skala antworten (1 = ich stimme
gar nicht zu bis 5 = ich stimme voll zu).
Vier Teams mussten aufgrund von technischen oder organi-
satorischen Schwierigkeiten ausgeschlossen werden. Deshalb
gingen 117 Teams in die Berechnungen ein. Die Daten wurden
mithilfe von t-Tests, univariaten Varianzanalysen mit Messwie-
derholung und Multilevel-Analysen (individuelle und Team­
ebene) analysiert. Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen
den Versuchsbedingungen bezüglich des Geschlechts oder des
Alters. Weiterhin gab es nach der ersten Arbeitsphase (t1) kei-
ne Unterschiede zwischen den vier Versuchsbedingungen be-
züglich der beiden zentralen Variablen TMM und IO (p > .05).
Alle vier getesteten Bedingungen sind somit vor der Interven-
tion als ähnlich anzusehen.
Hypothesentestung
Hypothese 1 nimmt an, dass die Teams, die alle Schritte der
STROTA-Intervention durchlaufen hatten, kurzfristig und lang-
fristig bessere mentale Modelle (TMM) zeigen als jene Teams,
die eine unvollständige oder keine Intervention durchliefen.
Unsere Ergebnisse zeigten, dass sich die TMM der vier Bedin-
gungen über alle drei Messzeitpunkte zusammengenommen
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 5:
TMM vor (t1) und nach (t2) der Intervention
sowie nach dem Experiment (t3)
Team Mental Models (TMM)
Kontrollgruppe (A)
Individual Awareness (B)
Team Awareness (C)
2.65
2.45
2.25
2.05
1.85
1.65
t1
t2
t3
Zeitpunkt
Plan Formulation (D)
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...68
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