PERSONALquarterly 4/2015 - page 46

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PERSONALquarterly 04/15
NEUE FORSCHUNG
_ZUSAMMENARBEIT
tuelle Teams in der Praxis über Probleme im Zusammenhang
mit Kommunikation bewusst werden, wird selten ein voll-
ständiger Adaptationszyklus über alle drei Phasen durchlau-
fen (siehe Abb. 1). Häufig kommt es vor, dass allen Teammit-
gliedern ein Problem gut bekannt ist (Individual Awareness)
und dies auch schon in der Gruppe besprochen wurde (Team
Awareness). Eine Planungsphase, in der Veränderungen und
Ziele konkret festgelegt werden (Plan Development), findet
jedoch oft aus Zeitgründen nicht statt. Bislang wurde nicht
untersucht, ob, verglichen mit vollständigen Adaptationszyk-
len, auch solche unvollständigen Zyklen bereits einen positi-
ven Einfluss auf die Wahrnehmung von Informationsflut und
Teamleistung zeitigen.
Um zu untersuchen, welche Phasen dieses Adaptationszyk­
lus bei der Verbesserung von Prozessen in virtuellen Teams
eine Rolle spielen, wurde virtuellen Dreierteams eine Aufgabe
vorgelegt, bei der alle Teammitglieder Experte oder Expertin
für bestimmte Bereiche waren und zu einer gemeinsamen
Teamlösung beitrugen. Zwischen der Bearbeitung zweier Teil-
aufgaben durchliefen die Teams eine oder mehrere Phasen der
strukturierten Online-Team-Adaptation (STROTA).
Als Hinweisreiz, um Adaptation und Reflektion anzustoßen,
diente als erster Schritt der kurzen Intervention ein grafisch
aufbereitetes Echtzeit-Feedback, basierend auf den Einschät-
zungen der einzelnen Teammitglieder auf sieben Fragen zur
Teamaufgabe und Teamkommunikation (siehe Abb. 2). Die
Antworten wurden mit einer PHP-Skript-basierten Software-
Lösung in eine farbige Feedbacktabelle übersetzt. Anhand der
sichtbaren Urteile aller Teammitglieder konnte die Qualität
(von grün = hohes Verständnis bis orange = niedriges Verständ-
nis) und die Ähnlichkeit der mentalen Modelle zwischen den
Teammitgliedern bewusst werden (d.h. wie ähnlich die Urteile
der einzelnen Teammitglieder in der Feedbacktabelle waren).
Die Feedbacktabelle war die Grundlage sowohl der eigenen
Reflexion im ersten Schritt (Individual Awareness) als auch
der Gruppendiskussion im zweiten Schritt von STROTA (Team
Awareness).
Bei vollständigem STROTA durchliefen die Teams alle drei
Schritte von STROTA. Im ersten Schritt reflektierten sie über
das erhaltene Feedback zunächst individuell (Individual
Awareness), anschließend im zweiten Schritt als Team in einer
moderierten Sitzung (TeamAwareness). Im dritten Schritt wur-
den dann die Ziele für die weitere Zusammenarbeit erarbeitet
(Plan Development). Vier Bedingungen wurden unterschieden:
Teams mit keinerlei Intervention (Bedingung A), Teams mit nur
Individual Awareness (unvollständige STROTA; Bedingung B),
Teams mit sowohl Individual Awareness als auch Team Aware­
ness (unvollständige STROTA; Bedingung C) sowie Teams, die
den vollständigen Zyklus durchliefen, mit Individual Aware-
ness, Team Awareness und Plan Development (vollständige
STROTA; Bedingung D). Damit die Zeit zwischen den beiden
Abb. 1:
Adaptationszyklus
Quelle: Eigene Darstellung
Team
Awareness
Plan
Development
Individual
Awareness
Abb. 2:
Feedbacktabelle
Item
Person A Person B Person C
1. Die Strategien zum Bearbeiten der
Aufgaben waren mir unklar.
2. Wie die Verantwortlichkeiten der
einzelnen Teammitglieder zusam-
menhängen, ist mir unklar.
3. Mir ist unklar, wem ich im Team wel-
che Informationen weitergeben soll.
4. Ich werde durch unwichtige Nach-
richten oft abgelenkt.
5. Ich erhalte insgesamt zu viele irrele-
vante Informationen.
6. Was wir bei der Aufgabe zuerst
machen sollen, ist mir nicht klar.
7. Ich bin unsicher, wie wir die Infor-
mationen im Team zu einer Lösung
zusammenfügen können.
Quelle: Eigene Darstellung
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