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Vorhersage beruflicher Erfolgskriterien. Vor allem aber gelingt
modernen Verfahren auch, die Prozessperspektive auf kreatives
Potenzial zu berücksichtigen. Auch wenn hier das Angebot an
brauchbaren Verfahren derzeit noch gering ist, versprechen sie
eine differenziertere Diagnose und bieten zugleich einige Vor-
teile imVergleich zu Selbsteinschätzungen oder vergleichsweise
beliebig zusammengestellten Verfahrensbatterien.
Beim Durchlaufen des kreativen Prozesses werden nicht auf
jeder Stufe dieselben Anforderungen mit demselben Gewicht
eingehen, sondern stufenspezifisch bestimmte Fähigkeiten
benötigt. In Abbildung 2 ist der achtstufige Kreativitätspro-
zess nach Schuler und Görlich (2007) dargestellt und bei je-
der Prozessstufe angeführt, welche Anforderungen in dieser
Phase an Personen gestellt werden, um kreative Leistungen
erbringen zu können, sowie anhand welcher Indikatoren diese
spezifischen Fähigkeiten erkannt werden können.
Zwei Verfahren, welche unter standardisierten Bedingungen
kreative Leistungen entlang des achtstufigen Prozesses provo-
zieren, stellen die Diagnose berufsbezogener Kreativität – Pla-
nung und Gestaltung (DBK-PG) von Schuler, Gelléri, Winzen und
Görlich (2013) und die Diagnose berufsbezogener Kreativität
– Technik und Entwicklung (DBK-TE) von Palmer und Schu-
ler (in Vorbereitung) dar. Als leistungsbasierte Tests sind sie
unabhängig von den Problemen, die mit Selbsteinschätzungen
einhergehen (Altersabhängigkeit, Verfälschbarkeit) und werden
aufgrund ihres Berufsbezugs, der sich in der Ausgestaltung der
Aufgaben zeigt, weithin von Testanwendern und Getesteten ak-
zeptiert. Während die DBK-PG mit einer Durchführungszeit von
37 Minuten besonders ökonomisch ist, gründet die DBK-TE auf
einer umfassenden Anforderungsanalyse und erlaubt eine diffe-
renziertere Analyse entlang des gesamten kreativen Prozesses
unter Einbezug simulativer Aufgaben (Durchführungsdauer: 65
Minuten, ohne die simulativen Aufgaben 45 Minuten).
Empirische Ergebnisse zu den Vorhersagemöglichkeiten von
Kreativitätstests
Während bei der Testkonstruktion der Fokus auf der bestmög-
lichen Abbildung relevanter Personmerkmale und Verhaltens-
weisen liegen sollte, interessiert für den praktischen Einsatz
der Verfahren neben Ökonomiekriterien vor allem die Krite-
rienvalidität der Instrumente. Wie gut eignen sich Kreativi-
tätstests also zur Vorhersage unterschiedlicher Berufserfolgs-
kriterien? Und: Unterscheiden sich verschiedene Gruppen in
ihren Testergebnissen? Exemplarisch für die DBK-Verfahrens-
gruppe wird nachfolgend eine Auswahl an Validitätsbefunden
vorgestellt, die zur kurzen Übersicht auch Abbildung 3 zu ent-
nehmen sind.
Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung.
Schuler et
al. (1995) berichten einen Zusammenhang von
r=.25
zwischen
kognitiven Leistungstests der Kreativität und Vorgesetzten­
urteilen der Innovativität bei einer Stichprobe von Wis-
senschaftlern und Ingenieuren aus dem Forschungs- und
Entwicklungsbereich. Auch zur Anzahl eingereichter und er-
langter Patente bestehen – im Gegensatz zu den Ergebnissen
von Intelligenztests – positive Zusammenhänge. Inwiefern
sich dieses Ergebnis fast 20 Jahre später und auf Basis moder-
Stichprobe
Test
Kriterium
prognostische Validität
Mitarbeiter in Forschung
und Entwicklung
DBK-PG
• Vorgesetztenurteil zur Kreativität
• Anzahl Patente
bei Entwicklern: .34
bei Forschern: .35
bei Entwicklern: .41
bei Forschern: .30
Unternehmer
DBK-PG
• Anzahl angemeldeter Patente
• Anzahl Mitarbeiter
• Umsatz
.24
.38
.46
Berufstätige allgemein
DBK-TE
• Anzahl an erfolgreichen Verbesserungsvorschlägen
• Gehalt
• Alter bei Übernahme erster Führungsposition
.26
.22
-.29
Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 3:
Auswahl von Vorhersagestärken von Kreativitätstests für berufliche Erfolgskriterien
Anmerkungen: DBK-PG: Diagnose berufsbezogener Kreativität – Planung und Gestaltung (Schuler/Gelléri/Winzen/Görlich, 2013).
DBK-TE: Diagnose berufsbezogener Kreativität – Technik und Entwicklung
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...68
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