Immobilienwirtschaft 12/2018 - page 27

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2-01.2019
Es scheint, als ob die Versicherungsbranche das Interesse an Investitionen in Betongold
verloren hätte. Der Anteil von Immobilien am Vermögen der Erst- und Rückversicherer in
Deutschland dümpelt im unteren einstelligen Prozentbereich und geht seit 2017 zurück.
einnahmen vertraglich feststehen und
für regelmäßige, planbare Erträge sorgen,
schwanken Schadenaufwendungen der
Höhe und Fälligkeit nach stark.
Aufsichtsrechtlich sind Immobilien
gegenüber anderen Anlageklassen be­
nachteiligt. Seit 2016 gilt für europäische
Versicherungsunternehmenmit Beitrags
einnahmen von über fünf Millionen Euro
Solvency II. Im Standardmodell der Kapi­
talrichtlinie müssen Institute für direkte
Immobilieninvestments und nicht börsen
notierte Immobilienfonds 25 Prozent des
Bilanzwerts anKapital vorhalten, während
REITs mit 39 Prozent belastet werden. Eu­
ropäische Staatsanleihen gelten jedoch,
politisch motiviert, als risikolos und be­
nötigen keinKapital. Immerhin sollen Sol­
vency Capital Requirements (SCRs) peri­
odisch überprüft werden. Der Interessen­
verband Inrev plädiert für eine Absenkung
auf 15 Prozent für Immo
bilieninvestments
imStandardmodell. Vielleicht bekommen
Versicherer dannwieder mehr Hunger auf
Beton und Stahl.
Betrachtet man die gesamte deutsche
Versicherungsbranche, haben Sach- und
Lebensversicherer nach Zahlen des Versi­
chererverbands GDV drei bis vier Prozent
ihrer Kapitalanlagen in Immobilien ange­
legt, während es bei den privaten Kran­
kenversicherern im Verband PKV nur 0,7
Prozent sind. Allerdings berücksichtigen
diese Werte nicht das Umlaufvermögen,
welches einen Teil der Bilanzsumme bil­
det, und sind daher nicht direkt mit Wer­
ten aus Geschäftsberichten vergleichbar.
VollständigeDaten zumAnteil der Im­
mobilien anKapitalanlagen sind schwierig
zu erhalten, denn die gesellschaftsrecht­
liche Struktur und das Berichtswesen
der meisten Versicherer sind komplex.
Während Bilanzen der Versicherer direkt
gehaltene Grundstücke und Bauten sepa­
rat ausweisen, sind über Fonds, Tochter
gesellschaften oder REITs gehaltene Im­
mobilien in Sammelposten versteckt.
Das insgesamt niedrige Niveau von
Immobilienengagements der Versiche­
rer lässt sich teilweise mit den Rahmen­
bedingungen erklären, denen Versicherer
unterworfen sind. Während Prämien
Gebäude, waren es 2017 nur noch zwei.
Die deutsche Zürich Beteiligungs-AG re­
duzierte ihren Bestand von 20 Millionen
Euro Ende 2016 auf vier Millionen Euro
zum 31. Dezember 2017.
Die Versicherer haben
sich zuletzt von ihren
Immobilienbeständen
zunehmend getrennt
HanseMerkur erreicht als einziger
deutscher Versicherer der größten 20 ei­
nen zweistelligen Immobilienanteil. Lutz
Wiemer, stellvertretender Vorstandsvor­
sitzender der HanseMerkur Grundvermö­
gen AG, stellte auf der Expo Real heraus,
dass die Gesellschaften der HanseMerkur-
Gruppe ihren Immobilienanteil an den
Kapitalanlagen seit 2015 von sechs auf
zehn Prozent erhöht hätten. „Perspekti­
visch sind sogar 20 Prozent denkbar, denn
wir glauben an die Chancen imdeutschen
Immobilienmarkt“, bekräftigte Wiemer
auf der Messe.
«
Martin Winkel, München
Quellen: Statistiken und Veröffentlichungen der Verbände
Alle Werte per 31.12.2017 (außer PKV: 31.12.2016)
IMMOANTEILE
GRUPPEN 2017
Quelle
Versicherergruppe
in % der
Kapital-
anlagen
in Mio.
Euro
in % der
Kapital-
anlagen
in Mio.
Euro
in % der
Kapital-
anlagen
in Mio.
Euro
direkt
indirekt
gesamt
Bundesanstalt für Finanzdienst-
leistungsaufsicht (BaFin)
Beaufsichtigte Rückversicherer
0,6% 1.488
n/a
n/a
n/a
n/a
Beaufsichtigte Erstversicherer
1,6% 24.110
n/a
n/a
n/a
n/a
Gesamtverband der deutschen
Versicherungswirtschaft, Berlin
(GDV)
Lebensversicherer
2,4% 21.821
1,6% 14.547
3,9% 36.368
Krankenversicherer
1,3% 3.549
2,1% 5.733
3,3% 9.282
Schaden- & Unfallversicherer
2,9% 4.895
1,4% 2.363
4,3% 7.258
Erstversicherer
2,2% 30.265
1,7% 22.643
3,9% 52.908
Verband der Privaten Kranken-
versicherung e.V., Köln (PKV)
Alle Mitglieder
0,7% 1.827
n/a
n/a
n/a
n/a
1...,17,18,19,20,21,22,23,24,25,26 28,29,30,31,32,33,34,35,36,37,...76
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