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2-01.2019
Vom besseren Hausmeister zum bilingualen Rundummanager – das Berufsbild des Property
Managers hat sich so radikal gewandelt wie kaum eine Tätigkeit in der Immobilienbranche.
Mit den höheren Anforderungen wird es immer schwieriger, gutes Personal zu bekommen.
der ausdrückliche Wunsch von Beschäf-
tigten sei. Auch Nachwuchskräfte suchten
die Sicherheit eines fest umrissenen Ar-
beitsplatzes, sagt Bohm. „Sie sehen sich
weniger als Individualisten denn als Team-
player.“
Die Mischung aus Präsenz vor Ort bei
gleichzeitig innovativen Arbeitsprozessen
dürfte durch die Künstliche Intelligenz
zusätzlichen Schwung erfahren. „Damit
brauchen wir auch Menschen mit Skills,
die wir vorher nicht so im Unternehmen
hatten, etwa Informatiker“, sagt Bohm.
Während im kaufmännischen Bereich
die Digitalisierung den Personalmarkt aus
Arbeitgebersicht eher entspannt, bleibe er
im technisch-gewerblichen angespannt,
schlussfolgert Tattersall. Auch die OFB
geht von wenig Bewegung in den nächs
ten Jahren aus. Kirchner und Tattersall
verweisen auf eine Brancheninitiative,
die einQualifizierungsprogramm für Ver-
walter von Gewerbeimmobilien auf den
Weg gebracht hat. In Kooperation mit der
EBZ Akademie können sich Interessierte
ab Januar in speziellen kaufmännischen
und technischen Themen fortbilden. Der
„Manager Commercial Properties (IHK)“
ist als Zertifikatslehrgang angelegt.
«
Kristina Pezzei, Berlin
Frau Tattersall, worauf legen
Sie bei der Auswahl von
Mitarbeitern Wert, abgesehen
vom technischen Wissen und
Kenntnissen in Fachfragen?
Wir brauchen gute Leute, die
ihr Know-how einbringen und
gleichzeitig bereit sind, Neues
hinzuzulernen. Wer überfordert
ist, kann nicht mehr präzise und
korrekt arbeiten. Wer zu uns
kommt, soll Lust haben, über den
Tellerrand zu schauen. Wir fördern
das mit regelmäßigen Workshops,
Fort- und Weiterbildungen. Gutes
Englisch zählt außerdem zu den
Grundvoraussetzungen. 80 Prozent
unserer Kunden kommen aus dem
englischsprachigen Raum. Dank
der Digitalisierung entschlacken
wir Prozesse und schaffen Freiräu-
me für höherwertige Tätigkeiten
und mehr Verantwortungs
übernahme: Auch dazu müssen
Beschäftigte bereit sein.
Welche Rolle spielen Maßnah
men zur Mitarbeiterbindung
abseits der Gehaltsfrage?
Wir
agieren bewusst als familienge-
führtes Unternehmen. Für Kunden
wie für Mitarbeiter bedeutet das
auch, dass man mich bei Anliegen
und Fragen persönlich ans Telefon
bekommt. Das erleichtert auch die
Identifikation mit dem Unterneh-
men. Grundsätzlich bieten wir
unseren Mitarbeitern regelmäßige
und zahlreiche Weiterbildungs- und
Qualifizierungsmaßnahmen an. Sie
agieren eigenverantwortlich, steu-
ern Prozesse selbst und können
aufgrund einer Vereinbarung zur
Vertrauensarbeitszeit weitgehend
flexibel und ortsunabhängig ar-
beiten. Den Teamgeist fördern wir
durch gemeinsame Sportevents,
Reisen und die Teilnahme als
Team bei Branchenevents wie zum
Beispiel der ExpoBike.
Gemeinsam mit anderen Un
ternehmen haben Sie eine Ini
tiative ins Leben gerufen, um
das Berufsbild eines Property
Managers in der Öffentlichkeit
bekannter zu machen. Was ver
birgt sich dahinter?
Die Initiative
„YouPM“ wurde 2017 ins Leben
gerufen, um Schülern, Abiturienten
und Hochschulabsolventen sowie
Berufs- und Quereinsteigern das
Berufsbild des Commercial Proper-
ty Managers nahezubringen. Dafür
werden beispielsweise Präsen-
tationen inklusive Kurzfilmen mit
Details zum Berufsbild des Com-
mercial Property Managers produ-
ziert. Diese nutzen Vertreter der
Initiative, um bei Besuchen von
Schulen und Berufsschulen konkret
über die Aufgaben, Wirkungsfelder
und Karrieremöglichkeiten eines
Commercial Property Managers zu
informieren. Finanziert wird das
Ganze von den Firmen, die sich an
dieser Initiative beteiligen.
Das Berufsbild bekannter machen
INTERVIEW
MIT SUSANNE TATTERSALL
Susanne Tattersall,
Managing Partner des
eigentümergeführten
Property Managers
Tattersall Lorenz
Ein Proper-
ty Manager
braucht vielfäl-
tige Einzelskills:
Es ist bei
weitem nicht
nur technische
Kompetenz
gefragt.
Fotos: B.Forenius/shutterstock.com; Tattersall-Lorenz