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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
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WOHNUNGSBAU
Foto: Michael Bamberger
Ist das Bauland oder kann das weg?
D
ass Brachflächen nicht einfach un-
kompliziert in Bauland umgewandelt
werden, hängt schon damit zusam-
men, dass keiner weiß, wie viele solcher
Grundstücke es eigentlich gibt. „Baulü-
cken- und Leerstandskataster werden
bundesweit nicht betrieben“, erklärt die
Bundesregierung auf Anfrage von Bünd-
nis 90/Die Grünen. Die hatten in ihrer
Anfrage auf Untersuchungen verwiesen,
nach denen mehr als 63.000 Hektar Flä-
che in Deutschland problemlos für den
Wohnungsbau aufbereitet werden könnte.
Die Bundesregierung verweist ledig-
lich auf Umfragen, die aktuellste sei von
2012. Demnach sahen Kommunen ein In-
nenentwicklungspotenzial von 120.000 bis
165.000 Hektar, 44 Prozent davon waren
spielsweise nicht mehr betriebsnotwen-
dige Immobilien, aber auch Flächen der
Eisenbahnlandwirtschaft und Sport- oder
Freizeitflächen. Allein in Berlin stehen 72
solcher Wohnimmobilien leer.
Genaue Zahlen gibt es nicht –
und selbst eine verbind-
liche Definition des Begriffs
„Brache“ scheint schwierig
Zahlreiche Länder und Kommunen
haben in den vergangenen Jahren in Ei-
geninitiative oder durch Modellversuche
damit begonnen, Leerstand, Baulücken
und Brachen in ihren Hoheitsgebieten zu
Brachen. Selbst eine verbindliche Definiti-
on des Begriffs „Brache“ scheint schwierig:
Für die einen darf noch ein Gebäude auf
dem Gelände stehen, nach Ansicht ande-
rer muss die Fläche freigeräumt sein. Ne-
ben aufgegebenen Militärstandorten und
Industrie- oder Gewerbegebieten können
auch Bahnareale darunter fallen – aber
auch deren Potenzial lässt sich nicht so
leicht beziffern, wie aus einer weiteren
Antwort der Bundesregierung hervorgeht.
Gefragt nach den unbebauten, aber bau-
reifen Flächen imBesitz des Bundeseisen-
bahnvermögens (BEV) in Großstädten,
heißt es als Antwort: „Das BEV erfasst die
baurechtliche Ausweisung seiner Liegen-
schaften nur vor Verkauf der jeweiligen
Liegenschaft.“ Zum BEV gehören bei-
Bei den brachliegenden Flächen handelt es sich häufig um ehemalige Industrieareale oder Militärliegenschaften.