Immobilienwirtschaft 12/2018 - page 16

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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
PROPERTY MANAGEMENT
Allrounder verzweifelt gesucht
D
er Markt ist extrem heiß umkämpft“,
sagt die Geschäftsführerin von HIH
Property Management, Annegret
Kirchner. „Gerade wenn man jemand mit
mehr Berufserfahrung möchte, wird die
Suche richtig hart.“ Kollegen in den Füh-
rungsebenen von Mitbewerbern pflich-
ten Kirchner bei: Vor allem an den Top-
Standorten in Deutschland – und damit
dort, wo die technisch anspruchsvollsten
Objekte zu verwalten sind – gestaltet sich
die Suche nach Fachkräften und hochka-
rätigen Berufseinsteigern schwierig.
Property Manager kümmern sich
überwiegend um Gewerbeimmobilien,
und zwar vom Mietermanagement über
die Umsetzung von Gesetzesnovellen im
Energiebereich bis zum Anwenden di-
gitaler Lösungen für die Steuerung von
Kommunikationsprozessen. „Die Er-
weiterungen in technischer Dimension,
aber auch die Bereiche Energie und die
Digitalisierung von Prozessen haben den
Beruf immens spannend gemacht“, erklärt
Susanne Tattersall, Managing Partner des
eigentümergeführten Property Managers
Tattersall Lorenz (siehe Interview rechts).
Andererseits löst genau dieses Spek-
trum Sorgenfalten auf der Stirn von Per-
sonalmanagern aus. Der Beruf ist so un-
scharf umrissen, dass viele nichts damit
tingkanal immer noch persönliche Kon-
takte“, sagt der Geschäftsführer der OFB
Projektentwicklung,ThomasWagner. Da-
neben nutzt das Unternehmen der Helaba
Immobiliengruppe auch den klassischen
Weg über Print- und Onlinemedien – was
die Chance auf Quereinsteiger erhöhe und
auf Bewerber, die man sonst nicht so auf
dem Schirm gehabt hätte.
Die Personalgewinner von Strabag set-
zen bei der gezielten Suche ebenfalls tradi-
tionell auf Headhunter. Digital orientierte
Wege wie sozialeMedien oder Berufsnetz-
werke seien zwar Pflicht fürUnternehmen,
um präsent zu sein und sich als Marke zu
positionieren, erklärt HIH-Geschäftsfüh-
rerin Kirchner, sagt aber: „Konkret kön-
nen wir aktuell noch nicht absehen, ob wir
auf diesem Weg Mitarbeiter gewinnen.“
Wie umkämpft der Markt ist, merke man
an der Gehälterfrage, ergänzt Bohm: „An
den Top-Standorten muss man da Zuge-
ständnisse machen.“
Moderne Arbeitswelten zählen für
den Großteil der Branche inzwischen
zum Standard – der Digitalisierung sei
Dank: Mitarbeiter erhalten mobile End-
geräte. Damit könnten sie flexibler und
ortsunabhängiger tätig sein, erklärt Tat-
tersall. Zugleich betonen die Arbeitgeber,
dass ein Gegengewicht zu diesem Modell
anzufangen wissen und es fast niemanden
gibt, der in allen gefragten Fähigkeiten
gleich gut bewandert ist.
Das Problem: Vielen
Bewerbern fehlen die
technischen Kenntnisse
Es gebe zwar eine größere Auswahl an
potenziellen Bewerbern, aber man müsse
sie intensiver suchen und wildere biswei-
len in fachfremden Branchen, sagt Kirch-
ner. Die Herausforderungen beträfen vor
allem den technischen Bereich, stimmt
der Geschäftsführer Real Estate Manage-
ment bei Strabag Property and Facility
Services, Marko Bohm, bei. „Eine kauf-
männische Ausbildung mit ein bisschen
Technik reicht nicht“, sagt Bohm. Gefragt
seien Hochschulabsolventen aus dem In-
genieurbereich und erfahrene, kommuni-
kationsstarke Praktiker, etwa Kälte- oder
Energietechniker.
In den immobilienwirtschaftlichen
Ausbildungsgängen spiegelt sich diese
Komplexität nach einhelliger Branchen-
kritik nicht wider; entsprechend breit
müsse man sich bei der Personalakquise
aufstellen. „Bei uns heißt der erste Recrui
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