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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
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COWORKING I
Das Büro 4.0 ist flexibel
M
it dem Omniturm entsteht zurzeit
eines der imposantesten Hoch-
häuser Frankfurts: 190 Meter wird
es nach der Fertigstellung in die Luft ra-
gen. Die untersten drei Geschosse sollen
öffentlich zugänglich sein. Geplant sind
neben Cafés und Restaurants auch fle-
xibel nutzbare Arbeitsplätze. Erworben
wurde das Gebäude – geschätzter Kauf-
preis: rund 700 Millionen Euro – vor
einigen Wochen vom Immobilienfonds
Hausinvest der Commerz Real. „Die breit
gemischte Nutzung ist ein großer Plus-
punkt dieser Immobilie“, ist Jens Böhn-
lein, Global Head of Office der Commerz
Real, überzeugt.
Die Sharing Economy
der jungen Generation
erreicht den Büromarkt
Das Universum der Büroimmobilien
werde vielfältiger werden, fügt er hinzu.
„Typische Mietverträge für klassische Bü-
roimmobilien wurden jahrzehntelang mit
einer Mindestlaufzeit von fünf, bei neuen
Objekten meist zehn Jahren abgeschlos-
sen“, sagt Stephan Leimbach, Head of
Office Leasing JLL Germany. Seit einigen
Jahren sei aber ein Wunsch nach flexible-
ren Laufzeiten – auch unter fünf Jahren –
erkennbar. Durch die in großen Ballungs-
zentren expandierende Start-up-Szene
und die immer bedeutsamer werdende
Sharing Economy wurde diese Entwick-
lung noch verstärkt. „Büroarbeitsplätze
werden ebenfalls zunehmend geteilt“, sagt
Thomas Beyerle, Geschäftsführer Catella
Property Valuation.
Kein Wunder also, dass die Deut-
sche Bahn ebenfalls beabsichtigt, ab 2019
Coworking Spaces zu offerieren. Ein Pi-
lotprojekt – mit Kooperationspartner
WeWork – mit Pop-up-Arbeitsbereichen
im Erdgeschoss des Berliner Hauptbahn-
hofs sei vielversprechend verlaufen, heißt
Inanspruchnahme langfristig gemieteter
Büroflächen kritischer unter die Lupe
genommen. „Sich im Büro einen Arbeits-
platz zu teilen, das so genannte Desk Sha-
ring, ist heute längst gelebte Praxis“, betont
Pink. Der Trend gehe dahin, Kapazitäten
intensiver zu nutzen, um Kosten zu spa-
ren. Das mag widersinnig klingen. Denn
grundsätzlich gilt: „Je kürzer dieMietdau-
er, desto höher die Miete.“
Der Coworking-Hype ist
auch eine Folge knapper
attraktiver Büroflächen
Doch die Angebots- und Dienstleis
tungspalette von Anbietern flexibel nutz-
barer Büroflächen wird immer mehr auf
die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten.
„Coworking beschreibt lediglich einen
es seitens des Unternehmens. Schließlich
seien Bahnhöfe zentral gelegene, hochfre-
quentierte Orte. Für die Vermarktung von
Coworking-Dienstleistungen sei das ein
äußerst wichtiger Erfolgsfaktor, bestätigt
Marktexperte Leimbach.
Das hat sich herumgesprochen. Im
zweiten Stock des Einkaufszentrums My-
Zeil in der Frankfurter Fußgängerzone
gibt es seit Oktober 2018 eine 300 Qua-
dratmeter große Fläche für Coworking-
Aktivitäten. „Vielerlei Kombinationen
dieser Art sind denkbar“, sagt Matthias
Pink, Head of Research Germany von Sa-
vills. Zumeist würdenCoworking-Flächen
allerdings in Immobilien mit klassischen
Büroflächen integriert. Nicht nur Start-
ups, auch etablierte große Unternehmen
hätten Bedarf an flexibel nutzbaren Büro-
arbeitsplätzen, zum Beispiel für spezielle
Projekte, konstatiert er. Zudem werde die
Teilen statt Besitzen ist bei der jungen Generation in. Das gilt auch für Büroarbeitsplätze.