Immobilienwirtschaft 12/2018 - page 32

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FINANZIERUNG, INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
OFF-MARKET
Verschwiegene Deals
I
mmobilieninvestoren bevorzugen zu-
nehmend verschwiegene Deals in Hin-
terzimmern gegenüber Bieterverfahren
in Datenräumen. Das zeigt eine Studie
der Immobilienforschungsgesellschaft
Bulwiengesa im Auftrag der Berliner Be-
ratungsgesellschaftHPBAOff-Market-So-
lutions. Danach wechselten vergangenes
Jahr Gewerbeimmobilien undWohnungs-
portfolios imWert von rund 40Milliarden
Euro den Eigentümer, ohne dass der Ver-
käufer zuvor die breite Masse potenzieller
Interessenten angesprochen hätte.
Portfolien im Wert von
40 Millionen Euro sind
2017 durch Off-Market-
Deals verkauft worden
Die bei der Befragung von 682
Marktakteuren gewonnenen Daten
zeigten, dass 2017 das Gesamtvolumen
der inDeutschland gehandeltenGewerbe
immobilien undWohnungsportfolios statt
der von Maklerhäusern rapportierten 70
Milliarden Euro tatsächlich rund 110Mil-
liarden Euro betragen hätte, sagt Bulwien
gesa-Vorstand Andreas Schulten. „Die
Marktliquidität ist deutlich höher als bis-
lang angenommen.“ Die Untersuchung
zeige, dass mit 37 Prozent mehr als jede
dritte Transaktion durch Ansprache aus-
erwählter Investoren zustande komme.
Zwar werden Off-Market-Deals von
denselben großen Maklerhäusern be-
gleitet, die quartalsmäßig Zahlen zum
Transaktionsvolumen an den Immobilien­
märkten veröffentlichen. „Allerdings
verpflichten Käufer und Verkäufer von
Liegenschaften bei Off-Market-Deals
die Beratungsgesellschaften häufig, diese
Daten nicht in ihre Reports einfließen
zu lassen“, sagt Schulten, der zugleich
Vorstand der Gesellschaft für Immobi-
lienwirtschaftliche Forschung (gif) ist.
Leiter der gif-Kompetenzgruppe Immo-
bilienmarkt Research. Zwar würden tat-
sächlich nicht alle Off-Market-Deals von
allen Immobiliendienstleistern in vollem
Umfang erfasst. „Diese Dunkelziffer lässt
sich nicht exakt quantifizieren, sie dürfte
jedoch im unteren einstelligen Prozent­
bereich liegen“, sagt Scheunemann. Um
diese Dunkelziffer mit abzubilden, nehme
JLL auf sämtliche erfasste Deals einenAuf-
schlag von rund fünf Prozent vor. Nicht
bestritten wird von den Kritikern hin-
gegen, dass eine Reihe von Käufern und
Verkäufern Off-Market-Deals favorisiert.
Ursprünglich waren es Family Of-
fices, die Off-Market-Deals bevorzugten,
um Immobilien anonym für ultra-ver-
mögende Privatinvestoren zu erwerben.
Diese sind nicht daran interessiert, dass
die Öffentlichkeit Details über ihren Be-
sitz erfährt. Deshalb waren sie häufig
bereit, auch Preise über Marktniveau zu
zahlen, um vertraulich an Liegenschaften
„Angesichts des hohen Volumens an Off-
Market-Transaktionen werden wir in der
gif darüber diskutierenmüssen, wie dieses
Geschehen künftig aussagekräftiger in den
Marktberichten dargelegt werden kann“,
sagt Schulten. Hohe Transaktionsvolu-
mina zeigen, dass ein Immobilienmarkt
sehr liquide ist, was ihn für weitere Inves­
toren interessant macht. „Es wäre für den
deutschen Markt nur positiv, wenn Off-
Market-Deals in Analysen ausreichend
Berücksichtigung finden“, sagt Schulten.
Maklerhäuser weisen jedoch zurück,
dass ihre Berichte das tatsächliche Trans-
aktionsvolumen nicht widerspiegelten.
Der von Bulwiengesa gezogene Schluss,
der gewerbliche Immobilieninvestment-
markt sei größer als bislang angenommen,
sei „falsch“, schreiben Matthias Pink, Lei-
ter Research bei der Beratungsgesellschaft
Savills, und Helge Scheunemann, Chef­
researcher des Immobiliendienstleisters
JLL, in einer gemeinsamen Erklärung als
„Manche Verkäufer
wollen Transaktionen
geheim halten, damit
Geschäftspartner nicht
denken, sie seien in
finanzielle Schieflage
geraten.“
Oliver Lederer,
Mitglied
der Geschäftsleitung
Aengevelt Immobilien
EXPERTENSTIMMEN
„Rund 75 Prozent
der Teilnehmer bei
konventionellen Aus-
schreibungsverfahren
geben Mondschein-
Angebote ab.“
Lutz Aengevelt,
Geschäftsführender
Gesellschafter Aengevelt
Immobilien
„Bei Bieterverfahren
besteht im gegenwär-
tigen Marktumfeld
die Gefahr, zu hohe
Preise zu zahlen.“
Gabriele Volz,
Geschäfts-
führerin Wealthcap
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