Immobilienwirtschaft 12/2018 - page 3

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EDITORIAL
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2-01.2019
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es weihnachtet. Ich kaufe nichts, denke aber daran, wie sich der
Online-Handel entwickelt hat. Während sich die Innenstadt ausruhte
auf Traummietern und A-Lagen, überlegten Online-Verantwortliche,
wie man kundenfreundlicher werden könne. Das Internet hatte so
plötzlich die Nase vorn, mit kurzen Lieferzeiten und vielem mehr.
Agil wird wichtig. Ich erinnere mich an ein Happening im September:
Mehr als 8.000 Menschen trafen sich an Orten in ganz Deutschland,
um über Politik zu diskutieren. Auch Unternehmen verändern sich da-
hin. Coworking-Areas, Logistikhallen, Mikroapartments spiegeln das
Thema auf Immobilienseite. Der hochagile Stürmer der französischen
Nationalmannschaft Griezmann schindete im WM-Finale gegen
Kroatien einen Elfmeter. Trotzdem wurde er „Man of the Match“. Den
Agilen gehört die Welt, auch wenn sie sonst eine Macke haben.
Doch Agilität ist auch schwierig. Berliner und Frankfurter scheuen
den Umzug aus Angst, sich zu verschlechtern. In der Schweiz entste-
hen durch Überagilität jährlich 8.000 Wohnungen, für die es keine
Abnehmer gibt. Für die Gesundheit ist sie oft schädlich: Ich habe mir
beim Laufen einen Meniskusschaden zugefügt. Dass man sich perma-
nent über die Agilität der anderen informieren muss, raubt manchem
Unternehmer den Schlaf. Und bei den Agilsten, den Digitalaffinen,
wachsen die Ängste vor dem Digitalen überproportional stark.
Weihnachten aber zeigt uns, dass nicht nur Agilität ein Problem ist,
auch Innehalten stresst. Die Lösung könnte liegen in innehaltender
Agilität oder agilem Innehalten. Beziehungsweise darin, es mit beidem
einfach nicht zu übertreiben …
Ihr
Agiles Innehalten ist die Lösung
„Alles wird agil. Das
scheint der einzige Weg.
Zu viel Agilität kann
krank machen. Muss
aber nicht.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
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