IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 32

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
WOHNUNGSUNTERNEHMEN
ist die investierbare Marktkapitalisierung
2015 auf 35,2 Milliarden Euro gestiegen,
fast dreimal so viel wie zwei Jahre zuvor
und mehr als 20 Mal so viel wie 2008. Die
Studie bezieht allerdings Anbieter von
Gewerbeimmobilien ein und beschränkt
sich auf deutsche Firmen. „Heimische
börsennotierte Immobilienunternehmen
haben sich bei Investoren als Assetklas-
se endgültig etabliert“, erklärte der ZIA-
Verantwortliche für Immobilienaktien,
Alexander Dexne, bei der Vorstellung der
Studie mit dem Titel „Endgültig erwach-
sen geworden“. Das Immobilienvermögen
der Aktiengesellschaften kletterte denAn-
gaben nach um 17,2 Prozent auf 78,2 Mil-
liarden Euro. Auf dem Wohnungsmarkt
insgesamt spielen die Aktiengesellschaften
mittlerweile eine wichtige, doch nicht die
größte Rolle. EineMillionWohneinheiten
besitzen und verwalten sie, kommunale
Wohnungsunternehmen kommen auf fast
dreimal so viele.
Die jüngsten Turbulenzen dürften den
Unternehmen kaum schaden – sie ändern
nichts am soliden Fundament und der
positiven Grundstimmung. Solange EZB-
Chef Mario Draghi den Leitzins einfriere,
blieben Immobilien als Anlage und damit
ihre Aktien entsprechend attraktiv, sagen
Analysten in Frankfurt. Immobilien-
ökonom Sebastian bremst gleichwohl
die Erwartungen: „Wohnungsverwaltung
hat relativ hohe Fixkosten, so schnell ge-
winnen Trends dann eben doch nicht an
Fahrt“, sagt der Professor mit Blick auf die
Bedeutungszunahme von Wohnimmobi-
lienwerten am Aktienmarkt insgesamt.
Sein Kollege Stefan Kofner aus Zit-
tau bekräftigt die Einschätzung, dass den
Aufregungen zu Jahresbeginn eine Phase
der Stabilisierung und Ruhe folgt. Auch
die Zeit der Börsengänge dürfte vor allem
wegen des vorläufigen Endes von Privati-
sierungen vorerst gestoppt sein. Kommu-
nen behalten angesichts des Drucks auf
städtische Wohnungsmärkte ihre Unter-
nehmen. „Es kommt nichts mehr in den
Kanal“, erklärt Kofner.
Die börsennotierten Konzerne kon-
zentrieren sich derweil auf ihren Bestand.
Während die Wohnimmobilien-
branche die fehlgeschlagenen
Übernahmeversuche verdaut,
zeichnet sich bei den Anbietern von
Gewerbeimmobilien eine Großfusion
ab: Die österreichischen Gesellschaf-
ten Immofinanz und CA Immo wollen
mit ihrem Verschmelzen zum größten
börsennotierten Immobilienunter-
nehmen Österreichs und einem der
bedeutendsten in Mittel- und Osteu-
ropa werden. In einem ersten Schritt
hat Immofinanz für 604 Millionen
Euro 26 Prozent an dem Wettbewer-
ber gekauft, nun wollen die Firmen
Gespräche aufnehmen. Indes müsste
Immofinanz ein Portfolio mit vor-
wiegend russischen Einkaufszentren
abstoßen. Diese Immobilien haben
zuletzt deutlich an Wert verloren und
zu den Verlusten der Gesellschaft
beigetragen: In den abgelaufenen
neun Geschäftsmonaten drehte das
Konzernergebnis von Immofinanz
in einen millionenschweren Verlust.
CA Immo hingegen verzeichnet stei-
gende Mieteinnahmen und verbuchte
2015 einen verdreifachten Überschuss
in dreistelliger Millionenhöhe. Noch
im vergangenen Jahr hatten die
Firmen erfolglos versucht, sich gegen-
seitig aufzukaufen. Nun scheint für
beide Seiten der passende Zeitpunkt
gekommen, durch Wachstum Syner-
gieeffekte zu erzielen. Der fusionierte
Konzern käme auf einen Bestand im
Wert von sechs Milliarden Euro. 75
Prozent der Aktionäre müssen zu-
stimmen, die Wettbewerbsbehörden
dürften sich nicht vor 2017 äußern.
IMMOFINANZ & CA IMMO
Großfusion bei Gewerbeimmobilien
Unten: Auch die
Österreicher Con-
wert und S-Immo
sind für den
deutschen Markt
bedeutsam.
Links: Patrizia ist
im SDax gelistet.
Fotos: HQ Hamburg; Conwert; Overmann
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