IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 23

23
0
6.2016
lich 650 bis 950 Euro. Doch auch bei Neubauten im Rahmen der
Nachverdichtung haben Projektentwickler undWohnungsunter-
nehmenmit dem teuren Bau von Stellplätzen zu kämpfen. Freilich
nicht überall: NachdemBerlin und Hamburg die Stellplatzpflicht
abgeschafft haben, ist auch in anderen Städten Bewegung in die-
ses Thema gekommen. München etwa plant beim geförderten
Wohnungsbau eine Reduktion der Stellplatzzahl, und Frankfurt
ist ebenfalls dabei, seine Vorschriften flexibler zu gestalten. In
Düsseldorf hängt die Zahl der zu errichtenden Stellplätze be-
reits jetzt von Faktoren wie der Anbindung an den öffentlichen
Nahverkehr ab.
Dass die Schaffung von zusätzlichemWohnraum in gewach-
senen Stadtstrukturen oft schwierig ist, erklärt sich aber auchmit
übergeordneten Vorgaben. Es ist vor allem die Baunutzungsver-
ordnung, die auf die Kritik nicht nur der Kommunalvertreter
stößt. Die „Überarbeitung der Baunutzungsverordnung hin-
sichtlich Aufstockung, Nachverdichtung und Durchmischung“
fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft
Deutschland (BID). Und auch Engelbert Lütke Daldrup, der
Staatssekretär für Bauen undWohnen in Berlin, hält Änderungen
für dringend erforderlich – „zum Beispiel durch die Einführung
urbaner Mischgebiete mit höheren Geschossflächenzahlen und
maßvollem Immissionsschutz“.
„Wir hoffen sehr, dass sich dieses neue urbane Gebiet durch-
setzt“, sagt der Stuttgarter Stadtplaner Axel Fricke. Er weist da-
rauf hin, dass es immer wieder zu Konflikten zwischen Gewerbe­
betrieben, Kultureinrichtungen und Wohnungen kommt. Urba-
nität, argumentiert Fricke, zeichne sich aber gerade durch eine
hohe Dichte und einen hohenWohnanteil aus. „Darüber hinaus“,
ergänzt Thomas Östreicher in Hamburg, „halten wir auch Än-
derungen im Lärmschutz für erforderlich, umNutzungen besser
mischen zu können.“ Konkret muss nach Ansicht der Großstädte
die TA Lärm überarbeitet werden. „Technisch sind heute viele
Lärmprobleme zu lösen“, gibt Östreicher zu bedenken. „Es ist
weitaus besser möglich als in früheren Zeiten, Lärmemittenten
räumlich zu integrieren.“
BLICK ÜBER DIE STADTGRENZEN
Bei allen Bemühungen räumen
die Verantwortlichen ein, dass es – ein anhaltend starkes Ein-
wohnerwachstum vorausgesetzt – nicht gelingen wird, den nö-
tigen Wohnraum ausschließlich in gewachsenen Strukturen zu
schaffen. Christiane Jäger vom Amt für Stadtentwicklung und
Statistik der Stadt Köln beispielsweise hält zwar grundsätzlich
an der Innenentwicklung fest, stellt aber fest: „Aufgrund des
enormen Bedarfs an zusätzlichem Wohnraum werden die hier
vorhandenen Potenziale absehbar nicht ausreichen, sodass
»
DÜSSELDORF
Einwohnerzahl:
620.000
Voraussichtliche Einwohnerzahl 2040:
677.000
*
Jährlicher Neubaubedarf:
3.000 Wohnungen
Wichtige Stadtentwicklungsprojekte (Auswahl):
Glasmacherviertel,
Gartenstadt Reitzenstein, Bergische Kaserne
Lösungsansätze:
primär Innenentwicklung; Prüfung der
Neuausweisung von Wohnbauflächen im Außenbereich
STUTTGART
Einwohnerzahl:
606.000
Voraussichtliche Einwohnerzahl 2025:
650.000
*
Jährlicher Neubaubedarf:
1.800 Wohnungen
Wichtige Stadtentwicklungsprojekte (Auswahl):
Stadtquartier Rosenstein, Olga-Areal
Lösungsansätze:
Nutzung ehemaliger Bahnflächen;
Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM)
*Zahl für 2030 liegt nicht vor
Berlin darf zwar
weiterhin keine
Wohnungen auf dem
Tempelhofer Feld
(siehe Bilder) bauen.
Dafür entwickelt die
Stadt jetzt die derzeit
landwirtschaftlich ge-
nutzte Elisabeth-Aue.
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...76
Powered by FlippingBook