IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 14

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MARKT & POLITIK
I
VERBANDSINFORMATIONEN
Herr Brühl, am 27. Juni werden Sie Ihr
Amt als RICS-Weltpräsident an Ihre
Nachfolgerin übergeben. Wie haben Sie
Ehrenamt und den Job bei IhremArbeit-
geber Union Investment unter einen
Hut bekommen?
Ich habe tatsächlich ver-
sucht, zwei Vollzeitjobs zu erledigen. Das
war schon eine große Herausforderung.
Aber ich wollte damit ein Zeichen setzen
dafür, dass wir eine neue Generation von
RICS-Präsidenten bekommen.
Inwiefern?
Mir ist es wichtig zu zeigen,
dass man dieses Ehrenamt bekleiden und
trotzdemmit beiden Beinen im Beruf ste-
hen kann.
Aber es bleibt ein Spagat zwischen
Hauptjob und ehrenamtlicher Tätig-
keit …
Die Tätigkeiten haben sich eher
ergänzt. Ich habe trotz Ehrenamt Rekord-
umsätze bei meinem Arbeitgeber Union
Investment mitverantwortet. Ich habe
dadurch aber auch Glaubwürdigkeit in
meiner RICS-Tätigkeit bekommen, weil
ich die Themen, die ich dort predige, ins-
besondere Nachhaltigkeit, in meinem Ta-
gesjob vorlebe.
Welche Veränderungen haben Sie be-
wirkt?
Ich bin der 134. Präsident im 148.
Jahr unseres Bestehens. Grundlage der
RICS-Aktivitäten ist ein Staatsvertrag, der
von Königin Victoria im Jahr 1848 über-
geben worden ist. Er beinhaltet, dass wir
unsere Berufsinteressen selber regulieren
können, sofern das zum Wohle der All-
gemeinheit geschieht. Deshalb ist es eine
wichtige Aufgabe des Präsidenten, auf
Kontinuität zu achten. Allerdings kann
jeder neue Präsident seine Fachkompe-
tenz ein Stück weit zum Gegenstand der
Präsidentschaft machen.
Was war das in Ihrem Fall?
Mein Thema
heißt „verantwortungsvolles Investment“.
Wir sind als Aufleger Offener Immobi-
Martin J. Brühl FRICS hat als erster
RICS-Präsident versucht, Ehrenamt und
Hauptberuf unter einen Hut zu bringen.
Foto: RICS
„Verantwortungsvolles Investment“
RICS
Martin J. Brühl
FRICS
beendet am 27. Juni sein
Mandat als RICS-Weltpräsi-
dent. Er war der erste Deut-
sche, der dieses Ehrenamt
in der langen Geschichte der
Royal Institution innehatte.
Was hat er erreicht? Was hat
er erlebt? Wie hat er gelebt?
Ein Interview.
lienfonds natürlich hoch reguliert und
haben eine große treuhänderische Ver-
antwortung. Unser Unternehmen hat
den Anspruch formuliert, in nachhaltige
Gebäude zu investieren. Insofern hat das
Unternehmens-Thema gut zu meiner
RICS-Präsidentschaft gepasst.
Wie gestalten Sie das Thema aus?
Es hat
zwei Facetten, zunächst das Thema CO
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Ausstoß. Wir waren auf dem Pariser Kli-
magipfel stark vertreten und waren Grün-
dungsmitglied des ersten United Nations
(UN) Buildings Day. Insoweit kann die
RICS mit Fug und Recht eine Meinungs-
führerschaft auf diesem Gebiet für sich in
Anspruch nehmen.
Die zweite Facette ist die treuhänderische
Verantwortung, die wir haben. Wir inves­
tieren nicht unser eigenes Geld, wir inves-
tieren das Geld von Dritten. Insofern ist
verantwortliches Investment auch dis-
zipliniertes Verhalten. Das versuche ich
sowohl in meinem RICS-Amt als auch in
meiner Tätigkeit als Geschäftsführer bei
Union Investment zu leben.
Es scheint ja zu passen…
Es gibt wirklich
viele Dinge, die ich kombinieren kann.
Unser Unternehmen investiert sehr stark
in den USA. Nordamerika ist aber auch
einWachstumsmarkt für die RICS. So rei-
se ich mit zwei Hüten.
Was war für Sie persönlich wichtig?
Zum
Beispiel der Auftritt der RICS-Delegation
auf der Klimakonferenz im Dezember
2015 mit mir als Präsident. Die RICS war
in der so genannten Blue Zone vertreten,
dem Bereich für Regierungsorganisati-
onen. Wir haben dort als Gründungsmit-
glied der Global Alliance for Buildings and
Construction das Thema der bebauten
Umwelt auf die Tagesordnung gerückt.
Imdarauf folgenden Februar gab es schon
eine Umsetzung für konkrete Empfeh-
lungen, die wir Unternehmen an die Hand
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