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MARKT & POLITIK
I
PREISVERLEIHUNG AM TAG DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT
Die Nominierten:
Kommunalvertreter
Hans-Jörg Schmidt,
Vorstand der Aufbaugemeinschaft Espelkamp GmbH
Eine kreative Lösung beim Neubau von Flüchtlingsunterkünften hat die Stadt
Espelkamp im Norden von Nordrhein-Westfalen gefunden. Die vorhandenen
Wohnungen reichten angesichts der gestiegenen Flüchtlingszahlen nicht
mehr aus und so baut derzeit die Aufbaugemeinschaft Espelkamp GmbH acht
Reihenhäuser zur zeitweiligen Unterbringung von bis zu sechs Flüchtlingen oder
zwei Familien. Die Reihenhäuser werden in einer zweigeschossigen Zeile mit
Flachdachkonstruktion zu Quadratmeterpreisen von 1.350 Euro errichtet. „Die
preiswerte Wohnform ist auch für junge Familien interessant, es gibt also eine
langfristige Perspektive, wenn die Stadt die Häuser nach acht Jahren wieder an
uns zurückgibt“, sagt Hans-Jörg Schmidt, Vorstand der Aufbaugemeinschaft.
Hans-Joachim Grote,
Oberbürger-
meister, Norderstedt
Grote sorgte von
vornherein für die dezentrale Unterbringung
der Flüchtlinge im gesamten Stadtgebiet,
und zwar möglichst gleichmäßig verteilt auf
jeden Stadtteil. Es gab vielfältige quartiers-
bezogene Info-Veranstaltungen mit dem
Thema frühzeitige Akzeptanz, Hilfestellung
und Integration. In den jeweiligen Unter-
künften sorgte er für abgeschlossene Woh-
nungen, um soziale Konflikte zu minimieren
und Privatsphäre zu gewährleisten. Man
baute nachhaltig in zwei Stufen: zunächst
Unterkunft für Flüchtlinge, dann Umbau in
kleine sozial geförderte Wohnungen. Die
Vorschriften der EnEV wurden eingehal-
ten. Flächendeckend baute man zentral
geschaltete Brandmeldeanlagen ein. Es gab
zentrale Aufenthalts- und Begegnungsräu-
me, sowie eine kurzfristige Aufstellung von
Mobilbauten zur Vermeidung der Container-
Unterbringung.
DIE PREISE „KÖPFE DER
IMMOBILIENWIRTSCHAFT“
werden gekürt auf dem Tag der
Immobilienwirtschaft des Zentralen
Immobilienausschusses ZIA
am 08.06.2016
in der Hauptstadt-
repräsentanz der Deutschen
Telekom
in Berlin.
WANN UND WO?
Köpfe
2016
Helmut Knüpp,
Vorstandsvorsitzender Wankendorfer Baugenossenschaft
für Schleswig-Holstein
Er hat das „Kieler Modell“ entwickelt, das es Eigen-
tümern leichter macht, Wohnraum an Flüchtlinge zu vermieten. Ein direkter
Mietvertrag mit einem Asylbewerber müsste in dieser Phase nach deutschem
Mietrecht zeitaufwändig gekündigt werden, wenn der Asylbewerber abgescho-
ben wird oder untertaucht. Der Mietvertrag, der juristisch einem Gewerberaum-
Mietvertrag gleichkommt, wird mit der Kommune abgeschlossen, solange über
das Bleiberecht nicht entschieden ist. Es sieht zwei Nutzungsphasen vor: In der
ersten Phase von etwa fünf Jahren können hier Asylbewerber einziehen, in der
zweiten Phase werden diese Wohnungen zu barrierefreien Altenwohnungen
umgebaut.
Dr. Alexander Eger,
Bürgermeister, St. Leon-Rot
Alexander Eger ist das Gesicht für die pragmatische Umsetzung
von Flüchtlingsunterbringung. Als kein Raum zur Verfügung stand,
wurde einfach das Rathaus umgebaut und Flüchtlinge dort einquar-
tiert, inzwischen gibt es längst ein integratives Konzept. In einem
nüchtern-pragmatischen Plädoyer erklärte er: „Das sind Ihre neuen
Mitbürger, eine bestmögliche Integration liegt in unser aller Interes-
se.“ In St. Leon-Rot verfolgt man daher das Ziel, die Flüchtlinge über
die Gesamtgemeinde verteilt und in möglichst kleinen Gruppen un-
terzubringen. Als der Gemeinde für die Flüchtlingsunterbringung oft
abrissreife Immobilien angeboten würden, hält er sich mit Empörung
nicht lange auf. Lieber sieht er den positiven Nebeneffekt: Wenn
man einige der geeigneteren Häuser aufkaufe und saniere, werde
das Ortsbild schöner, so Eger.
Hans Josef Vogel,
Bürgermeister, Arnsberg
Er hat Flüchtlinge als einer der ersten Bürgermeister sofort aus der
Rolle der Hilfeempfänger heraus- und als Akteure direkt ins Rathaus
hineingeholt. Durch Koproduktion mit ihnen bei der Gestaltung der
Leistungen und bei deren Zielerreichung werden Innovationen der
sozialen, beruflichen und kulturellen Teilhabe als „Neue Nachbarn
Arnsberg“ umgesetzt – mit vielen verschiedenen Aktivitäten. Vogel
hat die Strategie „Neue Nachbarn Arnsberg“ auch bei der Unterbrin-
gung der Flüchtlinge verfolgt und von Anfang an eine Vermittlung in
private Wohnungen dezentral organisiert. Dazu hat er eine Kontakt-
und Koordinierungsstelle eingerichtet. Vogel organisiert jetzt ein
weiterführendes Quartiersmanagement, um im Quartier Begegnung
und gemeinsames Tun für das Wohnquartier anzuregen.