IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 10

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MARKT & POLITIK
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PREISVERLEIHUNG AM TAG DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT
2016: Köpfe und Flüchtlinge
Die Nominierten:
Immobilienwirtschaft und Betreiber
Auf dem Tag der Immobilienwirtschaft zeichnen
wir in diesem Jahr drei Personen aus, die sich in
der Branche besonders verdient gemacht haben.
Diesmal im Fokus: das Thema Flüchtlinge. Erstmals
dabei: ein Kommunalvertreter.
Köpfe
2016
Marion Schmitz-Stadtfeld,
Leiterin der Koordinierungsstelle Integrierte Flüchtlingsansiedlung und Integrierte Stadt-
entwicklung, Nassauische Heimstätte
Sie hat die Mission, die Flüchtlingsunterbringung in Deutschland zu revolutionieren.
Der Kostendruck in den Kommunen führe derzeit zu Provisorien: Containerstädte und sogar Zelte werden in der Not errichtet
– wie in Bad Schwalbach und Gießen. „Es ist zu befürchten, dass diese Provisorien bleiben und sehr langfristig unsere Quartiere
prägen werden“, warnt Schmitz-Stadtfeld. Sie lenkt unter anderem die Aufmerksamkeit auf so genannte „Homies“, kubusför-
mige Bauten in Containerbauweise, die einfach zu errichten sind, aber im Inneren eine deutlich höhere Wohnqualität bieten als
herkömmliche Containerbauten. In Graz und in den Niederlanden wurden die modernen Bauten mit der anderen Optik als billige
Hausalternativen oder fürs Studentenwohnen entwickelt, Schmitz-Stadtfeld hat sie fürs Flüchtlingswohnen angepasst.
Prof. Jörg Friedrich,
Leibniz Universität Hannover, Gründer des
Architekturbüros pfp-architekten mit Sitz in Hamburg
Er ist Herausgeber des Projekts „Refugees Welcome – Konzepte für
menschenwürdige Architektur“ mit zahlreichen Auswirkungen auf die
Praxis. Seit Erscheinen der Publikation gab es mit den Projekten an
der Leibniz Universität einen enormen Zuspruch, sodass mit Unterstüt-
zung aus Industrie, Immobilienwirtschaft und Privatinitiativen drei der
Projekte als Prototypen auf dem Universitätsgelände in Hannover im
Frühsommer realisiert werden. Studenten und Flüchtlinge werden das
Projekt gemeinsam bewohnen. In Hamburg wird aufgrund des Buches
eine neue Initiative gegründet: Neue Heimat Raumlabor, gemeinsam
mit Theaterleuten, Projektsteuerern, Wissenschaftlern, Künstlern, Ar-
chitekten und Ingenieuren wird hier in Hamburg eine kostengünstige,
dauerhaft umsetzbare Flüchtlingsarchitektur geplant und realisiert.
Clemens Foschi,
Initiator von magdas Hotel in Wien
Clemens Foschi ist als Projektleiter von magdas Hotel tätig, dem
ersten Social Business Hotel Wiens. 20 Flüchtlinge unter anderem
aus Afghanistan, Syrien, Somalia und dem Irak leben und arbeiten
hier und erhalten so die Chance, sich auf dem österreichischen
Arbeitsmarkt zu etablieren. Das Projekt ist Teil einer Social-Busi-
ness-Strategie der Caritas, deren Geschäftsführung WU-Absolvent
Clemens Foschi innehat. Das Hotel hat 80 Zimmer und auch Services
wie einen Fahrradverleih oder eine Bibliothek, die als Veranstal-
tungs- und Begegnungsort dient.
Thomas Hegel,
CEO der LEG Immobilien AG
Mithilfe des Quartiersmanagements und der
Kooperationspartner aus Sozialarbeit und
Sozialpädagogik versucht das Unternehmen,
die Flüchtlinge behutsam in bestehende Nach-
barschaften zu integrieren. Die LEG tut sich
hervor durch aktives Belegungsmanagement
im Quartier und Maßnahmen zur Förderung der
Nachbarschaften, die gegenseitiges Verständ-
nis schaffen. Teilweise gibt es mehrsprachige
LEG-Mitarbeiter vor Ort. „Als zielführend hat
sich vor allem die Betreuung durch persön-
liche Ansprechpartner erwiesen“, sagt Hegel,
der das Engagement im Flüchtlingsbereich
maßgeblich befördert hat. Die LEG ist darüber
hinaus Mitinitiatorin der Kampagne „Dortmund
wohnt bunt“, die für mehr Toleranz und Vielfalt
wirbt und für den Preis Soziale Stadt nominiert
worden ist.
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