IMMOBILIENWIRTSCHAFT 06/2016 - page 35

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Als Beispiel für die Realisierung so eines
Engagements verweist er auf das Refur-
bishment des ehemaligen Karstadt-Wa-
renhauses in der Stuttgarter Fußgänger-
zone, das bis Ende 2017 fertiggestellt sein
soll. „Würde solch eine Toplage erst nach
der Sanierung gekauft, würde deren Ren-
dite allenfalls 3,5 bis 4,0 Prozent betragen“,
rechnet Knorr vor. Durch die höhere Ri-
sikobereitschaft könne die Objektrendite
um bis zu einen Prozentpunkt verbessert
werden.
STÄRKERE DIVERSIFIKATION
Ein anderer
Trend ist die stärkere Diversifikation des
Immobilienportfolios: Die hohe Büroim-
mobilienquote – früher über 60 Prozent
– wurde von den meisten Fonds deutlich
reduziert. Der boomende Immobilien-
markt wurde für Verkäufe genutzt. So
steckt beim hausInvest aktuell rund die
Hälfte des Immobilienvermögens in Bü-
roinvestments, 2010 waren es fast zwei
Drittel. BeimGrundbesitz Europa trennte
man sich ebenfalls von Büroobjekten. Auf
sie entfallen noch 55 Prozent des Immo-
bilienbestands – 2010: 61 Prozent. Zu den
Fonds, die ihr Hotelengagement kräftig
aufstockten, zählt ebenfalls der hausInvest.
Der Hotelanteil des Immobilienportfolios
stieg seit 2010 von weniger als zwei auf
inzwischen vier Prozent. „Was uns an Ho-
telinvestments gut gefällt, ist die langfris-
tige gute Planbarkeit der Ertragsströme“,
erklärt Commerz-Real-Vorstand Andre-
as Muschter. Während Büromietverträge
höchstens für zehn Jahre abgeschlossen
würden, seien bei Hotels mehr als doppelt
so lange Laufzeiten nicht unüblich.
Einige Fonds wollen sich sogar stärker
bei Wohnimmobilien engagieren. „Der
Sektor ist durchaus attraktiv“, findet Ul-
rich Steinmetz, Manager des Grundbesitz
Europa. Er kann sich vorstellen, denWoh-
nungsanteil imFonds von unter einemauf
fünf Prozent hochzufahren. Ebenso will
die Commerz Real – im Gegensatz zu
Deka-Immobilien und Union Investment
– in diesem sonst eher weniger beäugten
Segment mehr Flagge zeigen.
Zu den bevorzugten Investmentregi-
onen der großen Fonds gehört Deutsch-
land, obwohl die Preise in allen Objektka-
tegorien angezogen sind. „Die Pluspunkte
des Standortes sind das wirtschaftliche
Umfeld und die nachhaltigen Ertragsaus-
sichten vieler Objekte“, lobt Steinmetz.
Wenig Kopfzerbrechen bereitet der
Branche übrigens der mögliche EU-Aus-
tritt –Abstimmung am23. Juni –Großbri-
tanniens. „Unsere Investments sind lang-
fristig orientiert“, betont Muschter. Knapp
ein Viertel des Immobilienvermögens des
hausInvest steckt momentan in britischen
Immobilien, meist in London. Erst kürz-
lich fiel der Startschuss zur Erweiterung
des Shopping-Centers Westfield London
– Investitionsvolumen: fast 400 Millionen
Euro. Branchenkenner hatten eigentlich
erwartet, dass das KAGB zur Lancierung
neuer, stärker auf spezielle Anlagethemen
fokussierter Produkte führenwürde. Dazu
kam es bislang bei den Offenen Immobili-
enpublikumsfonds – anders als bei Offe-
nen Immobilienspezialfonds – allerdings
noch nicht.
SUMMARY
»
Die großen Offenen Immobilienpublikumsfonds werden zurzeit
mit Geld geradezu überschüttet
. Allein in den ersten drei Monaten
2016 waren es fast 2,5 Milliarden Euro – zum Vergleich 2015 (Gesamtjahr): 5,3 Milliarden Euro.
»
Die Konsequenz
:
Einige Fonds verweigern
inzwischen die Annahme von frischem Anlagekapital.
»
Weil das Angebot an geeigneten Objekten knapper denn je ist, tummeln sich mittlerweile fast
alle Immobilienfonds
verstärkt in der Projektentwicklung
.
»
Ein anderer Trend ist die stärkere
Diversifikation des Immobilienportfolios
:
Die hohe Büroimmobilienquote – früher mehr als 60 Prozent – wurde von den meisten Fonds deutlich reduziert.
«
Norbert Jumpertz, Staig
ÜBERSICHT
DIE ZEHN GRÖSSTEN OFFENEN IMMOBILIENPUBLIKUMSFONDS
Quelle: BVI, Angaben der Fondsgesellschaften, eigene Recherche
Name
Fondsvermögen
(in Mrd. Euro)
Nutzungsart
(in Prozent am Immobilienvermögen)
Büro Handel, Restaurants
Hotel
Logistik andere
Deka-ImmobilienEuropa
13,5
69
17
6
4
4
Deka-ImmobilienGlobal
4,0
77
7
6
0
10
Grundbesitz Europa
5,3
55
33
0
5
7
Grundbesitz Global
2,3
80
7
1
5
7
hausInvest
10,9
51
37
4
1
7
UniImmo: Europa
11,4
61
24
7
4
4
UniImmo: Deutschland
10,7
43
40
14
3
0
UniImmo: Global
2,5
71
26
3
0
0
Wertgrund WohnSelect D
0,3
4
5
0
0
91
Westinvest InterSelect
5,7
65
16
11
2
6
1...,25,26,27,28,29,30,31,32,33,34 36,37,38,39,40,41,42,43,44,45,...76
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