 
          
            69
          
        
        
          Zweck der Wirtschaftlichkeitskontrolle und
        
        
          Verhaltensbeeinflussung erfüllt werden. Der
        
        
          Wert der aktuellen Periode b) hilft bei der Ent-
        
        
          deckung von Problemen, währenddessen der
        
        
          zukünftige (prospektive) Kundenwert c) der
        
        
          Entscheidungsunterstützung dient.
        
        
          Unter Kundenwert (Value of the Customer) wird
        
        
          die Summe aller auf einen einheitlichen Zeit-
        
        
          punkt bezogenen Beiträge, die durch und für
        
        
          den Kunden ausgelöst wurden, verstanden. Da-
        
        
          bei stehen die monetarisierbaren Beiträge im
        
        
          Vordergrund. Die Erwähnung des einheitlichen
        
        
          Vergleichszeitpunkts ist wichtig, weil ansonsten
        
        
          die einzelnen Beiträge nicht saldiert werden
        
        
          dürfen. Besonders relevant aus Entscheidungs-
        
        
          sicht ist der zukünftige Kundenwert, der die
        
        
          Summe aller zukünftigen, monetarisierten und
        
        
          auf den heutigen Zeitpunkt abgezinsten Beiträ-
        
        
          ge darstellt, die durch und für den Kunden ver-
        
        
          ursacht werden. Formelmäßig stellt sich der
        
        
          prospektive Kundenwert wie folgt dar:
        
        
          KuW
        
        
          0
        
        
          : Kundenwert (finanzieller Teil) zum
        
        
          Zeitpunkt t=0
        
        
          EZ
        
        
          t
        
        
          : Erwartete Einzahlungen vom Kunden
        
        
          im Zeitpunkt t
        
        
          AZ
        
        
          t
        
        
          : Erwartete Auszahlungen für den
        
        
          Kunden im Zeitpunkt t
        
        
          t:
        
        
          Zeitindex mit t = 0, ..., tn
        
        
          tn:
        
        
          Letztes Element im Zeitindex t
        
        
          q:
        
        
          Zinsfaktor (1+i), mit i als Perioden-zinssatz (wacc)
        
        
          Die Ein- und Auszahlungen beziehen sich je-
        
        
          weils auf das Ende einer Periode. Da in der Re-
        
        
          alität die Zahlungen über das Jahr verteilt an-
        
        
          fallen, setzen die Jahresendgrößen voraus,
        
        
          dass in einem vorgelagerten Schritt alle Zah-
        
        
          lungen durch Verzinsung auf die jeweiligen Pe-
        
        
          riodenenden bezogen wurden (intraperiodische
        
        
          Verzinsung). Dies wird weiter unten am Beispiel
        
        
          demonstriert. Im Weiteren ist zu unterscheiden,
        
        
          ob die Kalkulation für einen
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Bestandskunden,
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          einen potentiellen Neukunden oder für einen
        
        
          ·
        
        
          ·
        
        
          Ex-Kunden
        
        
          durchgeführt werden soll. Dazu sind bei den
        
        
          Bestandskunden noch Intensivierungsstrategi-
        
        
          en denkbar, mit denen höhere Einzahlungs-
        
        
          überschüsse generiert werden müssen. Für ei-
        
        
          nen Bestandskunden sind ansonsten die Akqui-
        
        
          sitionsauszahlungen nicht mehr relevant. Es
        
        
          handelt sich dann um Sunk Cost, die nicht
        
        
          mehr beeinflussbar sind (vgl. dazu Hoberg
        
        
          (2018b)). Damit wird die relevante Kalkulation
        
        
          um die Anfangsauszahlungen entlastet, so
        
        
          dass diese Kundengruppe c. p. günstiger wird.
        
        
          
            Analyse des Beispiels
          
        
        
          Meffert/Bruhn/Hadwich (2018) bringen auf S.
        
        
          491 ff. ein Beispiel aus einem Fitnessstudio zur
        
        
          Ermittlung des mehrperiodigen Kundenwertes
        
        
          für 3 verschiedene Kundengruppen. Dabei wird
        
        
          berücksichtigt, wie viel Prozent der Kunden von
        
        
          Jahr zu Jahr treu bleiben (Retention Rate: beim
        
        
          ersten Kundentyp in Abbildung 1: 75%). Die
        
        
          erste Kundengruppe wählt nur das Stan-
        
        
          dardangebot des Fitnessstudios, die zweite
        
        
          einige Kurse plus einige Sonderleistungen und
        
        
          die dritte Gruppe viele Kurse und viele Sonder-
        
        
          leistungen. Die Kalkulation für die erste Kun-
        
        
          dengruppe geben die Autoren, wie in Abbil-
        
        
          dung 1 dargestellt, an:
        
        
          Die Daten beziehen sich jeweils auf den durch-
        
        
          schnittlichen Kunden des jeweiligen Typs. Es ist
        
        
          zu ergänzen, dass die Daten somit in € pro
        
        
          Durchschnittskunden gemessen werden, wobei
        
        
          der notwendige Zeitbezug weiter unten abgelei-
        
        
          tet wird. Zu den Daten wurden die Zeilennum-
        
        
          mern ergänzt, um die Orientierung zu erleich-
        
        
          tern. Zudem wurde der Rundungsfehler beim
        
        
          Present CLV beseitigt. Alle anderen Elemente
        
        
          entsprechen dem Original. Die Fehler werden
        
        
          im Folgenden aufgezeigt und durch Verbesse-
        
        
          rungen korrigiert, so dass der Leser sie nicht
        
        
          noch einmal begehen muss.
        
        
          Fehler in den Begriffen
        
        
          Die Autoren schreiben zu Recht, dass mehrpe-
        
        
          riodige Kalkulationen üblicherweise auf der Ba-
        
        
          sis von Zahlungen durchgeführt werden (S.
        
        
          490). Diese vernünftige Vorentscheidung ist
        
        
          wichtig, weil Zahlungen zeitpunktorientiert er-
        
        
          fasst werden müssen, während Erlöse und
        
        
          Kosten periodenorientiert analysiert werden,
        
        
          wobei dann die Periodenmitte den zeitlichen
        
        
          Bezugszeitpunkt darstellt (vgl. zu diesen Zeit-
        
        
          annahmen Hoberg (2004), S. 271 ff.). Auf kei-
        
        
          nen Fall dürfen Zahlungen einerseits und Erlö-
        
        
          se/Kosten bzw. Einnahmen/Ausgaben anderer-
        
        
          seits saldiert werden, was aber im Beispiel an
        
        
          vielen Stellen geschieht. Es fängt bei der ers-
        
        
          ten Größe an, welche als „Einnahmen“ bezeich-
        
        
          net werden. Relevant sind aber nur Zahlungen.
        
        
          
            Abb. 1: Kundenwertbestimmung für Typ 1 nach Meffert/Bruhn/Hadwich, S. 491
          
        
        
          
            CM Januar / Februar 2019