CONTROLLER Magazin 4/2019 - page 36

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Einfache Umsetzung mit Excel
Die Darstellung der bandbreitenbasierten Risi-
kografik kann mit Excel-Bordmitteln umge-
setzt werden. Die dafür notwendigen Daten
können direkt in Excel eingegeben werden.
Will man die Daten nicht manuell eingeben,
können bereits vorhandene Datensätze aus
dem jeweiligen Risikomanagement-Tool in Ex-
cel importiert werden. Dieses Vorgehen emp-
fiehlt sich besonders, wenn der Erwartungs-
wert und weitere Risikomaße wie z. B. der Value
at Risk und Conditional Value at Risk bereits im
Risikomanagement-Tool über eine Monte-Carlo-Simulation bestimmt sind. Anschließend
werden die Daten in einer Tabelle so geordnet,
dass die bandbreitenbasierte Risikografik er-
zeugt werden kann.
Auswahl der Daten
Für die traditionelle Risk Map werden nur die
beiden Risikoinformationen Eintrittswahr-
scheinlichkeit und Schadenshöhe benötigt. Bei
der bandbreitenbasierten Risikografik können
dagegen 4 und mehr Risikoinformationen (d. h.
Parameter der Verteilungsfunktionen und Si-
mulationsergebnisse) gezeigt werden. Für eine
wert oder eine große Bandbreite hat. Oder um-
gekehrt: Risiken gelten dann als nicht relevant,
wenn sie sowohl innerhalb der Schwellen für
den Erwartungswert, als auch innerhalb der
Schwellen für die Bandbreite liegen. Dieser Be-
reich der nicht relevanten Risiken ist in der Ab-
bildung 4 als weiße Fläche gekennzeichnet.
Ausgehend von der unternehmensspezifischen
Risikopräferenz kann über die Wahl der Rele-
vanzschwellen die Auswahl der relevanten Risi-
ken gezielt gesteuert werden. Über den Erwar-
tungswert kann die Grenze für den Durch-
schnittsschaden und über die Bandbreite die
Grenze für den Extremschaden stärker bzw.
schwächer gewichtet werden.
Wahrscheinlichkeit, in einem Wert abbildet. Der
Erwartungswert sollte jedoch nicht das einzige
Kriterium der Risikopriorisierung sein. Gerade
bei Markt- bzw. Preisrisiken liegt der Erwar-
tungswert oft bei null und die möglichen Aus-
wirkungen streuen ins Positive und ins Negati-
ve. Solche Risiken können nicht eindeutig über
den Erwartungswert priorisiert werden. Daher
ist neben dem Erwartungswert auch die Größe
der Bandbreite/Volatilität als weiteres Kriterium
zu berücksichtigen. Dies gilt nicht nur für
Marktrisiken, sondern auch für seltene Extrem­
ereignisse, die bei einer großen Auswirkungs-
höhe und kleiner Eintrittswahrscheinlichkeit
einen Erwartungswert nahe null aufweisen.
Alternativ können Risiken auch nach ihrem Wert-
beitrag
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priorisiert werden.
Für die Bandbreite eines Risikos müssen ein
unteres und ein oberes Ende der möglichen
Auswirkungen definiert werden. Bei der Drei-
ecks- und Gleichverteilung bietet sich der Be-
reich zwischen Worst Case und Best Case an.
Bei Verteilungen, die theoretisch bis ins Unend-
liche gehen, wie die Normalverteilung, bieten
sich Quantilwerte an, z. B. der VaR 90% (oder
99 %) für den Höchstschaden und den VaR
10% (oder 1%) für die höchste positive Abwei-
chung (Höchstchance). Für die beiden Dimensi-
onen Erwartungswert und Bandbreite müssen
dann noch Relevanzschwellen definiert werden.
Damit Chancen und Gefahren gleichberechtigt
dargestellt werden, sollten die Schwellen nach
unten (Planabweichung nach unten = Gefahr)
und nach oben (Planabweichung nach oben =
Chance) gleich hoch gewählt werden. Ein Bei-
spiel ist in Abbildung 4 gezeigt. Ein Risiko ist
dann relevant, sobald es eine der Relevanz-
schwellen überschreitet, also entweder einen
großen (positiven oder negativen) Erwartungs-
Autoren
Rainer Suter, lic. oec. publ., EMBA
ist Corporate Risk Manager bei Axpo. Davor sammelte er Er-
fahrung in Industrie und Handel sowie als Risikomanager bei
einer weltweit tätigen Versicherungsgesellschaft. Er veröffent-
lichte die bandbreitenorientierte Risikografik ursprünglich als
Master Thesis im Rahmen einer Weiterbildung zum Executiv
Master of Business Administration in Controlling & Consulting.
Dr. Thomas Weber
ist Corporate Risk Manager bei Axpo. Zuvor war er wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für International Finance
(Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Franke) an der Universität Konstanz.
Dort hat er über den Handel mit Kreditrisiken promoviert.
Dr.-Ing. Clemens Mann
ist seit über 10 Jahren Leiter Risikomanagement im Axpo Kon-
zern, einem führenden Schweizer Energieversorger. Er leitet
zudem zusammen mit Oliver Disch den Arbeitskreis „Energie-
wirtschaft der RMA“. Er verfügt über eine breite Erfahrung in den
Bereichen Risikomanagement, Finanzen und Strategie. Vor
seiner Zeit bei Axpo war er in verschiedenen Funktionen im
Baustoffkonzern LafargelHolcim im internationalen Umfeld tätig.
Abb. 4: Auswahl Relevante Risiken über Schwellenwerte für Erwartungswert und Auswirkung (Quelle: Axpo)
Bandbreitenbasierte Risikografik
1...,26,27,28,29,30,31,32,33,34,35 37,38,39,40,41,42,43,44,45,46,...116
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