CONTROLLER Magazin 5/2018 - page 54

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die Kompetenzen und Technologien zur Auswer-
tung verfügen. Als übergeordnete Begriffe für
die Technologien und Methoden zur Datenbe-
schaffung und -auswertung werden sowohl
Business Intelligence
als auch
Business
Analytics
verwendet (vgl. Seiter 2018, S. 35).
Während unter ersteren rückblickende und be-
schreibende Analysen und Reports zu verstehen
sind, beschäftigt sich Business Analytics mit der
Analyse von Zusammenhängen und mit der Pro-
gnose der Zukunft. Um Zugang zu diesem
machtvollen Werkzeug zu erhalten, sollte der
„Digitale Controller“ über solide
Statistikkennt-
nisse
verfügen. Er muss dabei nicht nur wissen,
mit welchen Analysen er zielführende Auswer-
tungen erstellen kann, sondern er muss auch die
Voraussetzungen für die Analysen prüfen und
über die Möglichkeiten und Grenzen informiert
sein. Je nach Tiefe der Auswertung und vorhan-
dener Datengrundlage sind standardisierte Sta-
tistikprogramme mit vorgegebenen Funktionen
nicht ausreichend. Insbesondere bei individuel-
len Analysen und fortgeschrittenen Methoden
sind
Programmierkenntnisse
notwendig.
Neben der Analyse der Daten stellt auch die
Darstellung der Ergebnisse eine wesentliche
Anforderung an den Digitalen Controller. Er
muss geschult in der
Visualisierung
sein, um
komplexe Zusammenhänge einfach für das
Management darzustellen und zu erklären. Oft
wird für das Reporting auf
Dashboards
zu-
rückgegriffen, die so zu gestalten sind, dass die
Aufmerksamkeit des Managers auf die wesent-
lichen Aspekte gelenkt wird.
IT-Management
Das IT-Management umfasst das wirtschaft-
liche Bereitstellen und Betreiben der erforderli-
chen IT-Systeme im Unternehmen. Vom Kom-
petenzprofil „Digitaler Controller“ wird erwar-
tet, dass er mit der
IT-Architektur
in seinem
Unternehmen vertraut ist und über ein umfas-
sendes
Technologieverständnis
verfügt. Ne-
ben den bestehenden Technologien und ihren
Anwendungsmöglichkeiten im Controlling soll-
te der „Digitale Controller“ auch die aktuellen
Entwicklungen im Auge behalten. Dabei gilt
es, Potenziale neuer Technologien rechtzeitig
zu erkennen und für das Controlling zugäng-
lich zu machen.
Wissen nicht auf die Zusammenhänge im eige-
nen Unternehmen begrenzen, sondern der Blick
sollte über den Tellerrand hinausgehen. Markt-
trends und Entwicklungen in der eigenen Bran-
che sind in die Reports mit einzubeziehen, um
frühzeitig bei neuen Entwicklungen agieren zu
können. Zusätzlich sollte der digitale Controller
ein hohes Interesse an aktuellen Entwicklungen
und Konzepten (Business Design) hinsichtlich
digitaler
Geschäftsmodelle, Plattformen und
Ökosysteme
mitbringen und sich proaktiv
neues Wissen in diesem Bereich aneignen. Er
braucht ein ausgewiesenes Verständnis über
die analoge und digitale Customer Journey und
die Möglichkeit der Monetarisierung von Pro-
dukten und digitaler Services über den gesam-
ten Lebenszyklus hinweg. Das beinhaltet auch
eine kritische Auseinandersetzung mit den digi-
talen Technologien, den digitalen Potenzialen
und eine Bewertung der digitalen Risiken durch
ein fundiertes
Risikomanagement
.
Die Umsetzung der digitalen Projekte in den Un-
ternehmen erfolgt zunehmend durch agiles
Pro-
jektmanagement
, um Produkte und Services
schneller und erfolgreicher auf den Markt zu
bringen. Das Controlling steht vor der Herausfor-
derung, das Projektreporting an die agilen Me-
thoden anzupassen, um die Planungs-, Steue-
rungs- und Kontrollfunktion zu gewährleisten.
Ergänzend zu beachten ist, dass in den IT-Syste-
men der Datenschutz von hoher Bedeutung ist.
Die Datennutzung darf nur unter Einhaltung
rechtlicher und ethischer Vorgaben
erfolgen.
Daher sollte der Controller mit dem Thema Da-
tenschutz vertraut sein und die entsprechenden
Compliance-Vorgaben im Unternehmen kennen.
Compliance-Vorgaben müssen unter dem Ein-
bezug des Controllings erarbeitet und überwacht
werden. Dem „Digitalen Controller“ obliegt auch
eine aktive Rolle im
Change Managemen
t. Auf
operativer und strategischer Ebene muss die
wirtschaftliche Notwendigkeit des Change-Pro-
zesses aufgezeigt werden. Das betrifft die Un-
terstützung bei der Ausarbeitung der digitalen
Unternehmensvision, aber auch den Wertbeitrag
konkreter Digitalisierungsprojekte.
Data Science
Um sich die großen verfügbaren Datenmengen
zunutze zu machen, muss das Controlling über
Fachwissen
Die Grundvoraussetzung für das Kompetenzpro-
fil „Digitaler Controller“ ist ein fundiertes Con-
trollingfachwissen (
Controllingprozesse und
Controllinginstrumente
). Das Controlling ist
gefordert, die bereichsübergreifende Koordina-
tion von traditionellen und digitalen Geschäfts-
modellen zu gewährleisten. Das bedingt ein aus-
gewiesenes Verständnis über
Kosten- und Er-
lösmodelle
in der digitalen Ökonomie. Erfolg-
reiche Plattformunternehmen haben z. B. im
Vergleich zu Pipeline-Unternehmen andere Kos-
tenstrukturen. Bei digitalisierten Services ten-
dieren die Grenzkosten gegen Null. Für die Ver-
vielfältigung der digitalen Services fallen fast
keine Kosten an. Die digitale Transformation von
Geschäftsmodellen verändert die Unterneh-
menssteuerung radikal. Durch das Einführen di-
gitaler Geschäftsmodelle und digitaler Services
entsteht eine Vielzahl neuer Messgrößen (z. B.
Online-Kennzahlen
), die in das bestehende
Steuerungssystem integriert und mit den etab-
lierten Kennzahlen verknüpft werden müssen.
Dabei unterscheiden sich die neuen Kennzahlen
von den bisherigen Messgrößen: Sie können auf
strukturierten oder unstrukturierten Daten auf-
bauen und sind in den wenigsten Fällen mone-
täre Größen. Es ist Aufgabe des Controllings, die
relevanten Kennzahlen auszuwählen und Ent-
scheidungsbäume aufzubauen, um den Wert-
beitrag der digitalen Entwicklungen aufzuzeigen
und transparent zu machen. Dieser Prozess ist
nicht abschließend, sondern bedarf einer konti-
nuierlichen Beobachtung und Anpassung der
Steuerungssysteme
(vgl. Schönbohm und Egle
2016, S. 6). In diesem Zusammenhang ist auch
die geeignete
Controllingorganisation
unter
dem Diktat der digitalen Ökonomie und operati-
ven Effizienz zu wählen. Es bedarf elementarer
Abwägungen über zentrale und dezentrale Orga-
nisationsformen und deren Vor- und Nachteile
im digitalen Umfeld. Dazu sind die Möglichkeiten
von z. B. Lean Controlling, Self-Service-Control-
ling, Controlling-Factories hinsichtlich Effizienz
und Effektivität zu evaluieren.
Business
Das Kompetenzprofil „Digitaler Controller“ er-
fordert ein ausgewiesenes
Markt- und Bran-
chenverständnis
. Der Controller darf sein
Kompetenzprofil „Digitaler Controller“
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